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Ein Mund voll Glück

Ein Mund voll Glück

Titel: Ein Mund voll Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Zeigefinger fuhr, hinter dem Vorhang ihrer unglaublich langen Wimpern mit einem schrägen Blick: »Wie geschwollen Sie reden...«
    »Das habe ich manchmal an mir, vor allem bei besonderen Anlässen...« Der Doktor wirkte plötzlich ziemlich nervös, er klopfte die Zigarette mit trommelndem Zeigefinger ab, obwohl an ihr kein Aschenstäubchen zu entdecken war.
    »Wenn mich nicht alles täuscht«, sagte Marion mit einem kleinen Kichern, »dann wollen Sie mich um die Hand meiner Schwester bitten?«
    »Nein, nein!« rief er. »Oder vielmehr, ja, ja, um so etwas Ähnliches handelt es sich tatsächlich. Mit einem Wort, ich habe mich in Ihre Schwester verliebt. Und das finden Sie wohl mächtig komisch, wie?«
    »Weshalb soll ich das komisch finden? Komisch finde ich höchstens, daß Sie mich anfahren, als wäre ich Ihnen auf die Zehen getreten...«
    »Ich habe Sie doch gar nicht angefahren! Wie käme ich auch dazu? Wissen Sie, es ist nur, daß ich so unsicher bin, ob ich bei Ihrer Schwester Irene eine kleine Chance habe. Wie oft sind wir uns denn schon begegnet? Und überhaupt ist es gerade zehn Tage her, daß ich sie zum erstenmal sah. Finden Sie nicht auch, daß das auf Ihre Schwester reichlich überstürzt wirken muß?«
    »Was? Etwa, daß Sie sich in Irene Hals über Kopf verliebt haben? Wie lange dauert so was denn sonst bei Ihnen? Drei Wochen? Vier Wochen? Ein halbes Jahr? Sie sind mir vielleicht ein Komiker...!«
    »Komiker!« knurrte er erbittert. »Verdammt, es geht doch dabei nicht um mich! Es geht doch nur darum, ob ich es riskieren darf, Ihrer Schwester zu sagen, was ich für sie empfinde.«
    »Wie alt sind Sie eigentlich, Herr Doktor?«
    »Einunddreißig«, antwortete er spontan und fügte irritiert hinzu, »was soll Ihre Frage?«
    »Liebe Güte«, sagte sie kopfschüttelnd, »meine Schwester kommt mir ja in mancher Beziehung ziemlich gestrig vor, aber gegen Sie mit Ihren prähistorischen Verklemmungen ist Irene ja direkt supermodern.«
    »Verklemmt!« schnaubte er grimmig. »Wenn Sie es verklemmt nennen, daß ich absolut nicht scharf darauf bin, mir einen Korb zu holen, na schön, dann bin ich eben verklemmt!«
    »Eigentlich sollte ich mich ja nicht in Dinge mischen, die mich absolut nichts angehen. Für gewöhnlich kommt man dabei unter die Räder. Aber wenn ich mir überlege, daß ihr beide vor lauter Schüchternheit womöglich aneinander vorbeilauft, will ich es Ihnen verraten: ja, bei Irene hat es eingeschlagen. Es hat bei ihr gezündet!«
    Der Doktor lauschte Marion mit einem Ausdruck der Verzückung, als vernehme er den Klang einer Engelsstimme...
    »Mit einem Wort«, fuhr der Engel fort, dessen Ausdrucksweise recht wenig Englisches an sich hatte, »Irene ist in Sie genauso verknallt wie Sie in sie. Seit Tagen läuft sie wie in Trance herum. Sie schreibt Geschichten, in denen ein junger blonder Zahnarzt so deutlich porträtiert ist, daß ich Sie nach Irenes Beschreibung nachmittags um fünf in der Kaufingerstraße erkannt hätte. Und sie fragt jeden Menschen, der ihr begegnet, wie es mit den Beißerchen steht, und ist tief beleidigt, wenn sie hört, daß alles in Ordnung ist. Und nun kommen Sie also daher, Herr Doktor, und fragen, ob Sie bei ihr Chancen haben!«
    Wie sie es fertiggebracht hatte, sich zu ereifern und dabei die Packung halb zu leeren, blieb ihr Geheimnis. Sie sprang auf, machte den hübschen Karton energisch zu und ging zum Kühlschrank hinüber. »Mal sehen, was es bei Fabers zu futtern gibt. Ich habe einen Mordshunger. Soll ich Ihnen auch ein Brot zurecht machen?« Sie öffnete den Kühlschrank und entdeckte darin einen Zipfel Leberwurst und eine halbe Mettwurst.
    »Kriegt man hier in der Nähe etwas zu essen?« fragte der Doktor, der auch eine gewisse Leere im Magen zu spüren begann, denn außer zwei dünnen Blättchen Schinken und einer Scheibe Brot hatte er seit Mittag nichts zu sich genommen.
    »Gleich neben dem Kino liegt die >Hühnerdiele<. Dort bekommt man ein halbes Brathendl für dreifünfzig und eine Portion Pikante Hühnerleber für zweifünfzig«, sie verdrehte die Augen und leckte sich die Lippen ab, »einfach zum Krankfressen, die Leber!«
    »Jetzt ist es halb neun«, stellte der Doktor fest. »Wissen Sie was, Marion? Wir hinterlassen Irene eine Nachricht, daß sie uns in der Hühnerdiele findet. Einverstanden? Und ich darf Sie doch einladen?«
    »Und ob Sie dürfen!« antwortete sie und fand auch schon einen Zettel, den sie schräg gegen die Vase mit den Nelken stellte,

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