Ein nasses Grab
einzugehen, dankbar aufgenommen und fürstlich belohnt werden.«
»Tatsächlich?«, wiederholte Dalziel. »Kurzfristig?«
Er biss in sein Brot. Das Ei platzte, verteilte sich, floss rascher, als sein Mund es fassen konnte, und lief ihm übers Kinn.
»Ich hab ja gesagt, es könnte eine Sauerei geben«, sagte Dalziel.
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8
Familiengeschichte
S obald er vernünftigerweise erwarten konnte, dass die Arbeitszeit dort begonnen hatte, rief Dalziel in der Werkstatt an.
Ja, man erinnere sich, mit Mrs. Fielding gesprochen zu haben. Ja, man hoffe, heute jemanden hinausschicken zu können, um den Wagen abzuholen. Nein, man glaube nicht, dass es lange dauern würde, ihn wieder flottzumachen, man müsse ihn ja nur austrocknen. Und hätte man gewusst, dass es so eilig war, hätte man ihn noch gestern Nachmittag geholt. Natürlich (hier war die ländliche Entrüstung nicht zu überhören) käme ihr Abschleppwagen auch durch das Hochwasser, wenn es sein müsse.
Dalziel verabredete, sich später noch einmal zu melden, und legte den Hörer nachdenklich auf. Wenn es weiter so flott ging, konnte er sich spätestens zur Teestunde wieder auf den Weg machen. Ja, wie es aussah, hätte er sich bereits gestern wieder auf den Weg machen können.
Er war in Hereward Fieldings Zimmer und stieß beim Hinausgehen mit ihm zusammen.
»Ich habe nur telefoniert«, fühlte Dalziel sich gezwungen zu erklären.
»Es gibt auch noch andere Apparate im Haus«, blaffte der Alte ihn an. »Aber tun Sie sich keinen Zwang an. Nur keinen Zwang. Das hier ist der Saal der Freiheiten.«
»Geht’s Ihnen besser?«, erkundigte sich Dalziel.
»Besser als was? Mir ging es nie schlecht, wenn Sie das meinen. Ich bin nicht das erste Mal nass geworden, und ich werde noch mal nass werden, bevor ich gehe. Sie werden schon sehen.«
»Hier bist du, Herrie. Warum in aller Welt bist du aufgestanden? Du benimmst dich wirklich sehr töricht.«
Es war Bonnie, und sie sah sehr streng und gouvernantenhaft aus.
»Das musst du schon mir überlassen, was ich für das Beste halte«, sagte Fielding. »Mir geht es hervorragend. Auf jeden Fall tanzen heute die Gumbelow-Leute an, und ich habe nicht die geringste Absicht, mich von einem Haufen Amerikaner im Bett erwischen zu lassen.«
»Kann sein, dass sie gar nicht kommen«, meinte Bonnie. »Und selbst wenn, hättest du warten können, bis sie angerufen und endgültig gesagt hätten, wann sie eintreffen.«
»Die Telefone in diesem Haus sind ja derart mit Beschlag belegt, dass es sich für die Leute als ein Ding der Unmöglichkeit erweisen könnte, hier durchzukommen«, erwiderte Fielding und bedachte Dalziel mit einem finsteren Blick.
»Also, dann setz dich hier rein. Ich mache den elektrischen Kamin an und sage Mrs. Greave, dass sie dir Frühstück bringen soll.«
»Nur Kaffee und eine Scheibe Toast«, sagte Fielding. »Mit etwas anderem kann man diese Frau nicht betrauen. Das gestrige Abendessen, zum Beispiel. Eine Zumutung!«
»Die Würstchen waren nicht schlecht«, meinte Dalziel.
»Sie hatten Würstchen? Mir wurde ein ekelerregender Eintopf serviert, für den bislang weder Prosa noch Lyrik die passenden Worte gefunden haben, außer vielleicht in den Anfangszeilen von ›Die Beerdigung von Sir John Moore‹«.
»Es war Hühnerfrikassee, und es war aus der Dose«, klärte Bonnie ihn auf. »Und jetzt geh und setz dich hin.«
Sie sprach in strengem Lehrerinnenton, und Fielding gehorchte. Dalziel dachte, dass womöglich auch er gehorcht hätte, wenn jemand so mit ihm geredet hätte. Doch als sie sich an ihn wandte, nachdem sie die Tür hinter ihrem Schwiegervater geschlossen hatte, schwang in ihrer Stimme Humor und große Geduld mit.
»Kein Wunder, das Herrie und Nigel so gut miteinander auskommen! Sie sind beide im schwierigen Alter.«
»Meinen Sie nicht, Sie sollten herausfinden, wo der Junge steckt?«, schlug Dalziel bescheiden vor.
»Ich werde ein paar diskrete Erkundigungen bei seinen Freunden einziehen«, sagte sie mit einem unbekümmerten Lächeln. »Jungen in diesem Alter sind sehr widerspenstig. Jede Andeutung einer Suche würde nur dazu führen, dass er sich tiefer vergräbt. Hat Herrie gesagt, dass Sie telefoniert haben?«
Dalziel überlegte.
»Nein. Nein, hat er nicht«, sagte er. »Aber das
habe
ich. Ich habe in der Werkstatt angerufen.«
»Was meinen die?«
»Sie sind sich nicht sicher. Ich rufe später noch einmal an.« Die Lüge kam ihm leicht über die Lippen.
»Also, Sie können gerne so
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