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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Kalt?«
    »Probieren Sie’s doch aus!«, kam Berties Antwort aus der Küche.
    »Später. Dieses Restaurant war Ihre Idee, sagt Ihre Mutter.«
    Bertie kam mit seinem Kaffee zurück und sah Dalziel unverschämt an. »Und was geht Sie das an?«
    »Nicht viel«, antwortete Dalziel. »Ich habe nur von Ihren finanziellen Schwierigkeiten gehört. Und war am Überlegen, ob es sich lohnt, gutes Geld schlechtem hinterherzuwerfen.«
    Darauf war er jetzt richtig stolz. Die Bemerkung war nichts weiter als eine allgemeine Aussage, doch nach dem Blickwechsel zwischen den beiden zu urteilen, hatte er damit den besonderen Antrag gestellt.
    Als Bertie jetzt antwortete, war sein Ton eindeutig höflicher als gerade eben.
    »Ich weiß nicht, was meine Mutter gesagt hat, Mr. Dalziel, aber Sie dürfen das Ganze nicht falsch interpretieren. Die Arbeiten sind, wie Sie gesehen haben, fast beendet. Die symbolische Zahlung von ein paar Tausendern würde die Arbeiter in vierundzwanzig Stunden wieder auf die Baustelle bringen. Von langfristigen Schwierigkeiten kann überhaupt nicht die Rede sein. Jede Finanzierungsgesellschaft würde mit Handkuss Geld vorschießen, sobald sie den Projektfortschritt sieht. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
    »Ah. Wenn das alles ist … na, freut mich, das zu hören«, sagte Dalziel. »Da muss ich Mrs. Fielding missverstanden haben. Hat jemand was dagegen, wenn ich mir ein Spiegelei mache?«
    Er wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern machte sich sofort mit der Sachkenntnis eines Mannes ans Werk, der schon seit langem auf sich allein gestellt ist. Im Kühlschrank gab es Speck, schöne, dick geschnittene Scheiben, die aussahen, als hätte das Schwein sich noch bis vor kurzem seines irdischen Lebens erfreut. Er zwang sich, nicht an den Inhalt des in Folie gewickelten Päckchens zu denken, das er am Tag zuvor in diesen Räumlichkeiten gesehen hatte.
    »Noch jemand?«, rief er.
    »Ich probier mal eins«, sagte Louisa, die sich zu ihm an den Herd gesellt hatte. »Ich kann nicht für Geld und gute Worte kochen.«
    »Ich wette, Ihre Frau Mama kann’s.«
    »Wenn sie will«, antwortete das Mädchen und fügte mit gesenkter Stimme hinzu: »Beachten Sie Bertie gar nicht. Er glaubt, alle großen Unternehmer reden so daher.«
    »Lügen, meinen Sie?«, sagte Dalziel, schlug das nächste Ei einhändig auf und ließ es durch seine Finger in die Pfanne laufen.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Mädchen«, fuhr er fort. »Ich weiß, dass Sie nicht mal dem Boccia-Club das Geld zurückzahlen können. Und weiß der Himmel, was ich alles
nicht
weiß! Nein. Wenn ich eine Finanzierungsgesellschaft wäre, würde ich Ihnen nicht mal das Busgeld zum Heimfahren leihen.«
    »Dann können Sie uns mal«, sagte Louisa wütend.
    »Aber ich bin keine Finanzierungsgesellschaft. Wissen Sie was? Ich tu mir meins aufs Brot. Könnte eine ganz schöne Sauerei geben, aber was ist das Leben ohne Risiko?«
    Es gab keinen Grund, so zu reden. Die erste Andeutung, dass er an diesem Projekt interessiert sein könnte, war noch zu rechtfertigen gewesen. Selbst da bedurfte es aber schon einer gewissen Anstrengung, sich vorzumachen, es stecke ein Fall dahinter, in dem es zu ermitteln galt. Doch das jetzt war lediglich wirtschaftliche Anmache. Er bemühte sich, seine Position wiederzugewinnen.
    »Wenn es nur um ein paar Tausender geht, dann verstehe ich Ihr Problem nicht«, sagte er und arrangierte mit größter Behutsamkeit seine Eier-und-Speck-Montage auf einer dicken Scheibe Brot. »Ihr Großvater kriegt doch diesen Gummi-Preis, wie viel war das noch mal? Fünfzehntausend Dollar? Will er da nix beisteuern?«
    »Höchst unwahrscheinlich«, sagte Louisa, die ihr Ei auf die herkömmliche Art, wenn auch direkt aus der Pfanne aß. »Er war schon immer gegen das Projekt. Mit dem, was er für seine Schreiberei kriegt, kann er sich seinen Unterhalt hier finanzieren, und von dem Gumbelow-Geld hat er in seinem Alter ja auch nicht mehr wahnsinnig viel. Aber er würde es lieber im Klo runterspülen, als zuzulassen, dass Bertie es in den Sand setzt. Das war’s für ihn nämlich schon von Anfang an. Eine Pleite, in Szene gesetzt von Bertie. Die zwei können sich nicht riechen, wie Sie vielleicht schon festgestellt haben. Und jetzt denkt Herrie, dass Conrad noch leben würde, wenn Bertie erst gar nicht auf diese Idee gekommen wäre.«
    »Tatsächlich?«
    »Und so würde jeder Ritter in schimmernder Rüstung, der willens ist, kurzfristig ein kleines Wagnis

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