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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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leer.«
    Danach kam irgendwie eine Party in Gang. Der Mann von der BBC versuchte noch eine Weile, sein vertrauliches Interview zu bekommen, sah aber schließlich ein, dass er durch seine Bemühungen beim Wettsaufen ins Hintertreffen geriet, und setzte zur Aufholjagd an. Der Feature-Schreiber mit dem schönen Namen Butt lag unangefochten in Führung. Zwar hätte sich Bergmann ohne weiteres ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit ihm liefern können, doch hatte sich zu seiner eben erst entwickelten extravaganten Gestik nun auch noch die ihr angemessene Redseligkeit hinzugesellt. Flower hingegen war ein Gewohnheitstrinker, und seine Äußerungen wurden immer leiser und langsamer und undeutlicher, bis er wie ein zweitklassiger englischer James-Stewart-Imitator klang. Nikki klickte nicht mehr, sondern gurgelte sich fröhlich von einem Glas Port zum nächsten Übelkeit verursachenden Glas Cognac. Und selbst Arkwright, der Tonbändiger, fand neben seiner Hauptbeschäftigung, andere am Abstellen ihrer Gläser und Leiber auf seinem Gerät zu hindern, noch Zeit, durch die Zufuhr großzügiger Mengen Gin aus einem Bierglas den Anschluss nicht zu verlieren.
    Auch die Bewohner von Lake House waren nicht weit abgeschlagen, und Dalziel, Pragmatiker, der er war, ließ alle Sorgen um Vergangenheit und Zukunft fahren und nahm mit großem Eifer die Verfolgung auf.
    Nach einer Weile, als der Lärm für so eine kleine Versammlung ohrenbetäubende Ausmaße angenommen hatte, stand er neben Fielding, der den Umschlag noch immer fest an seine Brust drückte, als fürchte er, dass er ihm wieder abgenommen würde. Die Worte, die er an Dalziel richtete, schienen diesen Eindruck zu bestätigen.
    »Und Sie können mir versichern, dass alles gut geht?«, schrie er, doch vor dieser Geräuschkulisse war es nicht mehr als ein Flüstern.
    Dalziel nickte weise, zwinkerte und machte sich auf die Suche nach Bonnie. Hinter ihm wurde das Gespräch zwischen Fielding und den Amerikanern wieder aufgenommen.
    »Updike mag ich überhaupt nicht. Übertrieben, überladen, überschätzt«, brüllte Bergmann.
    »Yeah«, meinte Flower amerikanisch gedehnt. »Updike is Scheiße.«
    Bonnie wurde im Erker von Butt belagert, der sich offenbar für den großen Stecher mit dem großen Becher hielt, doch Dalziels Rettungsmission wurde von Penitent sabotiert, der ihn am Arm packte, ihm prüfend ins Gesicht sah und etwas sagte, das klang wie: »Hast du nachher schon was vor?«
    »Was?«, grölte Dalziel.
    »Haben wir uns nicht schon mal wo gesehen?«
    Er sprach mit der kontrolliert monotonen Stimme, derer sich ehrgeizige Ex-Privatschüler bei der BBC bedienten, um ihre Herkunft zu verbergen.
    »Das bezweifle ich«, antwortete Dalziel.
    Da packte ihn jemand am anderen Arm, und einen Augenblick verspürte er Panik, dass es möglicherweise gleich Schläge in seinen schutzlosen Bauch hageln könnte.
    Es war Bertie. Physische Gefahr bestand zwar nicht, aber verbale Gemeinheiten ließen nicht lange auf sich warten. »Amüsieren Sie sich, Dalziel?«, fragte er. »Gratis saufen, das ist fein, was? Und dann noch Kost und Logis! Schade, dass Sie uns schon verlassen müssen.«
    »Was ist los, mein Kleiner?«, knurrte Dalziel. »Setzen Sie mich vor die Tür?«
    »Nein, nein. Es ist nur so, wenn Ihr Wagen fertig ist, dann werden Sie wohl fahren, oder? Nun, ich habe nach dem Mittagessen die Werkstatt angerufen, und die haben gesagt, dass sie fertig sind und dass Sie ihn morgen früh zurückhaben können. Zur Not könnten Sie schon heute Abend fahren. Wir würden Sie natürlich liebend gern dabehalten.«
    »Mensa!«, sagte Penitent.
    »Was?«
    »Daher kennen wir uns, glaube ich. Mensa.«
    Wie komm ich in eine Mensa?, dachte Dalziel. Wofür hält der mich?
    »Eher unwahrscheinlich«, brüllte er. »Was die da zu bieten haben, ist eine Nummer zu klein für mich.«
    »Ich sag dann schon mal tschüss, falls wir uns morgen früh nicht mehr sehen sollten«, verkündete Bertie. Dalziel schüttelte ihn ab und brachte es fertig, dem Jüngling etwas aus seinem Glas über das Hemd zu gießen, immerhin ein Trost dafür, dass er ihm nicht die Faust in sein fettes Grinsen dreschen konnte.
    »Na so was!«, sagte Penitent perplex. »Sie fühlen sich bei Mensa unterfordert?«
    Dalziel lächelte ihn verständnislos an.
    »Da haben Sie jetzt was, worüber Sie nachdenken können, mein Junge«, sagte er leutselig. »Irgendwann wird Ihnen schon ein Licht aufgehen.«
    »Charley!« Bonnies Stimme durchdrang das Getöse

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