Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)
Erklärungen bestätigen können!“
Ich muss zugeben, dass ich von dieser Schlussfolgerung geschockt war! Wie konnte Oliver diesen Fall so präzise auf drei Erklärungen eingrenzen und dabei davon ausgehen, dass die Baroness eine der drei bestätigen würde – es gar konnte! Aber die Baroness saß weiterhin angespannt und schweigend neben mir, sodass ich in diesem Moment ahnte, dass Oliver durchaus recht behalten konnte! Wie sehr ich angespannt war, kann ich im Nachhinein kaum mehr ermessen, aber ich spürte, dass wir drei ganz dicht vor einem Durchbruch in diesem Mordfall standen. Doch es war nicht Oliver, der seine drei Erklärungen ausführte, sondern die Baroness selbst, die überraschenderweise ihr Schweigen brach.
„Esther – meine geliebte Tochter“, begann sie und ich merkte sogleich, dass diese Worte, die jetzt aus ihrem Mund kamen, die reine Wahrheit waren, „kam vor einigen Tagen zu mir und eröffnete mir, dass Sie die finanzielle Situation unserer Familie kennen würde. Daher hatte sie sich entschieden, den durchaus reichen Vater ihres nunmehr toten Kindes um Geld zu bitten, denn auch er hätte seit kurzem einiges in seinem Leben zu verlieren, wenn bekannt würde, dass er der Vater des Kindes wäre. Ich wollte es meinem Mann, dem Baron, sagen, aber meine Tochter verlangte von mir, dass ich schwieg. Vielleicht hätte das alles klären können!“
„Sie wussten nichts von dem reichen Nachbarn, der Esther als Erbin einsetzen wollte, nicht wahr?“ schloss mein Vater aus der Erzählung der Baroness.
„Bis vorhin hatte ich keine Ahnung davon! Mein Mann hat es mir nicht sagen wollen! Und jetzt bereut er es ungemein! Sonst wäre das hier wahrscheinlich gar nicht passiert! Oh, Esther! Meine kleine Esther!“ flüsterte die Baroness und musste schwer schlucken.
„Auch wenn ich ahnen kann, dass das jetzt sehr schwer für Sie ist, Baroness“, sagte Oliver nach einer Weile des Schweigens, „muss ich Sie bitten, uns auch den Rest zu erzählen!“
„Auch wenn es mir schwer fiel, sagte ich ihr mein Schweigen zu und muss zugeben, dass ich sogar insgeheim hoffte, dass der Vater des Kindes das Lösegeld für das Schweigen meiner Tochter bezahlen würde. Es ist kein leichtes Leben, wenn man adelig, aber mittellos ist in diesem Land, und natürlich schäme ich mich dafür. Als ich merkte, dass unsere Tochter unsere beste Aussicht war, schnell die Aasgeier loszuwerden, die beinahe jeden Tag meinen Mann besuchten, um ihn davor zu warnen, die Schulden nicht zurückzuzahlen, da...“, sagte die Baroness, stockte und brach in Tränen aus.
Ich stand vom Bett auf und suchte aus einer Kommode ein Taschentuch, das ich ihr reichte. Sie schnäuzte hinein, sammelte sich kurz und sprach dann weiter.
„Dann sagte Esther mir gestern Abend, dass der Vater des Kindes seit kurzem hier im Hotel sei! Ich bekam einen mächtigen Schock und drang in sie, dass wir es jetzt ihrem Vater sagen mussten, doch auch in diesem Augenblick der größten Bedrohung verweigerte sie sich und drohte mir, alles öffentlich zu machen, selbst wenn sie dabei leiden müsse. Ich war gefangen und konnte mich kaum winden, doch Esther wirkte ganz ruhig und sagte nur, dass sie es jetzt zu Ende bringen werde. Wahrscheinlich habe der Vater das Lösegeld bei sich und werde es ihr geben – ich muss zugeben, dass ich in diesem Moment nicht daran gedacht habe, dass er meine Tochter umbringen würde! Ich hätte das alles verhindern können, wenn ich doch nur…“
Nun brachen alle Dämme und die Baroness konnte kaum mehr weiter sprechen. Ich half ihr, sich auf meinem Bett hinzulegen und streichelte ihr über den Rücken, während sie das erste Mal seit dem Morgen zügellos um ihre Tochter trauern konnte.
„Ich werde meine Frau holen“, sagte mein Vater, „damit sie sich um die Baroness kümmert.“
Während mein Vater hinunter eilte, um meine Mutter herbeizuholen, schwieg Oliver und ging scheinbar in Gedanken die neuen Informationen durch. Der Mörder befand sich also tatsächlich in diesem Hotel und nun hatten sie auch das Motiv – auch wenn dieses Motiv die Zahl der Verdächtigen nur unweigerlich, und zwar um den Baron selber, verringerte.
Mein Vater kam kurz darauf mit meiner Mutter zurück ins Zimmer, der er wohl das Nötigste gesagt hatte, und indem mir meine Mutter ein wohlwollendes Lächeln schenkte, stand ich auf und ließ meine Mutter zur Baroness, die sie genauso umsorgte wie Elle, als diese an dem Tag krank war, an dem wir mit Patrick raus
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