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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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es tun, unbedingt. Später hat er die Werkstatt angerufen, damit sie deinen Wagen bringen. Er will dich endgültig loswerden.«
    »Hab ich bemerkt«, sagte Dalziel.
    Er machte sich aus den Kissen eine Kopfstütze und streckte sich auf dem Bett aus. Wie eine Katze an den Beinen rieben die Cognacdämpfe sich an seinen Augäpfeln. Der Schlaf würde nicht lange auf sich warten lassen.
    »Aber wieso, Andy? Was bezweckt er damit?«
    »Vielleicht mag er mein Rasierwasser nicht«, gähnte Dalziel.
    »Nein! Ich meine, was ist hier los? Hat es jetzt einen Diebstahl gegeben oder nicht? Wo ist Mrs. Greave?«
    »Fragen über Fragen«, murmelte Dalziel, die Augen halb geschlossen. »Du hast mir noch gar nix gesagt, und schon stellst du Fragen. Sag mir eines: Warum hat der alte Knabe seine Meinung geändert?«
    »Keine Ahnung. Loyalität gegenüber der Familie. Weiß der Himmel. Herries Verstand funktioniert nicht wie der anderer Leute.«
    »Aye. Er ist Dichter. Es gibt Leute, die glauben, vor dem Gesetz sei das ein Argument zu ihrer Verteidigung. Wie wenn man doof ist. Es hat schon eine gewisse Ähnlichkeit mit Doofheit, oder? Ich meine, wenn einer klug genug ist, sein Geld nicht in ein unausgegorenes Projekt zu stecken, solange noch eine minimale Chance besteht, dass ein Geschäft daraus wird, dann muss er schon ziemlich doof sein, es reinzustecken, wenn nach einem Diebstahl die meisten sichtbaren Aktivposten plötzlich verschwunden sind. Meinst du nicht auch?«
    »Warum, zum Teufel, hast du Herrie das nicht selbst gefragt? Momentan bist du doch sein bester Kumpel.«
    »Hab ich ja, hab ich ja. Aber er hält sich sehr bedeckt. Redet viel und sagt nix. Das kommt davon, wenn man Dichter ist. Aber ich sag dir, was ich mir denke.«
    »Nämlich?«
    »Komm und setz dich zu mir«, sagte Dalziel und klopfte auf das Bett. »Ich möchte nicht, dass uns zufällig jemand hört.«
    Bonnie sah sich unbehaglich im Zimmer um, dann schob sie ihren Stuhl ans Bett.
    »Das reicht«, sagte sie mit gedämpfter Stimme. »Eines musst du dir merken, Andy. Wenn ich auf die Matte gehe, dann zum Vergnügen, aus keinem anderen Grund.«
    »Ich auch«, erwiderte Dalziel. »Also, ich glaube Folgendes: Ich glaube, Herrie hat gewusst, dass das gestohlene Zeug wieder auftaucht. Und er hat es gewusst, weil es ihm gestern Abend jemand gesagt hat. Du hast hier gestern Abend ausgiebig mit jemandem geplaudert.«
    »Du lauschst also auch an Schlafzimmertüren!«, sagte sie verächtlich.
    »Nur zum Vergnügen«, sagte er. »Aus keinem anderen Grund. Egal. Ich hab eh nix gehört, nur Stimmen. Hast
du’s
ihm gesagt?«
    »Wie soll ich ihm etwas sagen, das ich selbst nicht weiß?«
    »Na gut. Dann ist Herrie also zu dir gekommen, um dir zu sagen, dass er es sich anders überlegt hat. Das heißt aber, dass schon jemand anderes mit ihm gesprochen hatte. Warum hat er es sich anders überlegt? Aus zwei Gründen, glaube ich. Einem eigennützigen. Der arme Teufel hat eine Heidenangst vor dem Sterben. Er verpackt’s in Worte, aber das ist es, was dahintersteckt. Schon interessant, was? Er glaubt, hier im Haus gibt’s jemanden, der ihn um die Ecke bringen könnte.«
    »Und der andere Grund?«
    Dalziels Augen waren jetzt ganz geschlossen. Auch im entspannten Zustand war sein Gesicht keine Augenweide.
    »Uneigennützig. Ich hab da einen, der in Yorkshire für mich arbeitet. Kluges Bürschchen. Hat Diplome und so ’n Zeug. Ich höre mir an, was er zu sagen hat, hol mir die Perlen aus der Schweinescheiße. Er würde sagen, dass die meisten Leute, die aus Eigennutz was tun, sich gern einen uneigennützigen Grund dafür suchen. Nicht, dass sich das groß auf die Kriminalstatistik auswirkt! Nein, aber manchmal … egal. Was gibt es, wofür der alte Herrie auf seinen Eigennutz verzichten würde? Ich werd’s dir sagen. Da fällt mir nämlich nur eines ein.«
    »Und das wäre?«
    »Nigel.«
    Dalziel öffnete ein Auge und blinzelte Bonnie an.
    »Warum holst du ihn nicht rein?«
    Er schloss das Auge wieder, hörte Bonnie aufstehen und durch das Zimmer gehen, hörte die Badezimmertür aufgehen.
    Als er schließlich beide Augen öffnete, stand Nigel am Fußende des Bettes.
    »Wo sind die Trauben, mein Junge?«, fragte Dalziel.
    »Was?«
    »Du stehst hier wie ein Verwandter bei einem Krankenbesuch, auf den er keine Lust hat. Himmel noch mal, mach’s dir bequem.«
    Der Junge ging um das Bett herum und setzte sich auf den Stuhl, den seine Mutter verlassen hatte. Bonnie schob Dalziels Füße

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