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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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eine harte Nuss. Er hat gleich klargemacht, dass er mit der ursprünglichen Abmachung nichts zu tun hat. Wenn ich vor Gericht gehe, krieg ich keinen Penny von seinem Geld. Also sagt er, wo’s langgeht. Und er sagt, drei Tage maximal. Also marschieren wir im Eiltempo. Entschuldigen Sie mich.«
    Dalziel folgte ihm nach draußen. Er dachte über das eben Gesagte nach, aber ganz besonders über die Erleuchtung, die blitzartig über ihn gekommen war, als Gibb das Licht angemacht hatte.
    Wieder stand Hereward Fielding in der Tür des Haupthauses. Er winkte gebieterisch.
    »Kommen Sie, kommen Sie rein«, sagte er ungeduldig. »Ich habe viel zu tun, und das erledigt sich nicht beim Herumstehen und Warten.«
    »Dann warten Sie also auf
mich?
«, erkundigte sich Dalziel.
    »Natürlich. Als ich Sie draußen im Hof mit diesem Mann sah, wusste ich, dass Sie demnächst kommen würden.«
    »Ja, dann«, sagte Dalziel. »Kann ich mir das Dezentsein sparen.«
    »Wie schade«, meinte Fielding. »
Das
hätte ich nämlich wirklich gern gesehen. Also, zum Geschäftlichen. Ich habe meine Meinung geändert. Ich habe mich doch entschlossen, meinen neuerworbenen Reichtum in das Familienunternehmen zu investieren. Ein törichter Entschluss, werden Sie vielleicht denken, aber aus freien Stücken gefasst. Blut ist schließlich doch dicker als Wasser.«
    »Ihr Blut vielleicht im Vergleich zum Seewasser«, knurrte Dalziel. »So, genug gesülzt, jetzt können Sie mir sagen, was Sie wirklich umgestimmt hat.«
    Fielding schüttelte den Kopf in widerwilliger Bewunderung.
    »Wenn ich Lyrik von solch einfacher Direktheit hätte schreiben können, dann stünde ich heute auf allen Lehrplänen. Nein, Dalziel. Mehr habe ich nicht zu sagen. Bohren Sie nicht weiter, sonst …«
    »Sonst was?«
    »Sonst werde ich meiner Schwiegertochter Anweisung geben, Ihnen das Haus zu verbieten.«
    Seine Augen glitzerten, und ein ironisches Lächeln zog an seinen dünnen Lippen.
    »Sie sehen, ich bin jetzt ein einflussreicher Mann.«
    Dalziel blieb ungerührt.
    »Überlegen Sie sich das lieber noch mal«, sagte er. »Sie glauben vielleicht, es sei schlimm, mich privat hierzuhaben. Aber das ist gar nix im Vergleich zu einem offiziellen Besuch von mir.«
    »Das glaube ich sofort. Aber jetzt kommen Sie. Es gibt überhaupt keinen Grund, zu streiten. In Ihren jüngeren, grüneren Tagen hat man Ihnen sicher beigebracht, alten Herren über die Straße zu helfen. Jetzt dürfen Sie mich nach Orburn fahren, wenn Sie so freundlich wären. Ich muss zu meiner Bank und Anweisungen für den malodorierten Gibb geben.«
    »Und einen großen Hut kaufen«, ergänzte Dalziel.
    »Vielleicht nicht heute«, lachte Fielding. »Aber ganz sicher werde ich mir einen Vorrat an anständigem Cognac zulegen. Das Zeug hier können sie zum Flambieren von Christmas-Pudding nehmen. Nach dem Mittagessen könnten wir im ›Lady Hamilton‹ ein bisschen rumprobieren. Sie sind selbstverständlich eingeladen.«
    »Ich habe kein Auto«, sagte Dalziel.
    »Wir nehmen den Rover. Ich habe die Schlüssel.« Er hielt sie zum Beweis hoch.
    »Dann geben Sie mir fünf Minuten«, sagte Dalziel und trat ab.
    Fieldings Benehmen interessierte ihn. Seine normale Sprechweise war das, was Dalziel als »tuntellektuell« bezeichnete, doch heute war eine Angestrengtheit herauszuspüren, die nichts mit intellektueller Affektiertheit zu tun hatte. Auch wie schnell Fielding mit den Autoschlüsseln bei der Hand war, gefiel ihm nicht. Er musste sie von Bonnie haben. Und das Haus war voll von jungen Autofahrern. Genau genommen gab es auch keinen Grund, warum der Alte nicht selbst fahren sollte.
    Nun gut. Wenn sie ihn aus dem Weg haben wollten, dann würde er eben fahren. Ein Besuch in Orburn kam ihm eigentlich sogar ganz gelegen. Aber zu seinen Bedingungen.
    Rasch ging er in die Küche. Tillotson und Louisa tranken zusammen Kaffee. Sie sprachen nicht miteinander, doch die Atmosphäre zwischen ihnen war spürbar herzlicher, als Dalziel sie in seinem beschränkten Erfahrungszeitraum je erlebt hatte. Wenn es sich ergab, musste er sie fragen, warum sie dem armen Kerl eins auf die Nase gegeben hatte.
    »Morgen«, sagte er fröhlich.
    »Hi«, sagte Louisa. »Auch ’ne Tasse?«
    Das war echte Herzlichkeit.
    »Keine Zeit, trotzdem danke. Ich fahre Herrie in die Stadt. Wollen Sie mit?«
    Die beiden sahen sich an.
    »Nein danke«, sagte Louisa.
    »Hab zu tun«, sagte Tillotson.
    »Tolle Neuigkeiten wegen des Restaurants«, meinte Dalziel.
    »Ja,

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