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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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beiseite und setzte sich aufs Bett. Sie öffnete den Mund, aber Dalziel gebot ihr zu schweigen.
    »Ich rede«, sagte er. »Ihr hört zu. Alle beide. Ich mach’s kurz. Unterbrecht mich nicht. Das ganze Projekt war niemals ein ernsthafter Versuch, ein Restaurant in Betrieb zu nehmen. Zumindest nicht vonseiten deines Vaters, Nigel. Ich meine, denk doch mal nach! Ein mittelalterlicher Bankettsaal. Hast du schon mal so was Bescheuertes gehört? Also, was war’s dann? Ich werd’s dir sagen. Bertie kam eines schönen Tages aus Liverpool nach Hause, mit der zündenden Idee, das ganze Haus hier abzufackeln und das Geld von der Versicherung zu kassieren. Nur, ganz so einfach durfte es natürlich nicht sein. Um richtig abzukassieren, brauchte es etwas, das auch einen Wert hatte, nicht nur eine alte Ruine.
    Auf den Geschmack gekommen ist er, als er in Liverpool mit dem Brandschaden von Uniff zu tun hatte. Da erkannten sich zwei verwandte Seelen und kamen überein, dass Uniff einen zehnmal so hohen Schaden geltend machen soll, wie tatsächlich entstanden ist. Es war ganz leicht, und sie rechneten sich aus, dass sich daraus ein gutes Geschäft machen ließe.
    Dann tüfteln sie diesen Plan hier aus. Er ist genial. Gründen wir was, das wie ein richtiges Unternehmen aussieht, damit versichern wir nicht nur ein Gebäude, dessen Wert seit seinem Umbau in die Höhe geschossen ist, sondern auch das Unternehmen selbst. Ich habe die Police noch nicht gesehen, aber soviel ich verstanden habe, deckt sie auch sechs Monate geschätzten Verdienstausfall. Plus einen kleinen Bonus, natürlich. Sämtliche Anschlüsse, Einrichtungen, Vorräte etc. sind versichert. Aber warum soll man sie verbrennen lassen? Warum kann man sie nicht wie Uniffs Ausrüstung vorher evakuieren? Und nachher verkaufen? Ich habe mich gefragt, warum jemand sich die Mühe machen sollte, das ganze Gerümpel aufzuheben, das ich gefunden habe. Wenn man Schadenersatzansprüche für nachgebaute alte Möbel und Wandbehänge stellt, ganz zu schweigen von Kostümen, dann braucht man einen Haufen Asche von der richtigen Sorte. Der Plan ist grandios. Wirklich grandios.«
    Dalziel schüttelte den Kopf vor widerwilliger Bewunderung. Bonnie stieß einen ungläubigen Seufzer aus.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, sagte sie. »Das darf doch nicht wahr sein.«
    Dalziel setzte seine Lieblingsonkelmiene auf und tätschelte ihr mit einer Hand das Knie, während er mit der anderen Nigel beruhigend den Arm drückte.
    »Ich weiß, es ist schwer«, sagte er. »Es tut mir leid. Sie haben dir nichts gesagt, weil sie wussten, dass es keinen Sinn hätte. Du hättest dich nie auf so was eingelassen. Ja, ja, das Auge des Verbrechers erkennt Ehrlichkeit, wenn es sie sieht.«
    Bonnie sah ihn scharf an, doch seine Miene passte zu der vibrierenden Aufrichtigkeit in seiner Stimme.
    »Nein, ich schätze, dass das ein Geschäft war, von dem nur Bertie, sein Vater und die Uniffs was wussten, und natürlich Mrs. Greave und Papworth.«
    »Warum Mrs. Greave?«, fragte Bonnie.
    »Ist doch klar. Du brauchtest jemanden, der sich um die ganzen Hilfskräfte hinter den Kulissen kümmert. Sie konnten nicht riskieren, dass du eine nette, ordentliche Küchenleiterin einstellst, die vielleicht gleich von Anfang an spitzkriegt, dass da was nicht stimmt. Und da gabelten sie Mrs. Greave auf. Als Papworths kürzlich verwitwete Tochter würde niemand sie nach Referenzen oder so was fragen. Und auch sonst würde sie sich als praktisch erweisen. Bestimmt hätten sie und Papworth den Brand gelegt, während ihr andern euch irgendwo in sicherer Entfernung gegenseitig schöne Alibis gegeben hättet. Bei einem Großbrand wie dem hier würden sie nämlich schon ganz genau hinschauen. Und so kam dein Mann ins Spiel.«
    »Wie denn?«
    »Ja, die Instandsetzungstruppe ist ein Teil der Armee, wo die Offiziere tatsächlich was lernen. Mit seinen Kenntnissen über elektrische Anlagen hielt er es offenbar für eine gute Idee, dass ein elektrischer Defekt den Brand verursachte. Und in einem alten Haus wie dem hier, besonders in einem alten Pferdestall, da gab es doch bestimmt einen Haufen Ratten. Das leuchtet ein. Da kommt also eine große, hungrige Ratte daher, sieht ein paar schöne neue Leitungen und beschließt, da mal ein bisschen rumzuknabbern. Was passiert? Sie schlägt die Zähne rein, kriegt einen elektrischen Schlag und verursacht einen Kurzschluss. Ich komme euch da jetzt nicht technisch, weil ich einen Scheiß davon verstehe,

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