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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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dem Karton. Das Lächeln erstarb auf seinen Lippen und wich einer Grimasse der Verzweiflung. Eine der Flaschen war völlig leer. Gab es eigentlich irgendetwas, das Tillotson nicht versauen konnte? Er sah den Karton durch und entdeckte drei weitere leere Flaschen. Damit blieben acht übrig, was noch immer genug war, um weiterzuzechen, sogar für diesen Haufen.
    Er sah sich um. Arkwright war auf seinem Tonband eingeschlafen. Nikki versuchte, mit ihrer Kamera ein Selbstporträt zu schießen, ohne sich bewusst zu sein, dass Uniff sie dabei fotografierte. Bertie und Mavis standen eifrig plaudernd in einer Ecke. Sie sahen ihn gerade an, als er in ihre Richtung blickte, und schauten dann schnell weg. Penitent unterhielt sich mit Louisa und bot ihr wahrscheinlich gerade eine Hauptrolle in einer Hörspielserie an. Und das Trio Hereward und die zwei Amerikaner nahm immer noch die Mitte der Bühne ein. Bergmann quasselte in einem Tempo dahin, dem nicht mehr viel zur Unverständlichkeit fehlte, während Flower weise dazu nickte und gedehnt sagte: »Melville is Scheiße. Mailer is Scheiße. Hawthorne is Scheiße. Longfellow … also Longfellow … also Longfellow … is auch Scheiße.«
    Dalziel nahm eine der vollen Scotch-Flaschen und ging, um Bonnie zu helfen.
    Er fand sie in der Küche, wo sie mit angewidertem Gesicht vor einem mit Würstchen bedeckten Tisch stand.
    »Das ist alles, was wir haben«, sagte sie. »Ich dachte, wir hätten gestern Abend genug Würstchen gegessen, um die Bestände in achtzig Kilometer Umkreis zu vernichten.«
    »Vielleicht hat sie sie in einem Räumungsverkauf erstanden«, meinte Dalziel. »Trinken Sie einen Schluck.«
    Er schenkte ihr ein Glas voll, und sie trank es wie kalten Tee.
    »Was soll ich machen?«, fragte sie ihn.
    Dalziel fand es tröstlich, um Rat gefragt zu werden. Eine Frau konnte auch zu tüchtig sein.
    »Stecken Sie sie zwischen zwei Scheiben Brot und nennen Sie sie Hot Dog«, empfahl er ihr. »Diese Amerikaner essen doch eh nichts anderes.«
    »Gut«, sagte Bonnie. »Und was ist mit Heißmachen? Das dauert Stunden.«
    »Nicht, wenn Sie einen der schönen neuen Öfen verwenden, die Sie da hinten haben.«
    »Sie sind ein Genie«, sagte Bonnie ernsthaft. »Und vielleicht scheuchen wir da draußen ja auch Mrs. Greave auf.«
    Zur Feier der Entscheidung gönnten sie sich noch einen großen Scotch pro Nase. Dann wurden die Würste in einen großen runden Korb gekippt, und sie machten sich auf den Weg zur Küche des Bankettsaals wie Rotkäppchen und der Wolf. Das Bild rief Dalziel Butt in Erinnerung.
    »Diesen Butt«, sagte er, »den haben Sie wirklich gekonnt bedient.«
    »Wärmsten Dank«, erwiderte sie. »Obwohl mir natürlich Ihre Finesse gefehlt hat.«
    »Was? Oh, Sie haben das gehört«, sagte Dalziel verlegen. Sie lachte.
    »Sie flüstern nicht gerade, Andy. Darf ich Andy zu Ihnen sagen? Nein, ich kenne solche Butts zur Genüge. Immer auf dem Sprung nach Brasilien, treffen immer die aufregendsten Leute, haben aber dann zwischen ihren Flügen doch immer noch Zeit für einen Quickie.«
    »Ich hoffe, er kriegt einen Fußball in die … Nase«, meinte Dalziel.
    »Armer Kerl! Was hat er Ihnen denn angetan?«, fragte sie und fügte dann nachdenklich hinzu: »Aber wenn er wirklich mit denen trainiert, könnte das recht riskant werden. Sieht mir ein bisschen nach Herzpatient aus.«
    Dalziel dachte auf dem Weg zu den Mikrowellen darüber nach, die sich als kompletter Reinfall entpuppten. Er saß auf einem alten Holzstuhl und sah amüsiert zu, wie Bonnie, mit Würsten behängt, auf und ab lief und die Öfen zum Laufen zu bringen versuchte.
    »Nutzlose Dinger!«, schrie sie erbost.
    »Hängen die überhaupt schon am Strom?«, erkundigte sich Dalziel.
    »Ja, ich glaube schon. Zumindest hat Bertie das behauptet. Der Geschirrspüler funktioniert auf jeden Fall.«
    »Soll ich mal nachsehen?«, fragte Dalziel und stemmte sich hoch.
    »Nein. Machen Sie sich keine Mühe. Ich sag’s Bertie. Er ist der Einzige, der sich mit so was auskennt. Gott, bin ich fertig!«
    Sie sank auf den Stuhl, von dem Dalziel sich gerade erhoben hatte. Im Handumdrehen war er von seiner Inspektion des ersten Ofens zurück, verkniff sich jedoch die Bemerkung, die ihm schon auf der Zunge gelegen hatte, als er sie sah. Ihr Kopf war gesenkt, und ihre Arme lagen kraftlos auf den Knien, als wären sie dort zur späteren Abholung achtlos abgelegt worden. Ein Bein hatte sie unter den Stuhl geknickt, das andere gerade

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