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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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einen, diesmal vorsichtigeren Schluck aus seinem Becher und sagte: »Passen Sie auf, dass Ihnen nichts davonflutscht.«
    »Sie müssen ja nicht hingucken«, sagte sie gleichgültig und reichte ihm den Toast.
    »Warum nicht? Wird doch nicht extra berechnet, oder?«, sagte er.
    »Was, zum Teufel, soll das heißen?«, fuhr sie ihn zornig an.
    »Nichts. Nichts. Wie lang sind Sie schon hier bei Ihrem Vater, Mrs. Greave?«
    Sie setzte sich ihm gegenüber und sah ihm beim Kauen seines Toasts zu.
    »Sechs Monate, vielleicht sieben«, sagte sie.
    »Sechs, vielleicht sieben, verstehe. Diese Orangenmarmelade ist gut. Machen Sie die selbst, Mrs. Greave?«
    »Nein.«
    »Schade. Ich mag Selbstgemachtes gerne. Aber mit Kochen haben Sie schon einige Erfahrung. Diese Würstchen gestern Abend. Phantastisch! Ich wette, Sie haben Mr. Greave glücklich gemacht.«
    »Wie bitte?«
    »Mr. Greave. Ihren Mann«, sagte Dalziel. »Was ist mit ihm? Ist er gestorben?«
    »Ja.«
    »Das tut mir leid. Armer Kerl. Woran denn? Verkehrsunfall? Herzinfarkt? Mrs. Fielding hat gestern was gesagt, aber ich kann mich nicht mehr erinnern.«
    Er sah sie erwartungsvoll an, seine Miene drückte Mitgefühl und Hoffnung aus, als wäre er Gast auf einer Beerdigung.
    »Ich möchte lieber nicht darüber reden.«
    »Natürlich nicht. Und nach diesem traurigen Ereignis hat Mr. Papworth, Ihr Herr Papa, hier eine Stelle für Sie gefunden.«
    »Sie brauchten eine Köchin und Haushälterin. Und wenn das Restaurant eröffnet, brauchen sie da auch Hilfe.«
    »Stimmt«, sagte Dalziel. »Dann dürfen Sie all die schönen, glänzenden Geräte benutzen. Obwohl natürlich im Moment alles ein bisschen auf der Kippe steht.«
    »Darüber weiß ich nichts«, sagte sie und stand auf. »Ich bin nur die bezahlte Haushaltshilfe. Entschuldigen Sie mich. Ich muss mich jetzt anziehen.«
    Sie ging zur Tür.
    »Vergessen Sie Ihr Tablett nicht«, rief Dalziel ihr nach.
    Sie blieb stehen, kam dann langsam zurück, nahm das Tablett und verließ den Raum. Jemand sprach vor der Tür mit ihr, und eine Sekunde später kam Louisa herein. Sie trug eine kurze, geblümte Tunika, aus der ihre dünnen, weißen Beine mit dem, für Dalziels Geschmack, geballten Sex-Appeal zweier Pfeifenputzer herauswuchsen. Aber Geschmäcker waren eben verschieden, das gab selbst er zu. Sie selbst, so vermutete er, hielt sich wahrscheinlich für die erotischste Erfindung seit der Einführung gemischtgeschlechtlicher Schulen.
    »Das war aber sehr neugierig«, sagte sie auf dem Weg zum Herd.
    »Sie haben gelauscht«, sagte er anklagend.
    »Ich wollte Sie nicht stören«, sagte sie. »Das Ganze, wie sie ihren Mann verloren hat und so, das war schon peinlich.«
    Dalziel lachte verächtlich.
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass ich nicht glaube, dass das auch nur einer von Ihnen beiden peinlich war.«
    Vom Herd ging sie auf die andere Seite des Tisches, stützte ihre Hände darauf und beugte sich zu ihm.
    Die müsste sich auf den Kopf stellen und mit den Beinen wedeln, um interessant zu sein, dachte Dalziel.
    »Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind, dass Sie so mit mir reden können?«
    »Ich bin jemand, dem Sie ohne Erklärung oder Entschuldigung eins auf die Nase gegeben haben. Das verleiht mir gewisse Rechte.«
    Sie entschloss sich, die Konfrontation auf später zu verschieben, und grinste.
    »Ich soll also sagen, dass es mir leidtut? Na ja, danach hat es mir vielleicht sogar leidgetan. Einem Unbekannten eine reinzuhauen ist nicht dasselbe wie einem Bekannten. Aber seit ich Sie wiedergetroffen habe, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob es mir wirklich leidtut. Und wenn Sie mit mir reden, wie Sie mit Mrs. Greave geredet haben, könnte es sein, dass ich Ihnen noch eine verpasse.«
    »Mrs. Greave hat mir keine verpasst«, sagte Dalziel. »Und Ihr Wasser kocht.«
    »Dienstboten einzuschüchtern ist keine Kunst«, rief sie aus der Arbeitsküche. »Wenn sie’s Pappy erzählt, dann machen Sie sich auf was gefasst. Denn es gibt kein Ansehen der Person vor Pappy.«
    »Aye. Ich bezweifle allerdings, dass Mrs. Greaves Person besonders viel Ansehen bei ihm genießt«, knurrte Dalziel.
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Louisa, die mit einem Becher Kaffee zurückkam.
    »Na, kommen Sie, mein Fräulein«, sagte Dalziel. »Sie sind doch hier nicht alle blind und arglos, oder? Auf dem Tablett standen zwei Tassen. Und zwei Pfannkuchen. Und zwei Stück Toast.«
    »Na, dann ist sie halt eine Naschkatze, und sie

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