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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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nicht wahr?«, sagte Tillotson strahlend. »Mit ein bisschen Glück können wir doch noch rechtzeitig eröffnen. Ich habe immer gewusst, dass es gut gehen wird.«
    Auf Louisa machte dieser unglaubwürdige Anspruch auf Hellsichtigkeit keinen Eindruck, sie schwieg und zog sich die Unterlippe vor, so dass das feuchte Innere zu sehen war. Ziemlich sexy, dachte Dalziel. Wenn man so dürr war wie sie, musste man sich wahrscheinlich mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Protuberanzen behelfen.
    »Hervorragend«, sagte Dalziel. »Entschuldigen Sie mich.«
    Er ging nach hinten in die Küche und kam einen Augenblick später mit etwas in einer Plastiktüte zurück.
    »Machen Sie ein Picknick?«, fragte Louisa.
    »Ist nur ein Happen«, antwortete Dalziel. »Wollen Sie ganz bestimmt nicht mit?«
    »Ganz bestimmt. Gibt’s was Neues von Mrs. Greave?«, erkundigte sich Louisa.
    »Nein. Sie werden sich Ihr Abendessen selber machen müssen«, sagte Dalziel. »Vielleicht schießt Ihnen ja der große weiße Jäger ein paar fliegende Fische. Sie schulden mir noch was für die Reinigung, Charley.«
    Tillotson kam aus den Entschuldigungen gar nicht mehr heraus, als er Dalziels Anspielung endlich begriff. Louisa zeigte kein Mitgefühl.
    »Wenn man in Booten rummacht, macht man sich halt dreckig«, sagte sie entschieden.
    »War auf jeden Fall weniger gefährlich als der Landungssteg«, bemerkte Dalziel.
    »Armer alter Homunkulus«, seufzte Tillotson.
    »Ja?« Dalziel nickte ihm zu.
    »Nichts«, sagte Tillotson verwirrt. »Nur armer alter Homunkulus.«
    »Ein trauriger Verlust«, meinte Dalziel. »Besonders für Anchor Insurance. Jetzt müssen sie jemand anderen zum Nachforschen herschicken.«
    Damit ließ er die beiden allein. Als er sich Herries Wohnzimmer näherte, meinte er zu hören, wie die Tür zugezogen wurde, doch als er hineinsah, war der Raum leer. Cross war anscheinend fertig, und das bedeutete, dass Bonnie bereit war für ihr Gespräch.
    Einem Impuls folgend stieß er die Tür zum nächsten Zimmer auf und trat ein.
    Es war das Billardzimmer, noch immer gänzlich verdunkelt, vielleicht (aber nicht sehr wahrscheinlich) in Anerkennung der Tatsache, dass Fieldings Sarg hier gestanden hatte.
    Er fand einen Lichtschalter und drückte darauf. Ein Lichtzelt senkte sich über den grünen Tischbezug, von dem sich aber noch genug seitwärts ausbreitete, um die Gestalt zu beleuchten, die im Schatten des alten Marmorkamins stand.
    Ein weiterer Schalterdruck, und das große Licht ging an.
    »Sieh da, sieh da«, sagte Dalziel leutselig. »Der Wanderer kehrt zurück.«
    Vor ihm stand, einen uralten Rucksack über eine Schulter geworfen, Nigel Fielding.
    Er hatte kaum Farbe im Gesicht und offenkundig ein beträchtliches Schlafdefizit.
    »Grade zurückgekommen?«, erkundigte sich Dalziel.
    Der Junge nickte.
    »Und da hast du dir gedacht, dass ein bisschen Ruhe und Frieden nicht schaden könnte, bevor du dich sehen lässt? Ja, es braucht immer einen gewissen Mut, nach Hause zu kommen. Wegen Bertie und Lou und ihren blöden Sprüchen, was?«
    »Ja.«
    »Kümmer dich nicht drum. Ich bin gerade auf dem Weg zu deiner Mutter. Ich sage ihr, dass du da bist, wenn du willst.«
    »Vielen Dank, Mr. Dalziel«, sagte der Junge.
    Was für ein höflicher Junge, dachte Dalziel, während er die Treppe hochstieg. Aber gut ausgesehen hat er nicht, und dass er sich im Billardzimmer verschanzt, kaum dass er zurück ist, ist auch kein gutes Zeichen.
    Bonnie saß vor ihrer Frisierkommode und trug mit großer Sorgfalt einen üppigen perlrosa Lippenstift auf die Unterlippe auf. Heute waren offenbar die Unterlippen zu Sexzonen ausgerufen worden.
    »Ist Cross weg?«, fragte Dalziel.
    »Ja. Wolltest du noch mal mit ihm sprechen?«
    »Nicht so wichtig. Ich kann ihn ja in der Stadt besuchen. Ich fahre deinen Schwiegervater zur Bank.«
    »Das ist nett von dir. Was ist mit unserem Gespräch?«
    »Das verdirbt ja nicht, oder? Auf jeden Fall gibt’s jemand Wichtigeren als mich, mit dem du dich unterhalten solltest.«
    »Und zwar?«
    »Nigel«, sagte er. »Er ist gerade zurückgekommen. Er ist im Billardzimmer.«
    Jedem Menschen tut es gut zu sehen, wenn seine Worte nachhaltigen Eindruck hinterlassen, und so gestattete er sich den Luxus zuzusehen, wie die Überraschung ihre Lippen zu einem rosenfarbenen O rundeten, das ihn an Uniffs Zeichentrickfilm erinnerte.
    Er überlegte, ob er auch dem Alten gegenüber Nigels Rückkehr erwähnen sollte, kam aber zu dem Schluss, dass der

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