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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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es darauf hinaus. Es fehlt nichts.«
    »Was?«
    »Tut mir leid für Sie, aber das ist der langen Rede kurzer Sinn. Ich habe heute Vormittag alles genau durchgesehen, und das fehlende Zeug ist vollzählig wieder aufgetaucht. Der Alkohol war anderswo gelagert. Eigentlich eine ganz dumme Geschichte.«
    »Und Sie wussten nichts davon?«, fragte Dalziel.
    »Nicht das Geringste. Zumindest nicht bis heute Vormittag.«
    »Und wer hat sich in Ihre Organisation eingemischt, ohne Ihnen Bescheid zu geben? Und warum hat der- oder diejenige gestern Abend nichts gesagt?«
    »Nun, das wäre wohl ein wenig schwierig geworden«, sagte Bertie mit einem breiten Grinsen. »Es war nämlich mein verstorbener Herr Vater, möge er in Frieden ruhen. Wer denn sonst?«
    »Und Sie haben jetzt also die Getränke aufgestöbert? Und die Mikrowellenteile? Hat er sich an denen auch vergriffen?«
    »Aber ja«, sagte Bertie. »Aus Sicherheitsgründen. Mein Vater war ein sehr misstrauischer Mann.«
    Was sollte man darauf noch sagen? Und obwohl Dalziel Balderstone diese Entwicklung der Dinge vorhergesagt hatte, war er jetzt frustriert und verärgert.
    »Sie können es sich selbst ansehen, wenn Sie wollen«, bot Bertie ihm an.
    »Nein, danke«, erwiderte Dalziel, dem ein anderer Gedanke gekommen war. War das der Grund, warum man ihn heute Vormittag aus dem Haus gelotst hatte?
    »Also kommen Sie, Pappy. Mr. Dalziel muss Ihnen jetzt keine Fragen mehr stellen. Oder, Superintendent?«
    Dalziel zögerte. Nach dramaturgischen Kriterien wäre dies der ideale Zeitpunkt, zu enthüllen, dass Annie Greave tot war. Wenn es sein Fall gewesen wäre und er seiner Enthüllung eine mehrstündige Sitzung mit Papworth und Bertie in einem schönen, neutralen Vernehmungsraum hätte folgen lassen können, dann hätte er nicht gezögert. Aber es war nicht seine Entscheidung. In jedem Fall hatte, wie er Balderstone gegenüber schon bemerkt hatte, seine zwiespältige Position in diesem Haus auch einen Vorteil. Hätte er eine richtige Vernehmung in Gang gesetzt, hätte er damit die Wagenburg verlassen und sich den anderen in der Dunkelheit johlenden Rothäuten angeschlossen.
    Er entschloss sich zu einem Kompromiss.
    »Vergessen Sie nicht«, wandte er sich an Bertie, »dass wir gestern Abend nicht nur einen nicht existierenden Diebstahl hatten. Ein Mann ist ertrunken.«
    »Was hat das mit mir zu tun?«, fragte Papworth scharf.
    »Kommt darauf an, wann Sie das Haus verlassen haben und wohin Sie gingen«, antwortete Dalziel. »Sie hätten ihn auf der Straße gesehen haben können.«
    Papworth dachte einen Augenblick nach.
    »Nein«, sagte er. »Ich hab nichts gesehen. Ich hab keine Zeit, auf der Straße Leute anzugaffen.«
    »Das ist ein klein bisschen vage«, sagte Dalziel. »Mal sehen, ob wir Ihnen helfen können. Wann haben Sie das Haus verlassen?«
    »Ziemlich spät. Ich schau nicht auf die Uhr.«
    »Na gut«, sagte Dalziel verständnisvoll. »Versuchen wir’s am anderen Ende. Wo sind Sie hingegangen, und wann sind Sie dort angekommen?«
    »Na ja«, meinte Papworth. »Ich habe mir im Dorf einen genehmigt.«
    »Im ›Green Man‹? Aber Sie waren die ganze Nacht weg, Mr. Papworth. Machen die Pubs hier in der Gegend nie zu?«
    »Nicht, dass man’s merken würde«, sagte Papworth, stand auf und ging zur Tür. »Zeit zum Arbeiten.«
    Bertie trat zur Seite, um ihn durchzulassen, aber Dalziel stellte sich ihm in den Weg.
    »Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie die Nacht durchgesoffen haben?«, fragte er ungläubig.
    Pappy grinste listig.
    »Nicht die
ganze
«, sagte er. »Die Nächte sind lang für eine Frau auf dem Land, wenn ihr Mann nicht da ist. Da hat sie gern Gesellschaft. Sollten Sie auch mal versuchen, Mr. Dalziel. Schauen Sie sich ruhig noch mal in meinem Zimmer um, wenn Sie wollen.«
    Er quetschte sich an Dalziel vorbei und ging hinaus, gefolgt von Bertie, der die Tür hinter ihnen beiden schloss.
    Dalziel blieb allein in dem vermieften Zimmer und rümpfte die Nase, als ihm aufging, was Papworth da gerade gesagt hatte. Sparsam, wie er war, fand er ein Wort, das beide Sinneserfahrungen abdeckte.
    »Hühnerkacke«, sagte er.

[home]
    15
    Bilder der Unschuld
    D alziel stieg die Treppe hoch. Da erschien Tillotson auf dem Absatz und sah auf ihn herab wie der junge Held, der entschlossen ist, sich dem Ungeheuer der Schwarzen Lagune entgegenzustellen.
    »Haben Sie ihn ins Bett gebracht?«, fragte Dalziel.
    »Ja. Er ist kurz aufgewacht und hat gesungen.«
    »Das ist

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