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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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wäre richtig«, stimmte Dalziel ihr zu, »wenn es das Tagebuch nicht gäbe.«
    »Das
was?
«, fragte Ellie.
    »Als Butt Annie verscharrte, war er schon wieder nüchtern genug, um zu versuchen, eine falsche Fährte zu legen. Er ließ den Inhalt ihrer Handtasche mitgehen, damit es wie Raub aussah. Aber zusammen mit ihrer Barschaft eignete er sich auch das Notizbuch an, in dem sie alles über ihre Beziehungen zu den Angehörigen dieses Haushalts aufgeschrieben hatte.«
    »Oh.« Ellie war perplex. »Das wusste ich natürlich nicht. Aber, wenn ich’s mir so überlege, wie kommt’s, dass
Sie
es wissen?«
    »Sie hätte das Zeug zum Bullen«, sagte Dalziel zu Pascoe, der dem Gespräch verständnislos gefolgt war. »Nein, die Geschichte stimmt natürlich nicht. Aber sie klingt gar nicht so unwahrscheinlich, oder?«
    »Wenn man weiß, dass Butt tot am anderen Ende der Welt liegt, schon«, sagte Pascoe.
    »Richtig«, sagte Dalziel. »Glücklicherweise ist das in diesem Haus nicht allgemein bekannt. Nein, ich habe Bonnie, Mrs. Fielding, erzählt, dass Butt unseren interessierten Kollegen in Heathrow quicklebendig mit diesem Notizbuch vor der Nase herumfuchtelt.«
    Es war bestenfalls ein Kompromiss, das gab er zu. Und wie die meisten Kompromisse setzte er sich aus vielen kleinen Vertrauensbrüchen zusammen.
    Bonnie anzulügen war eine Sache, Balderstone hinzuhalten eine andere.
    Für eine Falle war das Ganze nicht raffiniert genug, das las er in Pascoes Gesicht. Doch für den Umgang mit Menschen, die ihm vertrauten, war es zu brutal, das las er in Ellies.
    Aber mehr konnte er nicht tun. Nachdem er das beschlossen hatte, würde ihm keiner mehr in die Quere kommen.
    »Was, glauben Sie, wird geschehen, Sir?«, fragte Pascoe in dem liebenswürdigen Ton, der bei ihm für Richterinnen und Ellies Verwandte reserviert war.
    »Wahrscheinlich nichts«, antwortete Dalziel. »Ich habe Bonnie erzählt, dass die Polizei in Essex ziemlich überzeugt ist, dass Butt nix mit dem Mord zu tun hat, und dass Balderstone heute Abend herkommt. Und ich habe sie gebeten, allen zu sagen, dass sie hierbleiben sollen, wenn die Bar schließt und die letzten Gäste heimfahren.«
    Pascoe sah auf die Uhr. Es war zwanzig nach zehn. Die Bar würde ihn zehn Minuten schließen.
    »Ellie«, sagte er. »Deine Eltern fragen sich bestimmt schon, wo wir bleiben. Es wäre nett, wenn ihnen jemand Bescheid sagen würde.«
    »Wenn Polizisten anfangen, nett zu ihren Schwiegereltern zu sein, dann, Ehefrauen, seid auf der Hut!«, sagte Ellie. »Was hast
du
denn vor?«
    »Ich bleibe noch ein bisschen hier. Hör mal, wenn sie nach Hause wollen, sollen sie sich keine Sorgen machen. Ich finde schon jemanden, der mich später bis Orburn mitnimmt.«
    Ellie sah von ihrem Ehemann zu dem dicken Mann mit der labberigen Mütze.
    »Okay«, sagte sie.
    Als sie gegangen war, schwiegen die beiden Männer eine Weile. Dalziel zündete sich noch eine Zigarette an, und Pascoe durchstreifte leise das Zimmer, warf einen Blick auf die Bücher des alten Fielding und inspizierte die Einrichtung.
    »Antiquitäten suchen Sie hier vergeblich«, sagte Dalziel schließlich. »Aber wenn der Schrank da drüben offen ist, finden Sie vielleicht was zu trinken.«
    Und tatsächlich war der Schrank offen. Pascoe kehrte mit einer Flasche Rémy Martin in der einen Hand und Glen Grant in der anderen zurück.
    Hereward hatte nicht sein ganzes Geld in das Unternehmen investiert. Der Scotch war in Anerkennung von Dalziels persönlichem Geschmack gekauft worden, und zum Dank für diese Liebenswürdigkeit hatte sich der Dicke jeden Abend mindestens eine Stunde mit dem alten Dichter hier zusammengesetzt und Geschichten aus der kriminellen und literarischen Unterwelt ausgetauscht.
    Pascoe schenkte Dalziel einen Scotch ein und bediente sich großzügig beim Cognac.
    »Dieser Balderstone«, sagte Pascoe, »wie ist der so?«
    »Nicht übel.«
    »Verlässt er sich sehr auf Sie? Auf Ihre Informationen als Insider, meine ich.«
    »Dann wäre er ganz schön blöd«, sagte Dalziel giftig.
    Nachdenklich nippte Pascoe an seinem Cognac. Wenigstens hier gab es keine Selbsttäuschung.
    »Was passiert dann also morgen, wenn heute nichts mehr passiert?«
    »Sie sind doch Kriminalpolizist«, sagte Dalziel. »Balderstone und Cross haben alle zweimal vernommen, ihre Aussagen zu Protokoll genommen. Was würden Sie tun?«
    »Na ja, normalerweise würde ich mir ein einfacheres Verbrechen suchen. Und Gott danken, dass es nicht mein Fall

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