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Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Titel: Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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dass es je notwendig werden könnte, Mrs. Scotts Kunstgeschmack vor Gericht zu enthüllen – oder den Mangel daran.
    »Der verstorbene Major Scott war, wie Sie ganz richtig gesagt haben, ein Mann des Militärs. Sowohl er als auch seine Frau gehörten zu jenen Europäern, die bei der Belagerung von Lucknow während der indischen Aufstände von siebenundfünfzig und achtundfünfzig fünf Monate lang eingeschlossen waren. Der Major erkrankte während der Belagerung am Fieber und starb. Mrs. Scott zog sich ebenfalls das Fieber zu, doch sie überlebte, als die Garnison entsetzt wurde und bessere medizinische Versorgung erhältlich war. Sie war während der gesamten Dauer ihrer Ehe mit ihrem Mann gereist und hat sich trotz der schrecklichen Erfahrungen in Lucknow und dem Tod ihres Ehemannes eine Vorliebe für Bilder mit orientalischen Motiven erhalten: Karawansereien, Zeltlager von Nomaden in der Wüste oder inmitten der Ruinen untergegangener Zivilisationen, Basare, die Frauen des Serail und dergleichen mehr. Es gibt mehr als genug Beispiele davon. Das Thema ist gerade in Mode. Aber nicht alle Gemälde sind von bester Qualität. Mrs. Scott …« Angelis legte die Faust vor den Mund und hüstelte vornehm, während er nach den richtigen Worten suchte. »Die Lady legt mehr Wert auf die dargestellten Motive und hat im Allgemeinen überhaupt keine Meinung zum handwerklichen Geschick und der Kunst des Malers, wenn ich das so sagen darf.«
    »Ich verstehe.«
    »Wir verkaufen hier keine Schmierereien, Inspector«, fügte er hastig hinzu. »Ich hoffe doch, dass Sie nicht so etwas von uns denken! Doch die Lady hat eine Vorliebe für gewisse Künstler, nicht notwendigerweise Maler, die ich empfehlen würde. Dennoch, ich habe Instruktionen von ihr, dass, sollte ein Werk von einem dieser Künstler erhältlich werden, dann möchte sie es wissen.«
    »Geld ist also kein Hindernis?«, fragte ich.
    »Ich denke nicht, Inspector, auch wenn ich keinen Einblick in das Vermögen von Mrs. Scott besitze. Sie hat keine Kinder.«
    »Sie haben Mrs. Scott selbst schon einmal in ihrem Haus in Clapham besucht, um ein von ihr erstandenes Gemälde abzuliefern?«, fragte ich.
    Angelis war nicht dumm. Die schweren Augenlider senkten sich für einen kurzen Moment über seine glänzenden Pupillen, bevor er mich ansah. Wenn ich ihm diese Frage stellte, dann wohl deshalb, weil ich die Antwort bereits kannte.
    »Gelegentlich, ja«, räumte er ein.
    »Und könnten Sie mir sagen, wann Sie das letzte Mal dort waren?«
    Er wollte es eigentlich nicht, doch er konnte die Unterhaltung jetzt nicht einfach abbrechen. Er erhob sich aus seinem Sessel, bewegte sich majestätisch zu einem Regal und kehrte mit einem dicken Geschäftsbuch zurück. Bedächtig blätterte er in den Seiten. »Hier, Inspector«, sagte er schließlich. »Vor zwei Monaten habe ich ›Beduinen vor der Großen Pyramide‹ von einem unbedeutenden französischen Maler bei ihr abgeliefert. Verstehen Sie, ich liefere normalerweise keine Bilder an unsere Kunden aus. Aber Mrs. Scott legt Wert auf meinen Rat, wo sie das Bild am besten aufhängen kann.«
    »Sie möchte Ihren Rat, wo sie das Bild aufhängen soll, aber Ihre Meinung zur Qualität des Gemäldes interessiert sie nicht?«, fragte ich in einem ungläubigen Anflug von Belustigung.
    Für Angelis war es ein ernstes Problem. »Ganz recht, Inspector, so ist es. In diesem Fall habe ich ihr erklärt, es wäre mehr als nur wahrscheinlich, dass in nächster Zeit ein sehr viel besseres Werk mit dem gleichen Thema auf den Markt käme. Doch sie hatte es eilig, einen Ersatz an die Wand zu hängen.«
    »Einen Ersatz?«, fragte ich.
    Angelis errötete. Er hatte mehr gesagt, als er gewollt hatte. Gut, für mich. Das ist es, was ich von meinen Zeugen wollte.
    »Ein Bild war abgenommen worden. Es hatte eine Lücke hinterlassen. Mrs. Scott interessierte sich weniger für die Qualität des eigentlichen Gemäldes als vielmehr für die Größe des Rahmens. Das fehlende Bild hatte einen hellen Fleck an der Wand hinterlassen. Sie wollte diesen Fleck überdecken.«
    Ich spürte jenes Prickeln im Nacken, das sich immer dann einstellte, wenn ich im Begriff stand, etwas wirklich Interessantes zu erfahren.
    »Warum?«, fragte ich.
    Er lächelte betrübt. »Wenn Sie mich fragen – damit ihre Bekannten nicht merkten, dass das andere verkauft worden war.«
    »Verkauft?«, rief ich überrascht.
    »Ja. Durch unsere Galerie.«
    »Für wie viel?«, fragte ich

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