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Ein Mund voll Glück

Ein Mund voll Glück

Titel: Ein Mund voll Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Chef veranstaltete eine Modenschau. Und weil zwei Mannequins wegen Grippe ausfielen, mußte ich einspringen. Ich habe das nicht zum erstenmal gemacht. Es wäre überhaupt ein Beruf für mich. Aber ich bin dafür zu gefräßig. Und Heinz hat uns frisiert...«
    »Aha!« rief der Doktor.
    »Nichts Aha! Ich fand ihn zum Kotzen in seinem seidenen Rüschenhemd und mit der klimpernden Goldkette um den Hals...«
    »Huch nein!« rief der Doktor und klapperte mit den Augendeckeln.
    »Das dachte ich auch«, gab sie unumwunden zu, »aber dann erlebte ich ihn vierzehn Tage später bei einem Lichtbildervortrag im Alpenverein. Es ging dabei um eine Klettertour in der Marmolata. Im Winter. Und der zweite Mann am Seil war kein anderer als Heinz Unterpointner.«
    »Ohne Rüschenhemd und ohne Goldkettchen, wie?«
    »Mei’, Madl, sagte er, als er mich heimbrachte, ich kann meine stinkfeine Kundschaft doch nicht in der Bundhose bedienen und den Damen die Locken übern Eispickel drehen.«
    »Da hat er ja nun auch wieder recht«, meinte der Doktor erheitert, »und seitdem geht ihr miteinander?«
    »Ja, seitdem gehen wir miteinander.«
    Die Hähnchen rollten an, goldbraun und knusprig, und auch die Pommes frites waren frisch und rösch. Der Doktor riß das Beinchen ab und führte es mit den Fingern an die Zähne.
    »Gott sei Dank!« sagte Marion Faber erleichtert und riß ihrem halben Hendl den Flügel aus. »Ich fürchtete schon, Sie wären ein Ritter von Messer und Gabel. Aber dabei geht doch der halbe Genuß flöten. Finden Sie nicht auch?«
    »Jawohl!« sagte der Doktor mit vollem Munde und schob eine gehäufte Gabel Pommes frites nach. Sie tafelten schweigend, spülten fleißig die Kehlen und säuberten sich schließlich die Finger mit den essenzgetränkten Tüchlein, die zum Service gehörten.
    »Das war ein guter Anfang«, meinte der Doktor und zündete sich die Verdauungszigarette an, »und nun erzählen Sie mir noch, weshalb Sie Irene Ihren Enrico bislang unterschlagen haben!«
    »Weil sie ihn widerlich findet und mit ihm einen Mordskrach gehabt hat.«
    »Wie, sie kennt ihn also? Hat sie euch beim Knutschen in der Haustür erwischt?«
    »Wo denken Sie hin!« Ihr hübsches Gesicht verfinsterte sich: »Es war wirklich eine saudumme Geschichte«, sagte sie und zerknickte einen Zahnstocher, »also, Irene wollte zum Friseur gehen, gleich bei uns um die Ecke. Und da erzählte ich ihr, daß ich einen prima Salon aufgerissen hätte, wo man erstklassig bedient würde und der trotzdem — denn das ist für Irene nun mal die Hauptsache — spottbillig sei. Natürlich hatte ich Enrico auf Irenes Besuch vorbereitet und sie ihm genau beschrieben. Aber genau an jenem Nachmittag in der letzten Maiwoche war der Laden bumsvoll, und Heinz muß Irene mit einer anderen verwechselt haben, der er für Waschen, Tönen, Schneiden und Legen mit allem Drum und Dran achtfünfzig abnahm...«
    »Ich ahne den Verrat!« grinste der Doktor.
    »Sie ahnen richtig. Als Irene mit ihrem Bon zur Kasse kam, verlangte das Mädchen ihr sechsunddreißig Mark ab, und was das schlimmste dabei war, sie hatte nur einen Zwanzigerstutzen im Portemonnaie. Und Enrico, fest davon überzeugt, meine Schwester längst bedient und zwar sozusagen gratis bedient zu haben, erklärte ihr, so wären bei ihm nun einmal die Preise, und wenn sie sich einen erstklassigen Friseur nicht leisten könne, dann solle sie doch das nächste Mal zum Bader nach Wahnmoching fahren oder, und das käme noch billiger, das Haar daheim mit der Nagelschere stutzen und unter die Wasserleistung hängen...«
    »Ach du liebe Güte!«
    »Jedenfalls kam es zu einem fürchterlichen Auftritt, und erst als Irene wegen der fehlenden Moneten ihren Ausweis zückte und an der Kasse Namen und Adresse hinterließ, merkte Heinz, was er angerichtet hatte. Aber da war es für ihn zu spät, die Sache noch einzurenken. Und die nächste Szene gab es daheim, einmal natürlich wegen des Geldes, und dann, wie es mir einfallen konnte, ihr diesen ekelhaften, arroganten halbseidenen Widerling und gscherten Büffel dazu zu empfehlen.«
    »Tscha«, meinte der Doktor und konnte ein kleines Grinsen dabei nicht unterdrücken, »das ist nun wirklich eine blöde Geschichte. Aber wie ich Ihre Schwester kenne, besitzt sie eine gute Portion Humor...«
    »Ach, wissen Sie, mit dem Humor ist das so eine Sache, den erwartet man in solchen Fällen meistens von den anderen.«
    »Da haben Sie nun auch wieder recht«, gab der Doktor zu, »aber lassen Sie

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