Ein nasses Grab
hinsichtlich der Küchenausstattung. Mrs. Greave rehabilitiert.«
»Warum sagen Sie das, Sir?«, fragte Balderstone.
»Es ist nur eine Theorie. Deshalb bin ich heute Morgen hergekommen. Wie ich schon sagte, der Fall gehört dem Sergeant. Alle Informationen oder Ideen, die ich habe, na, es ist ja meine Pflicht, sie weiterzugeben. Darum bin ich hier.«
Einen Augenblick lang sah er aus wie das Pflichtbewusstsein in Person, wie die Hauptattraktion einer Varietéaufführung im Ersten Weltkrieg, der Stolz des Vaterlands.
Ein paar Minuten später, als Dalziel seiner Pflicht Genüge getan hatte, konnte Cross sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es nicht so sehr seine Rechte als für den Fall zuständiger Polizeibeamter waren, die Dalziel im Auge hatte, sondern mehr die Hilfsmittel, die ihm hier zur Verfügung standen. Dieser Eindruck wurde bestätigt, als Dalziel in seine Plastiktüte griff, eine Papiertüte herausholte und sie ihm mit den Worten überreichte: »Und lassen Sie das im Labor untersuchen.«
Cross öffnete den Beutel und sah hinein.
»Irgendwelche besonderen Anweisungen, Sir?«, fragte er.
»Was halten Sie davon?«
Aus der Schachtel in der Papiertüte zog Cross eine große Sprühdose hervor, deren Inhalt verschämt als Intimspray bezeichnet wurde.
»Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, Sir.«
Wütend entriss Dalziel ihm die Dose und knallte sie auf den Tisch. Dann holte er eine andere Tüte aus der Plastiktüte, holte eine Kuchenschachtel heraus, öffnete sie und hielt ihren Inhalt Balderstone und Cross unter die Nase.
»Ich würde gerne wissen, woran sie gestorben ist«, sagte Dalziel.
»Das ist sehr interessant«, meinte Balderstone zu der Geschichte, die Dalziel ihm erzählt hatte, nachdem Cross sein Büro verlassen hatte. »Aber was fangen wir damit an, wenn es sich als wahr erweisen sollte?«
»Einen Dreck«, sagte Dalziel. Er sah auf die Uhr. Es war fast halb zwölf.
»Sind Sie in Eile, Sir?«, fragte Balderstone.
»Nein. Ich habe nur mit dem alten Knaben ausgemacht, dass wir uns um zwölf im ›Lady Hamilton‹ treffen. Er lädt mich zum Essen ein. Ich denke mal, dass wir bis zwei oder noch länger dort sind. Wenn sich also bis dahin irgendwas tut, wissen Sie, wo Sie mich finden.«
Sie plauderten noch eine Weile und hechelten ein paar gemeinsame Bekannte durch. Dann kam Cross mit der Mitteilung zurück, dass Dalziels Anfragen alle in Bearbeitung waren und die Ratte auf dem Weg ins gerichtsmedizinische Labor.
»Hervorragend«, sagte Dalziel. »Dann mache ich mich jetzt auch auf den Weg. Ich hoffe, ich höre von Ihnen.«
Er stand auf, um zu gehen.
»Ach, Sir«, sagte Cross.
»Ja?«
»Vergessen Sie nicht … das hier.«
Er reichte ihm die Spraydose.
Dalziel musterte ihn auf Anzeichen von Belustigung, doch sein Gegenüber verzog keine Miene. Er nahm den Deckel ab und drückte auf den Sprühknopf. Ein dünner, flüssiger Nebel breitete sich aus, verschwand wieder und hinterließ einen schwachen zitronigen Duft. Dalziel schnupperte.
»So weit sind wir schon«, sagte er und warf die Dose in Cross’ Papierkorb.
Es war das dritte Mal an diesem Morgen, dass er sich einen eindrucksvollen Abgang verschaffte, doch fühlte er sich seltsam scheinheilig, als er den Polizeiposten verließ. Nichts, was von unmittelbarer Bedeutung für den Fall war, wie er sich momentan darstellte, hatte er verschwiegen, versicherte er sich. Sollte sich der Rahmen von Cross’ Ermittlungen erweitern, dann würde er natürlich
alle
seine Mutmaßungen offenbaren.
Doch sein Verstand, obwohl nicht besonders anfällig für Symbolisches, sagte ihm, dass seine Versicherungen nach Zitrone rochen.
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14
Wenn wir Toten erwachen
D as Mittagessen im »Lady Hamilton« war eine kostspielige und alkoholreiche Angelegenheit, denn nur das Beste war Hereward Fielding gut genug. Das Beste des »Lady Hamilton« hatte ihm zwar keine Sterne in den vornehmeren Restaurantführern eingebracht, doch das Essen war heiß und reichlich und erfreute sich der angenehmen Gesellschaft dreier Flaschen verboten teuren Bordeaux’, auf denen der Alte als Begleitung bestanden hatte. All dies war für ihn lediglich die Unterlage für den darauf folgenden Cognac, und um halb drei war er bereit, die Geschichte seines Lebens zu erzählen.
Dalziel, der sowohl größere Vorsicht als auch größeres Fassungsvermögen für sich beanspruchen konnte, war wiederum nur allzu bereit, dieser persönlichen Geschichte zu lauschen, vorausgesetzt,
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