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Ein Mund voll Glück

Ein Mund voll Glück

Titel: Ein Mund voll Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Doktor verstanden hatte, denn er grinste belustigt, und sie errötete bis unter die Haarwurzeln.
    »Von mir aus können Sie über den Dicken reden, was Sie wollen«, sagte Hassan. »Er bezahlt mein Studium, aber er irrt sich, wenn er meint, daß ich nach Khoranshar zurückkehre. Ich bin doch nicht blöd. Und außerdem habe ich hier eine feste Freundin...«
    »Interessant«, meinte der Doktor, »aber erzählen Sie es später.« Er hatte den ersten Zahn schon in der Zange und öffnete mit dem Fuß durch einen Hebeldruck den Abfalleimer, um den gezogenen Zahn hineinzuwerfen.
    »Vorsicht, Doktor!« warnte Hassan. »Gehen Sie mit den Zähnen des Emirs respektvoller um, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist. Der Emir stammt vom Propheten ab, und seine Zähne werden in Khoranshar als Reliquien verehrt. Legen Sie die Zähne auf die Glasplatte und überlassen Sie sie mir. Den Verdienst teilen wir später.«
    »In Ordnung«, nickte der Doktor und zog dem Emir den zweiten Zahn.
    »How do you do, Sir?« fragte er seinen Patienten und hatte wieder einmal Ursache, mit seiner humanistischen Bildung unzufrieden zu sein, denn damit war sein Englisch auch so ziemlich erschöpft, und er mußte Fräulein Faber bitten, den Emir zu fragen, ob die Spritze noch wirke und ob er schmerzfrei sei.
    Der Emir nickte huldvoll, und der Doktor machte sich an den dritten Zahn, der extrahiert werden mußte. Leider hatte Hassan nicht mit der Habgier und Aufmerksamkeit der Würdenträger gerechnet, denn kaum lag dieser dritte und letzte Zahn des Emirs auf dem Tablett, da fuhren auch schon drei braune Hände blitzschnell aus der Umwallung der weiten Gewänder und heimsten die kostbaren Zähne ein. Die Herren schienen sich längst darüber verständigt zu haben, welchen Zahn wer begehrte, denn sie schnappten sich die Reliquien mit einer Sicherheit und Vehemenz, als hätten sie die Sache stundenlang vorher geübt.
    »Diese verdammten Gauner!« knurrte Hassan erbittert.
    »Allright, Sir«, sagte der Doktor mit einer Verbeugung und salutierte mit der Zange, »my work is done, aber vergessen Sie um Himmels willen nicht, das Ihrige zu tun!«
    Der Emir griff nach dem Wasserglas, spülte sich den Mund und übersah beim Ausspucken großzügig das dafür bestimmte Becken.
    »Ich werde ihn an seine Schuldigkeit erinnern«, sagte der Dolmetscher. »Wieviel Prozente geben Sie mir?«
    »Wir sind hier nicht im Orient!« knurrte der Doktor.
    »Ich schlage zwanzig vor...«
    »Zehn! Und kein Wort weiter!«
    »Fünfzehn, Doktor. Sie werden es nicht bereuen. Schließlich sitze ich näher am Geldbeutel des Emirs als Sie.«
    »Also schön, fünfzehn.«
    »Was wollen Sie dem Dicken abknöpfen?«
    »Drei Extraktionen...«, murmelte der Doktor unsicher, »was kann man da schon verlangen? Fünfzig pro Zahn...?«
    Hassan, der Dragoman des Emirs, sog die Luft mit einem zischenden Geräusch durch die Zähne und zog den Hals ein.
    »Was haben Sie denn gedacht?« fragte der Doktor.
    »Höchstens fünf!« zischelte Hassan; »gewiß, der Dicke hat Geld wie Heu, aber übers Ohr hauen läßt er sich auch nicht!«
    »Mann«, sagte der Doktor böse, »da zahlt ja die Ortskrankenkasse besser!«
    »Ich denke, wir reden aneinander vorbei«, grinste Hassan, »ich habe selbstverständlich fünftausend gemeint!«
    »Pro Zahn?« fragte der Doktor mit der letzten Luft.
    »Ja, natürlich!«
    »Sie haben einen kleinen Mann im Ohr!« flüsterte der Doktor leicht betäubt und füllte das Wasserglas zum zweitenmal, um es dem Emir zu reichen.
    »Lassen Sie mich nur machen«, meinte Hassan. »Es bleibt natürlich bei fünfzehn Prozent?«
    »Zwanzig, wenn Sie es fertig kriegen...«
    »Und wie hoch sind die Schäden, die die Bullen angerichtet haben?«
    Der Doktor warf einen Blick auf die verbogenen Armlehnen. Sonst hatte der Stuhl keinen weiteren Schaden genommen.
    »Zwei- bis dreihundert Mark«, sagte er nach kurzem Besinnen und sprach die Zahl und Mark sehr deutlich aus, um keine weiteren Mißverständnisse aufkommen zu lassen.
    »Vorher sagten Sie aber fünftausend, und ich meine, dabei sollten wir auch bleiben. Der Emir selber hat Ihnen empfohlen, sich neu einzurichten.«
    »Machen Sie, was Sie wollen!« röchelte der Doktor und beugte sich über den Emir, um ihm die Reste der Tampone aus dem Mund zu entfernen.
    »I am hungry!« sagte der Emir. »Wann kann ich wieder eine Mahlzeit zu mir nehmen?«
    Der Doktor gab ihm den Weg zum Hammelpilaw mit einer weiten Handbewegung frei: »Nach drei Stunden können Sie

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