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Ein neues Leben auf dem Jakobsweg

Ein neues Leben auf dem Jakobsweg

Titel: Ein neues Leben auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manolo Link
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Seiten für mich gedacht, nur für mich?
    Sie waren in deutscher Sprache, konnten demnach nicht an einen Spanier, Italiener oder anderen nicht Deutschsprachigen gerichtet sein. Geistesabwesend entfernte ich mich einige Schritte von dem Gebäude und steckte die Zettel in meine Hosentasche. War die Nachricht wirklich ausschließlich für mich gedacht? - Ich war mir nicht sicher, und so ging ich die wenigen Schritte zurück und steckte sie wieder dort hin, wo ich sie gefunden hatte. Wie in Trance setzte ich mich langsam in Bewegung. Immer wieder tauchte in mir die Frage nach der Botschaft auf... Die Starken bedürfen keines Arztes, sondern nur die Kranken.
    In Villafranca Montes de Oca, auf einem Parkplatz vor einer Bar, rief ich von einer Telefonzelle aus meine Eltern an, die froh waren, meine Stimme zu hören. Anschließend trat ich in die Bar und frühstückte. Kurze Zeit nach mir erschien Lazarus mit den beiden jungen Frauen aus Kalifornien. Lazarus zog eine Flasche Whisky aus seinem Rucksack, nahm einen großen Schluck und fragte mich, ob ich auch mal kosten wolle. Ich lehnte dankend ab, trank einen weiteren Kaffee, zahlte und verabschiedete mich. Nach einigen Kilometern schloss Lazarus mit den Amerikanerinnen zu mir auf. Und wieder bot er mir seinen Whisky an. Wieder lehnte ich ab. Er nahm einen weiteren kräftigen Schluck. Wie kann dieser Mann nur mit Whisky im Leib den Weg bewältigen ?
    Während der Whisky trinkende Peregrino mit Amerikas Beautys weiterwanderte, legte ich eine Rast ein, um die Naturschönheit in mich aufzunehmen. Die Natur gab mir Kraft, sie gab mir all das, was ich an Reichtum benötigte. Ich glaube, dass die Menschen in Gottes freier Natur einen direkten Draht zur universellen Intelligenz und Göttlichkeit haben. Es gibt Gründe, weshalb ich mich in Gebäuden nicht so wohl fühle wie draußen, wo der Horizont die Unendlichkeit weist und das Meer die Fülle reichen Lebens preist. Dort, wo der Mensch an seine Grenzen stößt, wo die Welt keinen Anfang und kein Ende hat. Das Universum lebt, es wächst, ist unbegrenzt. Ich stelle mir das Universum friedlich vor. Außerirdische Lebewesen, die in der Lage wären, unsere Erde aus weiten Fernen aufzusuchen, denke ich, haben bestimmt eine höhere Intelligenz und Entwicklungsstufe als wir Menschen und ein Bewusstsein, das von Liebe erfüllt ist.
    Ruhig und in mich gekehrt brach ich wieder auf. Nun mochte ich das Gewicht meines Rucksacks auf meinen Schultern. Es lastete nicht mehr, es war ein Teil von mir. Ich achtete bewusst auf meine Füße, nahm meine Schritte wahr, setzte einen Fuß vor den anderen, ging Meter um Meter. Irgendjemand schien in mein Ohr zu flüstern: »Gehen, das bist du, es ist dein Leben. Gehen, du sollst gehen, in die Welt, zu den Menschen. Gehe, gehe zu ihnen, rede mit ihnen, teile ihnen die guten Dinge des Lebens mit. Sage ihnen, dass sie nicht mehr leiden müssen, sage ihnen, dass sie aus Liebe geboren sind. Sage ihnen, dass sie liebenswert sind, sage ihnen, dass sie es wert sind, geliebt zu werden. Und dass sie es wert sind, sich selbst zu lieben — sage es ihnen. Gehe - und habe Vertrauen.«
    Und ich ging, nahm die Erde in mich auf, bewegte mich rhythmisch, kontinuierlich - und ich liebte sie, die, meine Erde. Und ich liebte mein Leben - wieder. Ich hatte es verloren, mein Leben. Ich hatte mich verloren, hatte nicht mehr an mich und an Gott geglaubt. Uschi, sechzigjährig, rote Haare, strahlend blaue Augen, hieß einer der Engel, der mich an die Hand genommen und aus Bad Neuenahr hinaus zurück ins Leben geführt hatte. Uschi hatte mir aufgezeigt, dass mehr, viel mehr Kräfte in mir sind, als ich es zu jener Zeit glaubte. Sie hat mir Selbstvertrauen vermittelt, von dem nicht mehr viel in mir vorhanden war. Ich war damals müde. Des Lebens müde, hatte Leid erfahren, auch Freude, war viel gereist, hatte Fehler gemacht, Menschen verletzt, war verletzt worden, hatte geweint und gelacht. Uschi hatte viel mit mir geredet, mir zugehört und mich angenommen. Ich sandte Uschi Licht und Segen und war der festen Überzeugung, dass sie es empfangen würde. Und ich dankte ihr, einem Engel, der schon vielen Menschen geholfen hatte.
    Der zweite Engel, der viel dazu beitragen hat, mich ins Leben zurückzuführen, heißt Conni und lebt in Weibern, in der Vulkan-Eifel. Sie war es, die mir den letzten Kick gegeben hatte, auf Pilgerschaft zu gehen. Zwei Tage vor meinem Aufbruch saß ich bei ihr im Wohnzimmer und redete davon, mich auf eine

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