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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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dass die Fieldings nahezu bankrott waren, und anschließend Spinx telefonisch geraten hatte, die Versicherungssumme nicht auszuzahlen. Und der anonyme Anrufer hatte auch gewusst, dass ein Polizist im Haus war. Das machte die Spur zu Mrs. Greave noch heißer. Diese Art sechster Sinn funktionierte in beide Richtungen.
    Als sie wieder in der großen Eingangshalle standen, war er zu dem Entschluss gekommen, dass es sich für ihn lohnte, seine Anonymität noch so lange wie möglich zu wahren.
    »Ich werde die Polizei anrufen«, sagte er. »Schau du, ob du Papworth findest und ob er Licht in die Sache bringen kann.«
    Doch seine List, durch die er ein ruhiges Wort mit Sergeant Cross reden zu können hoffte, ging nicht auf. Stattdessen tat dies eine Tür, und Bertie kam herein, das Gesicht violett von Alkohol. Erstaunlicherweise schien ihn das umgänglicher zu machen.
    »Dalziel!«, sagte er. »Kommen Sie rein und trinken Sie was. Ich lade Sie ein. Sie dürfen sich meine Worte nicht zu Herzen nehmen, nicht zürnen. Sie sind zu breit zum Zürnen. Der Mann, den ich nicht
dürr nenn,
soll doch nicht mehr
zürnen
.
    Na, was sagen Sie? Herrie würde dafür fünfzig Dollar kriegen, und wissen Sie, wie viel er uns davon abgeben würde? Null Komma nix. Das ist alles. Was trinken Sie?«
    »Darüber würde ich mir keine Gedanken mehr machen«, sagte Bonnie scharf. »Getränke sind hier wahrscheinlich demnächst Mangelware.«
    »Was meinst du damit?«, fragte ihr Sohn schwankend.
    »Ich meine, dass wir bestohlen wurden. Wie’s aussieht, hat Mrs. Greave sukzessive unseren Getränkevorrat und was sie sonst noch ergattern konnte, beiseitegeschafft. Einschließlich der Arbeitsteile deiner kostbaren Mikrowellenherde. Und jetzt hat sie sich selbst beiseitegeschafft.«
    Bertie stand verblüfft da. Seine Gesichtsfarbe blieb unverändert, wurde vielleicht noch eine Spur kräftiger, aber die Umgänglichkeit verblasste zusehends.
    »O, diese Kuh, diese blöde Kuh! Ich bring dieses Luder um!«
    Er drosch seine rechte Faust in seine linke Handfläche. Dalziel fing Bonnies Blick auf und zog die Brauen hoch. Sie antwortete nicht, sondern schaute weg.
    »Na gut, Dalziel«, sagte Bertie, »was nun?«
    »Es gibt nur eines, was man tun kann«, ging seine Mutter entschlossen dazwischen. »Wir müssen die Polizei rufen.«
    »Wir müssen die Polizei rufen«, äffte Bertie sie nach. »Was ist denn los, liebe Mama? Haben seine verborgenen Reize dich in Bann gezogen? Ich werde die Polizei anrufen, mach dir keine Sorgen.«
    Er trat so nahe an ihn heran, dass Dalziel den Gin in seinem Atem riechen konnte.
    »Dring dring«, sagte er. »Dring dring. Ist da jemand? Ich möchte bitte mit einem dicken, fetten, hässlichen Detective Superintendent sprechen. Sie wissen, wen ich meine? Gut. Nun, was geschieht jetzt, bitte, Sir, Mr. Dalziel?«
    Dalziel sah von Bertie zu dessen Mutter. Sie versuchte nicht, überrascht dreinzusehen, zuckte aber kaum wahrnehmbar die Achseln. Er atmete tief ein und langsam aus, langsam und vorsichtig, als schenke er einen seltenen Wein bei Kerzenlicht ein.
    »Was jetzt geschieht?«, wiederholte er und trat vor, so dass Bertie schnell zurückweichen musste, um nicht umgerempelt zu werden. »Also, zuallererst redest du höflich mit mir, Kleiner, sonst planier ich dir deinen hässlichen Pustelkuchen, dass die Pickelcreme besser einzieht. Und danach bohren wir uns mal so richtig rein in das, was in diesem Haus eigentlich gespielt wird, was meinst du?«

[home]
    11
    Ahoi!
    D alziel saß im Wohnzimmer des Alten und trank Cognac. Er versicherte ihm, dass er keinerlei Befugnis habe, hier Ermittlungen anzustellen. Aber in Wahrheit hatte ihn Sergeant Cross’ vorwurfsvolle Miene so aus der Fassung gebracht und verärgert, dass ihm nur die Wahl zwischen Flucht und Rauswurf blieb. Der Sergeant hatte zwar nicht offen gesagt, dass Dalziel Informationen zurückgehalten habe, doch sein Misstrauen – eindeutig geweckt durch Dalziels Besuch am Vormittag – musste sich bestätigt haben, als Dalziel ihm erzählte, dass Annie Greave (oder Annie Grimshaw oder Open Annie) für die Kripo Liverpool keine Unbekannte war.
    »Ich habe sie nur angerufen für den wenig wahrscheinlichen Fall, dass sie ihren richtigen Namen benutzt«, hatte er erklärt. »Keine Phantasie, diese Professionellen.«
    »Ah«, hatte Cross gesagt.
    Die einzige verfügbare potenzielle Informationsquelle zum Thema Mrs. Greave war Papworth, doch auch er war verschwunden. Sein Zimmer

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