Ein nasses Grab
hatte.
»In gewisser Weise«, antwortete er. »Von Berufs wegen.«
Uniff sammelte die Abzüge hastig wieder ein und steckte sie zurück in den Umschlag. Sein Zorn war im Nu verraucht.
»Die sind harmlos«, sagte er. »Ich habe Sie Ihnen nur gezeigt, nicht zum Kauf angeboten.«
»Kein Grund, legalistisch zu werden, Mr. Uniff«, sagte Dalziel. »Obwohl Sie wissen sollten, dass gemäß dem Gesetz über die Veröffentlichung obszöner Materialien allein die Veröffentlichung (und das heißt, jemandem einfach Ihre schmutzigen Bilder zu zeigen) eine Straftat ist, egal, ob für Geld oder nicht. Aber Sie haben Glück. Ich bezweifle, dass irgendetwas von dem, was Sie hier haben, mich gefährden oder verderben könnte. Lassen Sie uns also vergessen, dass ich sie überhaupt zu Gesicht bekommen habe, und erinnern wir uns lieber daran, wo Sie gestern Abend waren.«
Uniff gab an, lediglich in eine Kneipe nach Orburn gefahren und als Gast des Wirtes noch nach der Sperrstunde dort geblieben zu sein.
Er zierte sich, den Namen der Kneipe zu nennen, mit der Begründung, er wolle einen guten Platz zum Trinken nicht allzu publik machen. Dalziel fand das recht plausibel, außerdem hatte er weder die Befugnis noch die Absicht, den Mann zu befragen, also beließ er es dabei.
Er ging wieder hinunter, und in dem Moment, als er die Eingangshalle betrat, ging die Tür zum Dienstbotentrakt auf und Arkwright tauchte auf. Dalziel hatte noch nie einen bleichen Schwarzen gesehen, und der Anblick rührte ihn.
»Morgen, Mr. Arkwright«, sagte Dalziel mit dem jovialen Mitgefühl, das ein Säufer für den anderen übrighat. »Wie fühlen Sie sich?«
»Furchtbar«, sagte Arkwright. »Hören Sie, das alles tut mir wirklich sehr leid. Ich weiß gar nicht, was passiert ist.«
»Muss am Essen gelegen haben«, sagte Dalziel, doch als er merkte, dass der andere ernsthaft bekümmert war, schlüpfte er in die Rolle des gütigen Onkels und fügte hinzu: »Denken Sie sich nix. Hier rennen lauter Trottel herum, da fallen Sie auch nicht mehr auf.«
Ein wenig getröstet ließ Arkwright sich zum Kaffee geleiten, der ihn noch mehr tröstete.
»Penitent ist weg, nehme ich an?«
»Ja. Ich glaube schon.«
»Arschkopf«, sagte Arkwright. »Ich hasse diesen verfluchten Drecksack. Will mich bei seinen Aufträgen immer dabeihaben. Ich bin seine liberale Referenz.«
»Ich glaube, heute Morgen wird er auf Scheidung aus sein«, meinte Dalziel.
Arkwright lachte, bedauerte es, setzte sich plötzlich kerzengerade auf, als wäre ihm gerade etwas eingefallen, und fragte: »Sie haben mich ins Bett gebracht? Wessen Bett war das?«
»Warum?«, erkundigte sich Dalziel. »Haben Sie gekotzt oder so was?«
»Nein. Es ist nur, ich erinnere mich jetzt, dass mich irgendwann in der Nacht jemand geweckt hat. So ein Typ hat an meiner Decke gezogen und gesagt: ›Annie, Annie.‹ Ich habe mich aufgesetzt und gesagt: ›Sir, Sie irren sich.‹ Da hat der Kerl aufgeschrien, als hätte er sich in die Hose gemacht, und ist auf und davon.«
Dalziel überlegte einen Augenblick. In seinem Kopf nahm ein Bild immer schärfere Konturen an: Arkwright, der mit seinem pechschwarzem Gesicht plötzlich unter der Decke hervorkam. Er prustete los.
Nach einer Weile fing auch Arkwright zaghaft an zu lachen.
»Dieser Mann«, sagte Dalziel schließlich und wischte sich mit der khakifarbenen Plane, die ihm als Taschentuch diente, die Augen. »Haben Sie ihn erkannt? War er einer von den Männern, die Sie gestern Nachmittag kennengelernt haben?«
»Kann ich nicht sagen«, antwortete Arkwright. »Könnte sein. Aber es war dunkel, und ich war noch immer sehr betrunken. Es muss ziemlich früh gewesen sein. Es klang sehr dringend. Wahrscheinlich kann ich noch von Glück sagen, dass er nicht gleich ins Bett und zur Sache gekommen ist.«
Dalziel nickte lächelnd. Die naheliegende Erklärung für das Eindringen reichte zwar für Arkwright, doch er selbst war keineswegs überzeugt, dass die Absichten des Eindringlings sexueller Natur gewesen waren.
Die viel interessantere Frage war jedoch: Wer im Haus hatte am letzten Abend nichts von der Entdeckung des Diebstahls und dem Verschwinden Annie Greaves mitbekommen?
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Intimspray
C ross erschien kurz vor zehn und brachte einen vorläufigen Autopsiebericht mit, aus dem hervorging, dass Spinx durch Ertrinken ums Leben gekommen war und dass die Kopfverletzung von seinem Sturz auf den hölzernen Stützbalken stammte. Mit grimmigem Vergnügen erkannte
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