Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)
nachdenklich.
„Gelogen hat sie aber nicht. Denn wenn es nur ein Bekannter der Familie ist!“ hielt ich dagegen.
„Wie dem auch sei!“ sagte Oliver. „Bitte weiter, Mr. Pennymaker!“
„Ja, nun. Also dieser Nachbar scheint tatsächlich geplant zu haben, der kleinen Baroness das Erbe zu vermachen, ohne dass ich erfahren konnte, wie viel das Erbe denn sein würde. Nichtsdestotrotz erging es mir mit dieser Nachricht natürlich leichter und wir planten, heute Morgen abzureisen, bestellten einen Wagen für den Morgen, der dann aber wieder fortgeschickt wurde, weil die kleine Tochter des Barons ermordet wurde. Ich schwöre auf mein Leben, Mr. McAllister und Mr. Hogwall, dass ich mit dem Mord an der Tochter nichts zu tun habe.“
„Für den ersten Moment glaube ich Ihnen, Mr. Pennymaker“, sagte Oliver, „weil ich Ihre Geschichte für schlüssig halte. Dennoch muss ich Sie verpflichten, uns alles zu sagen, was Sie in dem Bezug auf den Mordfall wissen!“
„Das ist alles, was ich weiß! Das können Sie mir glauben“ wehrte sich Mr. Pennymaker.
„Gerade das glaube ich Ihnen nicht!“ meinte hingegen Oliver und behielt den Befragten fest im Blick. „Denn ich denke, wenn Ihnen der Baron das Herz ausgeschüttet hat, soweit, dass er Ihnen – einem Fremden – erzählt, dass sie einen befreundeten Nachbarn haben, der die Familie aus den Schulden bringen könnte, dann hat er Ihnen vielleicht auch etwas in Bezug auf die kleine Tochter der Familie erzählt. Denken Sie scharf nach, was er gesagt haben könnte! Wenn ich das Gefühl habe, dass Sie mir etwas verheimlichen, dann werde ich persönlich dafür sorgen, dass Ihnen das Herumtragen einer Waffe zum Verhängnis wird!“
„Wozu ich aber eine Genehmigung habe!“ entgegnete Mr. Pennymaker schroff.
„In London durchaus – aber auf dem Land, weitab von der schützenden Stadt, mag das Gesetz ein wenig anders aussehen!“ hielt Oliver dagegen.
Mr. Pennymaker stritt innerlich mit sich – das konnte man seiner Mimik deutlich ablesen, was mir zugleich klar machte, dass er mehr wusste, als er bisher zugeben wollte.
„Ich bin bereit, Ihnen einige Informationen zu geben“, sagte er schließlich. „Aber nur unter der Voraussetzung, dass Sie mich und auch meine Frau in der Folgezeit in Ruhe lassen und dem Baron nichts davon erzählen, dass Sie das von mir wissen.“
„Abgemacht“, schoss es direkt aus Olivers Mund, der mit seinem Eifer einen neuen Schwung in die Ermittlung gebracht hatte.
„Der Baron erzählte mir“, begann Mr. Pennymaker nach einer kurzen gedanklichen Pause, in welcher er mehrfach tief ein- und ausatmete, „dass seine Tochter deshalb so kränklich sei, weil sie vor kurzem eine Schwangerschaft durchstehen musste, die nach der Entdeckung durch die Eltern von einem Arzt abgebrochen wurde.“
„Das wissen wir bereits“, gab mein Vater zu verstehen. „Wissen Sie aber auch mehr über die näheren Umstände dieser Schwangerschaft?“
„Der Baron sagte mir im Vertrauen, dass seine Tochter bereits im sechsten Monat schwanger gewesen war, und dass der Arzt davon abgeraten hatte, das Kind zu entfernen – viel eher solle die Tochter das Kind austragen und dann an ein Waisenhaus abgeben!“
„Doch der Baron bestand auf einen Abbruch?“ wollte Oliver wissen.
„Auch wenn er es nicht explizit sagte, so glaube ich schon, dass er es war, der seine Tochter dazu gebracht hat, die Schwangerschaft zu beenden. Was dazu führte, dass die Tochter nach der Operation krank wurde und mit den Nachwirkungen dieses Abbruchs zu kämpfen hatte.“
„Weiß der Baron oder die Baroness, wer der Vater des Kindes ist?“ fragte nun wiederum mein Vater.
„Also wenn sie es wissen, dann hat mich der Baron angelogen, denn er verneinte vehement, dass er den Vater kenne. Seine Tochter sei vielmehr darauf versessen, den Namen des Vaters um keinen Preis zu nennen – was den Baron verständlicherweise zur Weißglut trieb!“
Nach dieser Antwort schwiegen wir alle und während mein Vater, Oliver und ich nach einer weiteren sinnvollen Frage suchten, schien sich Mr. Pennymaker körperliche Spannung etwas zu legen.
„Ist das wirklich alles, was Sie wissen, Mr. Pennymaker?“ fragte mein Vater.
„Ja, das ist alles. Das schwöre ich Ihnen bei meinem Leben!“
„Und Ihre Frau – weiß die vielleicht mehr?“
„Nein, sicher nicht. Sie hat mit dem Baron und der Baroness kaum gesprochen, und ich habe ihr auch nicht alle Details gesagt, die ich Ihnen verraten
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