Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)
gedeckt und weiter mit ihm konspiriert. Es dürfte ihr schwerfallen, das vor einem Gericht zu erklären.«
Ich musste an meinen eigenen Besuch in Wisteria Lodge denken, nachdem Isabella Marchwood ermordet worden war, und die gefasste Reaktion, mit der die Bewohnerin die Nachricht aufgenommen hatte. »Sie muss Nerven aus Stahl haben«, murmelte ich. »Und nicht eine Unze Mitleid. Vielleicht waren es diese beiden Eigenschaften, die sie die gefährlichen Tage des Aufstands in Indien überleben ließen.«
Ben stocherte mit dem Schürhaken im Feuer, dann nahm er die Zange und legte einen Brocken Kohle in die Glut. Es machte einen schwächlichen Versuch aufzuflackern. »Pritchard selbst behauptet, sie wusste, dass das Treffen arrangiert worden war zum Zweck der Ermordung von Allegra Benedict«, sagte er. »Es war nicht seine eigene Idee – es war ihre. Er befolgte lediglich ihre Instruktionen. Es gibt wenig Veranlassung für ihn, in dieser Hinsicht zu lügen, es sei denn, er bildet sich ein, seinen Kopf zu retten, indem er die Schuld auf mehrere verteilt. Das wird es nicht.«
Ben zuckte die Schultern. »Ich persönlich glaube, dass die Scott es wusste und dass es von Anfang an ihr Plan war. Isabella Marchwood hatte keine Ahnung von ihren wahren Absichten, doch Jemima Scott und Owen Pritchard hatten entschieden, dass Allegra Benedict den Green Park nicht mehr lebend verlassen würde. Aber das zu beweisen …? Das ist eine ganz andere Sache. Die Scott ist eine sehr clevere Frau. Sie hat darauf geachtet, nicht am Tatort zu sein, als der Mord durchgeführt wurde. Die Note, die Isabella Marchwood auf der Rückseite eines Flugblatts an sie geschrieben und Pritchard gegeben hat, wanderte sicherlich noch am gleichen Abend ins Feuer. Sie ist zu clever, um abzustreiten, dass er zu ihr nach Hause kam. Ihre Haushälterin hätte sich vielleicht erinnert und es uns gesagt. Doch Jemima Scott besteht darauf, dass er nur zu ihr kam, um über seine Befürchtungen und Ängste zu reden. Und dass sie ihm gesagt hätte, sie würde in seinem Namen mit Isabella Marchwood reden und sie von der Notwendigkeit überzeugen, Stillschweigen zu bewahren. Mehr nicht.«
Wir schwiegen erneut, und ich starrte in die sich abmühenden Flammen, während Ben seinen eigenen Gedanken nachhing. Plötzlich ertönte aus der Küche ein besonders lautes Krachen, gefolgt von Bessies Stimme. »Keine Sorge, Missus, es ist nichts passiert!«
»Weißt du, Lizzie, als ich mit den Ermittlungen zu diesem Fall angefangen habe, dachte ich zuerst, wir hätten es mit zwei verschiedenen Mördern zu tun«, sagte Ben leise. »Einem, der sich als Phantom verkleidet an die Straßenmädchen heranmachte, wie zum Beispiel die arme Clarrie Brady, und einem anderen, der Allegra Benedict und hinterher Isabella Marchwood ermordet hatte.«
»Und in Wirklichkeit gab es die ganze Zeit nur einen, nämlich Pritchard, wie sich schließlich herausgestellt hat«, sagte ich.
»Es kommt darauf an, wie man es betrachtet, Lizzie. Es gab lediglich ein Paar Hände, nämlich die von Pritchard, der die Morde ausführte, aber es steckten zwei Gehirne hinter alledem. Das war es, wie ich heute weiß, was mich anfänglich auf eine falsche Spur geführt hat. Allein auf sich gestellt, hätte Pritchard weiterhin im Nebel die Straßen am Fluss unsicher gemacht und sich auf die Prostituierten beschränkt, deren Aktivitäten ihn so sehr beleidigten, bis wir ihn irgendwann geschnappt hätten. Er hatte keine Veranlassung, Allegra Benedict in den Park zu locken und zu töten. Er hat sie überhaupt nicht gekannt! Vergiss nicht, Pritchard wurde nie zu den Soireen nach Wisteria Lodge eingeladen, wo Fawcett und Allegra sich kennengelernt hatten. Allegra war nie bei den sonntäglichen Temperenzversammlungen. Pritchard hatte Allegra Benedict vor dem schicksalhaften Zusammentreffen im Green Park noch nie gesehen. Er wusste nur deswegen von der Liaison zwischen Fawcett und Allegra, weil Mrs. Scott es ihm gesagt und weil sie ihn überzeugt hatte, dass Allegra eine ernste Gefahr für den ›Geistlichen‹ wäre. Anschließend hatte sie nur noch wenig Mühe, ihm einzureden, dass die Gefahr aus dem Weg geräumt werden müsse. Ein Mann, aber zwei Gehirne, wie gesagt. Ein doppelköpfiges Monster, wenn du so willst.«
»Wird ein Richter oder eine Jury das glauben?«, fragte ich, fassungslos angesichts des Bildes, das Ben von den Verschwörern gezeichnet hatte.
»Sie werden das glauben, was der Anwalt der Krone in einem
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