Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)
Lizzie«, sagte Ben zu mir und ergriff meine Hand. »Du warst eine Fremde für sie. Sie hätte dich nicht ins Vertrauen gezogen, bestimmt nicht. Ganz egal, wie sehr du dich bemüht hättest.«
»Ich hätte irgendetwas tun müssen!«, beharrte ich.
»Du hast etwas getan. Du hast gesehen, wie sie mit Jemima Scott gesprochen hat, und du hast gehört, wie Jemima Scott sie aufgefordert hat, sie in Clapham zu besuchen. Du hast mir davon erzählt, und diese Information, so unbedeutend sie dir erscheinen mag, war für unsere Ermittlungen von großer Bedeutung. Lizzie, Isabella Marchwood war von Anfang an dem Untergang geweiht. Von dem Moment an, als sie Allegra Benedict mit nach Wisteria Lodge nahm.«
Ben hatte vermutlich recht. Ich stieß einen Seufzer aus, aber dann kam mir ein neuer Gedanke. »Und dieser schreckliche Fawcett hat an allem überhaupt keine Schuld?«, fragte ich aufgebracht. »Er ist doch die Ursache für alles! Seine Lügen und seine Täuschung haben doch überhaupt erst dazu geführt, dass er als Redner in das Haus von Mrs. Scott eingeladen wurde und dass er dort Allegra Benedict kennenlernen konnte. Er hat die Affäre mit Allegra angefangen – und sag mir jetzt bloß nicht, dass er ein armer unschuldiger Kerl ist, der von einer äußerst raffinierten Frau verführt wurde! Dieser Mann weiß überhaupt nicht mehr, was Unschuld ist!«
»Es ist wirklich eine große Schande«, erwiderte Ben. »Zum ersten Mal in seinem Leben ging es ihm nicht in erster und einziger Linie um ihn selbst. Er begriff das Risiko, dass Benedict alles herausfinden könnte, und er hatte vor, London zu verlassen und unterzutauchen, wie er es früher in anderen Städten auch jedes Mal gemacht hatte, wenn die Dinge zu kompliziert geworden waren. Doch obwohl er wusste, dass er besser den Kopf eingezogen hätte und verschwunden wäre, gelang es ihm nicht, sich von Allegra zu trennen. Auf seine eigene Weise …«
»Nicht!«, unterbrach ich ihn heftig. »Ich flehe dich an, sag bloß nicht, dass er sie geliebt hat! Er ist überhaupt nicht imstande, einen anderen Menschen zu lieben!«
»Also schön«, räumte Ben widerspruchslos ein. »Sagen wir, er war in sie vernarrt. Er ist ein junger Mann, und sie war jung und eine wunderschöne Frau. Sie beging den Fehler, ihm zu vertrauen. Er beging den Fehler, sich an seine Beziehung mit ihr zu klammern … und beide wurden von einer Frau beobachtet, die auf ihre Weise ganz genauso besessen war von deinem Mr. Fawcett wie Allegra Benedict. Oder hältst du es für völlig unmöglich, Lizzie, dass Jemima Scott trotz des Altersunterschieds eine gewisse Leidenschaft für diesen Burschen entwickelt hat? Allegra war nicht nur eine Bedrohung für die Sache, für die Bewegung, wie Mrs. Scott es nennt, sie war eine Rivalin im Wettstreit um die Zuneigung des Predigers. Fawcett selbst hat mir verraten, wie viele Frauen es gibt, die sich in Männer mit Macht verlieben. Vielleicht ist das das Geheimnis hinter allem.«
Ich starrte Ben voller Entsetzen an. Der Gedanke war mir bisher noch gar nicht gekommen, dass Mrs. Scott viel mehr als nur eine eifrige Anhängerin von Joshua Fawcetts Kampagne gegen die Trunksucht gewesen sein könnte. Hatte sie sich wirklich in diesen Kerl verliebt? Der Gedanke, dass diese kalte Person heimliche Sehnsüchte entwickeln konnte … er ließ mich erschauern.
»Wenn das so ist«, rief ich, »dann kann sie unmöglich die Wahrheit sagen über den Plan, den sie mit Pritchard ausgeheckt hat! Nie im Leben hat sie bloß vorgehabt, Allegra zum Abbruch der Beziehung zu überreden. Hat sie wirklich nicht gewusst, dass er sie erdrosseln würde? Hat sie wirklich und wahrhaftig ihre Rivalin nicht für immer aus dem Weg räumen wollen?«
»Sie wird niemals zugeben, tiefere Gefühle für Fawcett oder eine persönliche Rivalität mit Allegra um seine Zuneigung gehabt zu haben«, erwiderte Ben. »Bleiben wir also erst einmal dabei und sagen, ihr einziger Wunsch war, Fawcett vor einem Skandal zu bewahren und ihn in die Lage zu versetzen, seine Arbeit fortzuführen. Ich glaube trotzdem, dass sie zusammen mit Pritchard geplant hat, Allegra Benedict zu töten. Sie war nicht im Geringsten überrascht, als sie erfuhr, dass er es getan hatte. Ich glaube nicht, dass sie so ruhig geblieben wäre, wenn sie nicht damit gerechnet hätte. Sie wäre wütend gewesen auf Pritchard und auf direktem Weg zur Polizei gegangen. Stattdessen hat sie im Anschluss an das erste Verbrechen vorsätzlich den Mörder
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