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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Dalziel in Cross die Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung, die ein Detective Sergeant mittleren Alters, der seinen Ehrgeiz noch nicht ganz verloren hat, verspüren sollte.
    »Machen Sie sich nichts draus, mein Junge«, tröstete er ihn. »Vielleicht bricht ja demnächst eine Falschparkepidemie auf dem Stadtplatz aus. Keine Spur von Mrs. Greave?«
    »Nein, Sir. Und auch von Papworth nicht. Meinen Sie, die könnten zusammen weggegangen sein?«
    »Ohne seine Klamotten? Das bezweifle ich. Und irgendwie kann ich sie mir auch nicht als die großen Liebenden vorstellen. Und wo sollten sie denn hin? Er wäre in Liverpool genauso fehl am Platz wie sie auf dem Land.«
    »Das habe ich mir auch gedacht. Da fragt man sich natürlich, wo sie sich kennengelernt haben.«
    »Wie recht Sie haben«, pflichtete Dalziel ihm bei, der sich genau diese Frage auch schon seit zwei Tagen stellte.
    »Vielleicht könnte Mrs. Fielding uns da weiterhelfen«, deutete Cross zaghaft an. »Sie wird sie ja wohl eingestellt haben. Was meinen Sie, Sir, so wie Sie sie kennen?«
    Dalziel warf ihm einen scharfen Blick zu. Himmel!, dachte er. Waren die Buschtrommeln hierorts tatsächlich so schnell? Wie schafften die Leute das? Hatten sie Seismographen unter der Matratze?
    »Warum fragen Sie sie nicht, Sergeant?«, schlug er vor. »Und nicht so viel
uns
. Ich bin in Urlaub, wissen Sie noch?«
    »Ja, Sir«, sagte Cross.
    Dalziel schlenderte aus dem Zimmer, sehr darum bemüht, den Eindruck zu erwecken, seine einzige Sorge auf der Welt sei die Frage, ob er sich vor dem Mittagessen einen oder zwei doppelte Scotch gönnen sollte.
    Er traf Bonnie in der Halle.
    »Können wir miteinander reden, Andy?«, fragte sie. Sie sah sehr attraktiv aus in ihren erbsengrünen Hosen und einer enganliegenden Seidenbluse. Louisa hätte man die Bluse siebenmal herumwickeln können und noch immer genug Stoff zum Schneuzen in der Hand behalten.
    »Sergeant Cross ist da drin«, sagte Dalziel mit einer Kopfbewegung. »Ich glaube, sein Bedarf ist größer als meiner.«
    Wieder schien seine Grobheit sie nur zu amüsieren.
    »Mir war nicht klar, dass du ein Einmal-im-Monat-Mann bist«, sagte sie. »Dann eben später. Sagen wir in einer Stunde? In meinem Zimmer.«
    Sie ging und streifte ihn dabei. Diese kurze Berührung verstörte ihn mehr, als er es für möglich gehalten hätte.
    Er spazierte in den hinteren Teil des Gebäudes und sah sich in Papworths Zimmer um. Es war noch immer leer, wies jetzt jedoch Zeichen einer Durchsuchung auf. Cross machte es offensichtlich nichts aus, Spuren zu hinterlassen.
    Dalziel setzte seinen Spaziergang fort und dachte über Cross nach. Er macht durchaus einen kompetenten Eindruck, vielleicht ein bisschen angealtert für einen Sergeant, aber noch nicht chancenlos, was eine Beförderung anging. Vielleicht könnte ja er selbst ein Wort einlegen …
    Himmelherrgott! Plötzlich musste er laut lachen. Der große Lord Dalziel, der Geschenke an das Volk verteilte! Nein. Cross sollte sich eine andere gute Patenfee suchen. Mittelalterliche Superintendents brauchten verspätete Taufgeschenke genauso dringend wie Sergeants, obwohl Dalziel das, was er sich im Moment am meisten wünschte, eigentlich schon vor all den vielen grauen Jahren überreich beschert worden war und erst jetzt langsam knapp wurde.
    Ein klares Ziel im Leben.
    Draußen im Hof zündete er sich eine Zigarette an und ging langsam auf den sogenannten Bankettsaal zu. Er machte einen schäbigen Eindruck. Ein Unding. Nutzlos und verrückt. Es sei denn, jemand machte Geld locker.
    Er dachte an seine eigenen Ersparnisse. Nicht unbeträchtlich. Er dachte selten daran, nur wenn er Geld für etwas Besonderes brauchte. Wie zum Beispiel für das Dekantierset aus Kristall, das er Pascoe und Ellie geschenkt hatte.
Ein Geschenk ganz in Ihrem eigenen Interesse,
hatte sie gespottet. Aber gefreut hatte sie sich. Das war auch das Mindeste bei dem, was es gekostet hatte. Ein Vermögen nämlich, trotz des ansehnlichen Rabatts, den ihm das Bargeld in der Hand und seine schönen blauen Augen verschafft hatten. Aber es war noch immer genug da. Am gestrigen Abend, als er in Bonnies Bett gelegen hatte, hatte er sogar mit dem Gedanken gespielt, ihr eine Investition vorzuschlagen, ihn aber wieder verworfen. Zu diesem besonderen Zeitpunkt hätte es vielleicht gewirkt wie ein Geldschein, den man hinter die Uhr steckt. Außerdem war da noch immer das Rätsel um die verschwundene Ausstattung zu lösen. Sein Geld

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