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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sie auf. »Was siehst du?«
    Bonnie spähte vorsichtig hinein.
    »Nicht viel«, gab sie zu.
    »Genau«, bestätigte Dalziel. »Aber was du sehen solltest, sind die Dinger, die diese Geräte zum Laufen bringen. Magnetrone heißen die. Frag mich nicht, woher ich das weiß.«
    »Wo sind die denn?«, fragte sich Bonnie, die einen Inspektionsgang von einem Herd zum nächsten machte. »Das ist doch wirklich zu dumm! Man sollte annehmen, dass Bertie das überprüft hat, als sie sie installierten.«
    »Hat er wahrscheinlich auch«, sagte Dalziel. »Ich glaube, man hat dich bestohlen.«
    »Bestohlen?« Sie lachte. »Sei nicht albern. Wozu sollte jemand diese Dingsda stehlen?«
    »Es gibt Leute, die stehlen auch für ’n Appel und ’n Ei«, sagte er. »Mach dir keine Illusionen. Alles ist verkäuflich. Aber ich fürchte, das hier ist bloß eine Zugabe.«
    »Eine Zugabe?«
    »Aye. Wo ist das Getränkelager?«
    »O Gott!«, schrie sie, als sie verstand, worauf er hinauswollte. »Es gibt einen Weinkeller … da haben wir alles für die Eröffnung drinnen. Conrad hat das noch alles besorgt, bevor unser Konto endgültig leer war.«
    Sie polterten eine enge Treppe hinab, die zu einer offenen Tür führte.
    »Charley, dieser Idiot!«, keifte sie. »Ich habe ihm ausdrücklich gesagt, er soll wieder hinter sich absperren.«
    »Mach ihm keine Vorwürfe«, sagte Dalziel. »Ich glaube nicht, dass sich Absperren noch lohnt.«
    Auf den ersten Blick sah alles aus, wie es sollte. Die Kisten mit Hochprozentigem, Aperitifs, Weinen und Likören waren alle in militärischer Ordnung gestapelt. Doch eine kurze Untersuchung förderte die ganze Katastrophe zutage. Nur die an vorderster Front stehenden Flaschen waren voll. Die im zweiten Glied waren alle geleert, und die hintersten Kisten waren überhaupt leer.
    »Charley hatte ein paar leere in seinem gemischten Dutzend«, sagte Dalziel. »Da habe ich noch geglaubt, dass es nur ein weiterer Akt von Blödheit war.«
    Bonnie, die sich nach einem Ausbruch blasphemischer Obszönitäten wieder im Griff hatte, fragte sogleich: »Und wieso hast du deine Meinung dann geändert? Wegen der Herde?«
    »Aye. Und wegen noch etwas.«
    Sie gingen wieder hoch, Dalziel diesmal in Führung. Angriffslustig marschierte er auf Mrs. Greaves Zimmer zu, trat, ohne zu klopfen, gegen die Tür, dass sie gegen die Wand schlug, und ging hinein. Als Bonnie ihn einholte, hatte er bereits alle Schranktüren und Schubladen aufgerissen. Sie waren samt und sonders leer.
    »Du meinst, du glaubst, dass Mrs. Greave …«, sagte Bonnie ungläubig. »Aber warum? Sie ist doch Pappys Tochter.«
    Dalziel lachte, ein kurzes freudloses Bellen, ganz anders als das homerische Gelächter, das er in der Intimität des Schlafzimmers angestimmt hatte.
    »Wenn du das glaubst, kann man dir wirklich alles einreden.«
    »Aber woher willst du das wissen? Wie kannst du sicher sein, dass sie’s war?«
    »Ich erkenne eine Schlampe, wenn ich eine sehe«, antwortete Dalziel brutal. »Wenn eine wie sie und dein Eigentum gleichzeitig verschwinden, dann verschwende deine Zeit nicht damit, um Erleuchtung zu beten.«
    »Wenn dir das schon vorher klar war, dann hast du das Eisen nicht gerade geschmiedet, als es noch heiß war«, sagte Bonnie vorwurfsvoll.
    »Nein. Tja, da ist was dazwischengekommen«, murmelte Dalziel. »Es tut mir leid.«
    »Muss es aber nicht«, sagte sie lächelnd. »Ja, was nun? Ich sollte wohl die Polizei rufen.«
    Dalziel kratzte sich das Genick und blickte sie prüfend an. Der Gedanke, sie könnte wissen, dass er Polizist war, war ihm schon durch den Kopf gegangen. Wenn dem so war, dann gab sie sich ganz schön gelassen. Die Gründe dafür waren jedoch alles andere als klar (und, raunte es in seinem Polizistengehirn, vielleicht auch alles andere als ehrenwert). Eben diese Gründe, raunte es mitleidlos weiter, hatten ihm vielleicht auch in ihr Bett verholfen. Er war schon zu lange Kriminalpolizist, als dass ihn noch überrascht hätte, was Frauen alles taten, um der Ungerechtigkeit Genüge zu tun. Nein, überraschen würde es ihn nicht. Was ihn jedoch sehr wohl überraschte, war die Erkenntnis, wie sehr es ihn
verletzen
würde.
    »Das ist wahrscheinlich am besten«, sagte er. »Obwohl ich bezweifle, dass du deinen Schnaps zurückkriegst. Der ist wahrscheinlich schon lange weg.«
    Und jemand hatte sich auch die Mühe gemacht, die Entdeckung so weit wie möglich hinauszuschieben, indem er zuerst die Baufirma angerufen und gesagt hatte,

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