Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)
O’Reilly mich. »Wir haben uns die größte Mühe gegeben, ihn aufzuspüren. Unsere Nachforschungen bei anderen Polizeibehörden brachten schon nach kurzer Zeit Erkenntnisse über seine früheren Aktivitäten, doch nichts über seinen gegenwärtigen Verbleib. Keine Spur von ihm, er war wie vom Erdboden verschluckt …«
»Wie ich bereits sagte«, unterbrach Dunn das Gespräch. Er war während des Monologs immer nervöser geworden. »Es sollte nicht lange dauern, die notwendigen Arrangements zu treffen, damit Sie den Mann mit nach Manchester nehmen können. Ich schlage vor, Sie gehen solange in eines unserer exzellenten Steakhäuser und kommen wieder, nachdem Sie sich gestärkt haben.«
Diese Idee schien Zustimmung zu finden, und unsere Besucher brachen auf.
»Er ist ein Verdächtiger in einem Mordfall«, erinnerte ich Dunn mit Nachdruck, als wir allein waren. »Es wird berechtigte Einwände dagegen geben, dass unsere Kollegen ihn mit nach Manchester nehmen, wo er geringfügigeren Anklagen entgegensieht. Und was ist mit der Polizei in Leeds und all den anderen Orten? Sie wird ebenfalls nach ihm suchen.«
»Das ist der Grund, warum ich die Entscheidung nicht selbst treffe«, erwiderte Dunn mit halsstarrig vorgerecktem Kinn. »Die Kollegen haben Beweise und Zeugen, die willens sind, gegen ihn auszusagen und ihn zu identifizieren. Sie, Ross, waren außerstande, irgendetwas aus ihm herauszuholen, als Sie ihn verhört haben. Sie waren besorgt, er könnte London verlassen. Also soll Manchester ihn mitnehmen. Ich gehe zum Commissioner und hole seine Zustimmung ein. Er hat sicher nichts dagegen, wenn ich ihn wegen dieser Sache störe, auch wenn Samstag ist.«
Offensichtlich war also die Tatsache, dass wir unsere Zeit mit der Verhaftung von Fawcett verschwendet hatten, nicht Dunns Fehler – es war meiner.
»Nun«, sagte ich schließlich. »Wenigstens weiß ich, wo wir ihn finden. Es ist Samstag, und unser falscher Prediger sitzt in seiner möblierten Unterkunft in Clapham und schreibt an seiner Predigt für morgen. Das heißt …«, konnte ich mir nicht verkneifen hinzuzufügen, »… falls er mich nicht belogen hat. Da er auch bei allem anderen gelogen hat, bleibt uns nichts anderes übrig als zu hoffen, meinen Sie nicht?«
Dunn bedachte mich mit einem irgendwie gehetzt wirkenden Blick.
KAPITEL FÜNFZEHN
Inspector Benjamin Ross
Ich muss gestehen, dass ich sehr nervös war, als ich an jenem Nachmittag in Gesellschaft unserer beiden Kollegen aus dem Norden nach Clapham aufbrach. Falls Fawcett nicht in seiner Wohnung war, würde ich in den Augen von Styles und O’Reilly dastehen wie ein Tor, und Dunn würde mir die Schuld geben, dass unsere Beute verschwunden war. Fawcett würde von seiner Wirtin gewarnt werden, dass wir bei ihr zu Hause gewesen seien und nach ihm gefragt hätten, und er würde augenblicklich seine Koffer packen und verschwinden. Der Superintendent würde zu Recht darauf beharren, dass ich Scotland Yard hätte aussehen lassen wie einen Haufen von stümperhaften Trotteln. All das war überhaupt nicht weit hergeholt, denn ich war alles andere als sicher, dass wir Fawcett zu Hause antreffen würden.
Meine beiden Begleiter auf der anderen Seite schienen bester Laune zu sein. Vielleicht lag es daran, dass sie gut gegessen hatten, oder auch, weil sie volles Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten hatten und nicht für eine Sekunde daran zweifelten, dass wir den Mann genau da antreffen würden, wo er vermutlich steckte. Oder vielleicht war es auch nur die Aussicht, Fawcett im Triumph nach Hause zu bringen, die sie in diese Stimmung versetzte. Wahrscheinlich malten sie sich bereits jetzt aus, wie sie von den Stadtvätern belobigt wurden – und von jenen Baumwollkönigen, deren Familien so gründlich hereingelegt worden waren. Ich betete im Stillen, dass wir nicht vergeblich nach Clapham unterwegs waren.
»Nun denn, Mr. Ross«, sagte Styles jovial, während wir in einer gemieteten Droschke zur Waterloo Station fuhren (die Dringlichkeit unserer Mission hatte bewirkt, dass Superintendent Dunn die Ausgabe genehmigt hatte). »Ihr Superintendent glaubt also, unser Mann wäre nicht nur ein talentierter Hochstapler, sondern auch ein Mörder. Ist das auch Ihre Meinung?«
Während er sprach, fixierte er mich mit einem scharfen Blick, der seinen beiläufigen Tonfall Lügen strafte.
»Nach Lage der Dinge – nein«, erwiderte ich. »Ich bin anderer Meinung. Fawcett spielt sicherlich eine Rolle bei
Weitere Kostenlose Bücher