Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)
Juwelier. Tedeschi nickte, und der Angestellte kehrte nach unten in den Laden zurück.
Ich sah zu, wie Tedeschi die Schatulle öffnete, eine Brosche herausnahm und sie behutsam mitten auf ein Tuch aus schwarzem Samt platzierte, das ausgebreitet auf seinem Schreibtisch lag. Dann stellte er die Schatulle beiseite und lehnte sich zurück, während er mich erwartungsvoll ansah. Als ich zögerte, deutete er auf die Brosche.
Ich beugte mich vor und studierte das Schmuckstück.
»Möchten Sie vielleicht ein Glas?«
Ein wenig verspätet wurde mir bewusst, dass er eine Uhrmacherlupe meinte.
»Danke sehr«, antwortete ich. »Ich fürchte, ich bin nicht genügend bewandert auf diesem Gebiet, um rechten Gebrauch von einer Lupe zu machen. Ich gehe davon aus, dass diese Steine echt sind?«
»Sie sind echt, Inspector. Drei kleine Rubine von mittlerer Qualität und ein größerer, sehr guter Stein. Ein Ring aus kleinen Diamanten, ebenfalls von mittlerer Qualität, dazu drei Süßwasserperlen. Eine ganz ausgezeichnete Arbeit.«
»Aus Ihrer eigenen Werkstatt?«
Ein schwaches Lächeln umspielte die fleischigen Lippen des Juweliers. »Diese Brosche ist wenigstens sechzig Jahre alt, Inspector, oder sogar noch älter. Ich würde sagen, sie wurde kurz vor der Jahrhundertwende angefertigt. Nach der Errichtung des französischen Direktorats, in den Siebzehnhundertneunzigern, waren römische und griechische Antiquitäten sehr in Mode. Es gibt keinen Stempel auf dem Gold, weil es nicht aus britischer Herstellung stammt. Ich vermute, die Brosche kommt aus Italien.«
Ich betrachtete das Schmuckstück. Es war größer, als ich erwartet hätte. Ein kunstvolles Geflecht aus Goldfäden formte ein Gebilde, das aussah wie eine griechische Amphore, verziert mit Steinen. Drei kleine Perlen waren daran befestigt, die aussahen, als sollten sie Handgriffe darstellen. Der resultierende Eindruck war entfernt klassisch – irgendein italienischer Bewunderer der neuen Republik Frankreich hatte diese Brosche für die Dame seines Herzens anfertigen lassen. Hoffentlich hatte sie Gefallen daran gefunden. Es war ein sehr ausgefallenes Stück, doch es sagte mir nicht zu.
»Ich sehe an Ihrem Gesichtsausdruck, dass Ihnen die Brosche nicht gefällt«, bemerkte Tedeschi. »Sie ist altmodisch, keine Frage.«
»Ich kann nicht beurteilen, ob sie altmodisch ist oder nicht«, räumte ich ein. »Mrs. Benedict wollte einen Ring daraus fertigen lassen? Kann man das?«
»Man kann. Auch wenn es bedeutet hätte, das Schmuckstück zu zerstören.«
»Es wäre ein recht großer Ring geworden«, murmelte ich.
»Allerdings. Oder sogar zwei«, pflichtete Tedeschi mir bei. »Oder ein Ring und ein Paar Ohrringe.«
»Haben Sie mit Mrs. Benedict über die Form des Rings gesprochen?«
»Nein, das sollte erst zu einem späteren Zeitpunkt geschehen.« Die Stimme des Juweliers klang gepresst. Er atmete mühsam schnaufend. Er zog ein Taschentuch aus Batist hervor und wischte sich damit über die Stirn.
»Und was werden Sie nun mit dieser Brosche machen?«, fragte ich.
»Ich werde einen geeigneten Moment abwarten«, antwortete Tedeschi, »und Mr. Benedict anschreiben, um ihn zu fragen, was mit der Brosche geschehen soll. Doch jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.« Er zögerte. »Mr. Benedict ist in Trauer um seine Frau. Es wäre unpassend, ihn jetzt danach zu fragen.«
»Es wäre möglicherweise noch unpassender, ihm den wahren Grund zu verraten, warum seine Frau die Brosche zu Ihnen gebracht hat«, bemerkte ich.
Die Stille danach wurde nur durchbrochen vom mühsamen Schnaufen des anderen Mannes. »Das dürfte nicht nötig sein«, sagte Tedeschi sodann leise. »Die Dame brachte die Brosche zu mir, damit ich ein anderes Schmuckstück daraus anfertige. Sie hatte jedes Recht dazu. Die Brosche ist Teil einer Sammlung von Familienschmuckstücken, die sie nach dem Tod ihrer Mutter geerbt hatte. Und da Allegras Mutter starb, als Allegra selbst erst zwölf Jahre alt war, hat ihr Vater den Schmuck bis zu ihrer Hochzeit für sie aufbewahrt. Als sie Mrs. Benedict wurde, erhielt sie die Schatulle mit dem Familienschmuck und brachte sie mit nach England. Ich bezweifle, dass Mr. Benedict überhaupt weiß, was genau die Schatulle enthielt.«
»Also würde er nicht ein einziges Stück vermissen?«
Der Juwelier saß stocksteif da. »Möglicherweise«, gestand er zu guter Letzt. »Ich hoffe doch, Sie wollen nicht andeuten, dass ich in Anbetracht der außergewöhnlichen Umstände das
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