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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Wie sieht das Ganze für Sie aus?«
    »Für mich sieht es aus, als befänden Sie sich auf einer Gratwanderung, Sir«, sagte Pascoe. »Und ein starker Wind bläst Ihnen von unten entgegen.«
    »Tatsächlich? Na, dann will ich Sie und Ihre Frau Gemahlin jetzt mal ins Bild setzen und mir ansehen, was die vereinten Kräfte zweier Gelehrter damit anfangen.«
    Dalziel zündete sich eine Zigarette an. Er sieht aus wie Cardinal Wolsey in einem unbeobachteten Moment, dachte Pascoe. Nicht entspannt, sondern niedergedrückt von den Pflichten seines Amtes.
    »Es besteht die Möglichkeit, dass dieser Butt Annie Greave von Lake House mitgenommen hat, irgendwo auf der Strecke mit ihr über Kreuz gekommen ist, sie umgebracht und ihre Leiche im Epping Forest abgeladen hat. Wir dürfen das nicht ignorieren.«
    »Aber Sie glauben nicht daran?«, fragte Pascoe.
    »Das würde ich nicht sagen. Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit. Und zwar nur eine einzige: Annie Greave wurde hier ermordet und in Butts Kofferraum versteckt. Butt entdeckte sie erst, als er schon fast zu Hause war. Er ist bei Baldock von der A1 abgefahren und hat in einem Pub was gegessen und getrunken. Bis dahin haben sie seine Spur zurückverfolgt. Vielleicht öffnete er, als er aus dem Pub kam, aus irgendeinem Grund den Kofferraum, und da lag unsere tote Annie. Das brachte ihn ziemlich aus der Fassung. Ich meine, zum Teufel, wen nicht? Aber ihn ganz besonders. Erstens war er dicht. Das war er hier schon. Ich wette, er wusste gar nicht so recht, wie er überhaupt nach Baldock gekommen war! Also hatte er keine große Lust, sich in diesem Zustand mit der Polizei zu unterhalten.
    Und zweitens sollte er am nächsten Morgen nach Brasilien fliegen. Ein wichtiger Auftrag, ein Haufen Prestige. Sie und ich, wir kennen eine Menge Journalisten, denen nichts lieber wäre, als so nah an eine Mordermittlung heranzukommen. Für Butt war das aber nichts. Hätte er die Polizei gerufen, hätte das im besten Fall bedeutet, dass er seine Reise nach Brasilien abblasen konnte. Im schlimmsten hätte es noch viel mehr bedeutet. Soweit wir wissen, war er so blau, dass er sich nicht eindeutig hätte erinnern können, diese Frau
nicht
mitgenommen und vielleicht sogar umgebracht zu haben! Wir dürfen nicht vergessen, dass er Annie Greave hier gar nicht gesehen hat, es gäbe für ihn also keine direkte Verbindung zu Lake House.
    Also macht der Idiot, noch immer halb besoffen, den naheliegenden Blödsinn. Fährt nach Epping, schaufelt ein Loch, wirft Annie hinein, deckt sie zu und fährt heim. Am nächsten Morgen fliegt er nach Brasilien.«
    »Na ja, es ist eine Theorie«, sagte Pascoe wenig überzeugt. »Es ist doch nur eine Theorie, Sir?«
    Dalziel beachtete ihn nicht.
    »Noch jemand ist an diesem Abend ums Leben gekommen«, sagte er. »Spinx, ein Versicherungsdetektiv. Sieht auf den ersten Blick aus wie ein Unfall. Sieht mir aber nicht mehr ganz so aus, wenn Annie zur selben Zeit hier gestorben ist.«
    »Das alte Polizeilied«, bemerkte Ellie. »Sterben sie zu zweit und dritt, kommt gleich die Polente mit.«
    »Wo wäre da die Verbindung, Sir?«, fragte Pascoe und warf seiner Frau einen warnenden Blick zu.
    »Spinx kam aus einem bestimmten Grund zum Haus«, sagte Dalziel. »Angenommen, Annie Greave hätte ihn gerufen? Sie beschließt, sich aus dem Staub zu machen, weil ihr meine Nase nicht gefällt. Aber Typen wie Annie nutzen jede Gelegenheit, irgendwo Geld rauszuholen. Also ruft sie Spinx an und sagt ihm, sie hat ein bisschen Information zu verkaufen. Sie machen aus, dass Spinx herauskommt. Auf diese Art kriegt sie das Taxi gleich mit dazu. Sehr praktisch. Er taucht auf, parkt den Wagen an der verabredeten Stelle am See. Aber sie kommt nicht. Er wartet eine Stunde, dann geht er sie suchen. Er war natürlich schon mal im Haus, also kennt er sich aus. Als er in ihr Zimmer kommt, liegt da jemand im Bett, also schüttelt er ihn.«
    »Woher wissen Sie das?«, wollte Pascoe wissen.
    »Ich habe mit dem Typ im Bett gesprochen. Er kann Spinx natürlich nicht identifizieren, aber es passt zusammen. Denn jeder andere im Haus wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, dass Annie weg war.«
    »Warum sollte aber jemand Spinx umbringen?«
    Dalziel zündete sich noch eine Zigarette an. Er ist wieder bei vierzig pro Tag, schätzte Pascoe.
    »Vielleicht ist er dem Mörder in die Arme gelaufen. Hat gesagt, er sucht Annie. Damit wird er zu einer Gefahr. Was hatte Annie ihm am Telefon gesagt? Vielleicht tat er so, als

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