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Ein Mund voll Glück

Ein Mund voll Glück

Titel: Ein Mund voll Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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tun?«
    Der Polizeibeamte ersuchte die Menge, sich zu zerstreuen, und die Leute folgten dem Ersuchen, da es ohnehin nichts mehr zu sehen gab. Der Doktor wollte ins Haus zurück, aber Herr Wurlitz von der Nachtpost verstellte ihm den Weg. Seine flinken Augen hatten unter dem Dutzend Firmenschilder das einzige Arztschild entdeckt...
    »Herr Dr. Golling, nicht wahr?«
    »Woher...«
    »Neese!« sagte Herr Wurlitz schlicht und hob mit dem Zeigefinger seine Nasenspitze an. »Also, Sie haben den Emir in der Mache gehabt, stimmt’s?«
    »Warum fragen Sie, wenn Sie es wissen?«
    »Warum so unwirsch, Verehrtester? Ist doch eine Pfundsreklame für Sie, wenn ich das Ding groß rausbringe.«
    Herr Wurlitz führte damit einen Gesichtspunkt an, unter dem der Doktor den Besuch des Emirs noch nicht betrachtet hatte, und für einen Augenblick geriet er in Versuchung, die günstige Gelegenheit, sich eine dritte Anzeige in den beiden großen Blättern zu ersparen, auszunutzen. Aber nur für einen Augenblick.
    »Von ärztlicher Schweigepflicht scheinen Sie noch nie etwas gehört zu haben, wie?«
    »Daß auch Schnauzenschlosser darunter fallen, ist mir tatsächlich neu«, gestand Herr Wurlitz ein.
    »Dann sind Sie jetzt um eine Erfahrung reicher«, sagte der Doktor und schlug Herrn Wurlitz die Haustür vor der Nase zu. Der Lift stand noch offen, aber der Doktor benutzte ihn nicht, sondern stieg die hundert Stufen zu seiner Praxis empor. Er brauchte Zeit, um sich darauf vorzubereiten, den Rest des Tages Putzfrau zu spielen. Es war das eine Rolle, die ihm überhaupt nicht lag. Aber als er seine Ordination betrat, sah er, daß Fräulein Faber den Besenschrank entdeckt und darin alles gefunden hatte, was man zum Säubern des Bodens brauchte. Den weißen Kittel hatte sie inzwischen abgelegt und sich dafür Frau Lechners blaukarierte Schürze umgebunden, der Raumpflegerin, die seine Praxis und Dr. Seehubers Kanzlei besorgte.
    »Aber Fräulein Faber!« sagte er schwach, »Sie können doch nicht...«
    »Natürlich kann ich!« erwiderte sie resolut und kippte die Zigarettenstummel aus der Kehrichtschaufel in den Abfalleimer. »Bringen Sie Ihren Instrumentenschrank in Ordnung, ich wische hier noch feucht auf, und beim Bohnern können Sie mir dann helfen. In zehn Minuten haben wir alles wieder auf Hochglanz gebracht.«
    »Diese Banditen!« stöhnte er und versuchte, die Armlehnen des Operationsstuhles wieder emporzubiegen.
    »Das würde ich an Ihrer Stelle lassen, Herr Doktor«, meinte Fräulein Faber, »denn wenn der Dicke wiederkommt, brechen seine Leute die Lehnen womöglich vollends ab.«
    »Ein funkelnagelneuer Stuhl«, seufzte er erschüttert, »und noch kein Pfennig dafür bezahlt...«
    »Darum brauchen Sie sich doch keine Sorgen mehr zu machen, das zahlt der Dicke doch aus dem Handgelenk.« Sie stützte sich für einen Moment auf den Schrubberstil und stieß einen leisen Seufzer aus.
    »Weshalb seufzen Sie, Fräulein Faber?«
    »Ich habe mir vorgestellt, wie es sein würde, wenn man soviel Geld besäße wie dieser wamperte Ölfürst!«
    »Das übersteigt meine Vorstellungskraft.«
    »Meine auch«, nickte sie und wand den feuchten Putzlappen um den Schrubber, um die letzten Spuren der exotischen Gäste zu beseitigen.
    Wirklich nett von dem Mädchen, wie sie ohne langes Überlegen auf den Schwindel mit der Sprechstundenhilfe eingegangen war und wie sie ihm jetzt die Burg in Ordnung brachte. Als ob sie seit Jahren gute Freunde wären. Ob er es riskieren durfte, sich für ihre kameradschaftliche Hilfe zu revanchieren und sie zum Essen einzuladen? Aber in diesem Augenblick fiel ihm siedendheiß ein, daß sie ja nicht als Sprechstundenhilfe und Putzfrau, sonder als Patientin zu ihm gekommen war. »Um Himmels willen, Fräulein Faber«, rief er bestürzt, »was macht denn unser Zahn? Entschuldigen Sie tausendmal, aber den hätte ich in dem Trubel fast vergessen.«
    »Es geht ihm ausgezeichnet, ich habe ihn überhaupt nicht mehr gespürt.« Sie hatte den Eimer indessen in den Schrank zurückgestellt und machte sich daran, den Boden mit der Bohnerbürste zu bearbeiten.
    »Lassen Sie das, Fräulein Faber!« sagte er energisch. »Dieses Geschäft soll am Montag Frau Lechner besorgen, ich kann Sie dabei nämlich nicht ablösen, sonst zittern mir hinterher die Finger, und der Bohrer geht daneben. Und überhaupt sind Sie für solch eine schwere Arbeit viel zu zart!«
    »Brechen Sie sich nur nichts ab, Herr Doktor, auf Bohnern bin ich trainiert. Daheim

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