Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)
behielten.
Isabella Marchwood hatte alarmiert reagiert, als sie erfahren hatte, dass wir bei Tedeschi gewesen waren und überprüft hatten, ob die beiden Frauen wirklich in seinem Laden gewesen waren. Sie hatte nicht befürchtet, der Juwelier könnte ihrer Geschichte widersprechen, denn er hatte sie bereits bestätigt. Die Frauen waren dort gewesen. Warum also dieses Erschrecken, diese Angst? Was hat er gesagt? , war ihre Frage an mich gewesen. Was hatte Tedeschi der Polizei tatsächlich gesagt ? Was konnte er möglicherweise gesagt haben, das ihrer Geschichte auf irgendeine Weise widersprochen hätte?
Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Ich musste so schnell wie irgend möglich zu diesem Juwelier. Ich begab mich zur Burlington Arcade, sobald der Zug in London angekommen war, doch Tedeschi hatte den Laden bereits verlassen und Feierabend gemacht. Er würde erst am nächsten Morgen gegen elf Uhr wiederkommen, informierte mich eine Verkäuferin, und ich hinterließ eine Nachricht, dass ich vorbeikommen würde, um ihn zu sprechen.
Ich verließ die Burlington Arcade und trat auf die Piccadilly hinaus. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass es bereits Viertel vor fünf war und rasch dunkel wurde. Trotzdem. Angelis war sicherlich noch in der Galerie. Ich wandte mich in diese Richtung.
KAPITEL SIEBEN
Inspector Benjamin Ross
Francis Gray begrüßte mich mit dem gleichen Gesichtsausdruck entrückter Ernsthaftigkeit wie schon zuvor und fügte hinzu, dass Mr. Angelis sicher erfreut wäre, mich in seinem Büro zu empfangen.
»Die Geschäfte sind ruhig, oder?«, fragte ich und blickte mich um. Ich war der einzige Besucher.
»Abgesehen von der Presse, ja. Ausgesprochen ruhig«, pflichtete Gray mir bei. »Und selbst die Gentlemen von der Presse jagen heute anscheinend einer anderen wichtigen Nachricht hinterher.«
»Ihre gewöhnliche Kundschaft legt vermutlich wenig Wert darauf, mit vulgären Verbrechen in Zusammenhang gebracht zu werden«, bemerkte ich.
Er nickte. »Wir werden keine Kundschaft mehr sehen, bis das alles vorüber ist.«
»Was ist mit dem Besitzer, Mr. Benedict? War er seit dem traurigen Ereignis schon einmal in der Galerie?«, wollte ich wissen.
»Nein, Sir. Aber das erwartet auch niemand von ihm, oder?«, lautete Grays kühle Antwort. »Mr. Benedict trauert um seine verstorbene Frau. Wenn Sie bitte hier entlang kommen würden, Sir?«
So zurechtgestutzt folgte ich ihm.
Angelis begrüßte mich zuvorkommend, doch diesmal bot er mir keinen Sherry an.
»Wie kann ich Ihnen helfen, Inspector? Ich habe Ihnen wirklich schon beim letzten Mal alles gesagt, was ich weiß.« Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und verschränkte die manikürten Hände über der Weste, die an diesem Tag aus schwarz-goldenem Brokat bestand. Eine dicke goldene Kette sicherte eine ebenfalls goldene Taschenuhr. Er trug außerdem goldene Ringe, wie mir zum ersten Mal auffiel, und wie schon zuvor machte er auf mich einen viel zu exotischen Eindruck für das neblige, rauchige London.
»Ich frage mich«, begann ich beiläufig, »ob Sie unter Ihren Kunden vielleicht auch eine Mrs. Scott haben, wohnhaft in Clapham. Sie ist Witwe. Ihr Ehemann war, wenn ich recht informiert bin, beim Militär.«
Nach einer angemessenen Pause neigte Angelis den Kopf. »Der Name ist uns bekannt.«
»Hat sie Bilder bei Ihnen gekauft?«
Er hob eine dicke schwarze Augenbraue. »Dürfte ich den Grund für Ihr Interesse erfahren, Inspector?«
Es stand ihm nicht zu, mir Fragen zu stellen, doch ich verzichtete darauf, ihm das zu sagen. Ich wollte ihn nicht gegen mich aufbringen.
»Wie Sie wahrscheinlich wissen, Mr. Angelis, verlaufen unsere Ermittlungen nur selten in einer geraden Linie«, erklärte ich. »Alle möglichen peripheren Informationen tauchen auf. Das meiste davon können wir schnell eliminieren und aus unseren weiteren Überlegungen streichen.«
Es war eine ausweichende Antwort, doch er schien zu begreifen, dass er nicht mehr zu hören bekommen würde.
»Mrs. Scott hat in unserer Galerie Bilder gekauft. Nicht sehr oft, aber zu verschiedenen Gelegenheiten.«
»Hat sie ein gutes Auge für Gemälde?«
Er schürzte die Lippen, doch er brachte es nicht fertig, unumwunden zu antworten. Das war schließlich sein Fachgebiet, und er hatte einen Ruf zu verteidigen.
»Ich will offen sein, Inspector – im Vertrauen darauf, dass meine Worte unter uns bleiben?«
Ich nickte. Was auch immer er mir zu erzählen hatte, ich bezweifle,
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