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Ein neues Leben auf dem Jakobsweg

Ein neues Leben auf dem Jakobsweg

Titel: Ein neues Leben auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manolo Link
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solche.
    »Wünsche keinem Menschen etwas Schlechtes«, sagte ich. »Du möchtest bestimmt auch nicht, dass ein anderer dir Schlechtes wünscht. Alles, was du aussendest, kehrt zu dir zurück.«
    Michael schaute mich verwundert an. Ich fuhr fort: »Ich hatte einige Erlebnisse in meinem Leben, die mir gezeigt haben, dass es besser ist, den Menschen das Allerbeste zu wünschen. So habe ich mir angewöhnt, die Menschen zu segnen. Egal wer mir entgegenkommt, ich segne ihn.«
    Eine Frau mit schmerzverzerrtem Gesicht und verbundenem Knie stieg aus dem Bus. Michael kannte die Pilgerin. Sie erzählte von ihren starken Schmerzen, die sie am Weitergehen hinderten. Der Busfahrer hätte sich angeboten, sie zum nächsten Krankenhaus zu fahren. Nach einigem Vor und Zurück schaffte der Chauffeur es, den Bus aus dem Schlamm zu manövrieren. Wir wünschten der Pilgerin alles Gute.
    »Das war eine Lehre für mich«, sagte Michael.
    »Ja, für mich auch.«
    Inzwischen hatten wir festen, trockneren Grund erreicht und befreiten unsere Schuhe von der schweren Erde. Michael war bald in den Weiten des Caminos verschwunden.
     

»Liebe ist die stärkste Macht der Welt, und doch ist sie die demütigste, die man sich vorstellen kann.«
    Mahatma Gandhi
     

10 Freitag der Dreizehnte
     
    So wanderte ich durch Nordspaniens einsame Weiten, ließ mir von gelben Pfeilen die Richtung weisen und wusste nicht, wohin sie mich nach der nächsten Biegung führen würden. Nun befand ich mich in der Meseta, die, wie ich gehört hatte, nicht von allen Pilgern geliebt wurde. Ich fühlte mich wohl in der eintönigen Landschaft, zwischen den Getreidefelder und einem Himmel, der mir die Unendlichkeit widerspiegelte.
    Der Feldweg schlängelte sich abwärts durch die Landschaft und führte zu einer Ortschaft, die Hoffnung auf einen Kaffee in mir aufkommen ließ. Dreißig Minuten später stand ich vor dem Ortsschild von »Hornillos del Camino«, einem kleinen verschlafenen Nest. Eine Steinbrücke leitete mich über einen kleinen Bach und gewährte mir Zutritt zu einem Ort, der mir gefiel. Über einer offenen Tür stand in großen Lettern: »Bar Manolo«. Freudestrahlend trat ich ein. Hinter der Theke begrüßte mich eine schwarzhaarige, attraktive Spanierin. Ich bestellte einen Café con Leche und fragte nach Bocadillos. »Jamón, queso, o chorizo«, bot sie mir an. Ich entschied mich für Käse und Schinken und setzte mich an einen der zwei Tische, die sich in der kleinen Bar befanden. »Wherever you are, wherever you go ...«, klang aus den Lautsprechern. Ich war der einzige Gast. Die Spanierin stellte mir den Kaffee auf die Bar. Ich stand auf und holte ihn mir. Auf dem Teilerchen lagen ein Stück Schokolade und ein Kaffeebonbon. Ich holte meinen Reiseführer hervor, um mich kundig zu machen, was der Weg mir an diesem schönen Tage noch alles zu bieten hatte. »San Bol« war die nächste Herberge, nur wenige Kilometer entfernt. Zu früh, um einzukehren, zumal das Wetter besser nicht hätte sein können. Das Bocadillo verzehrte ich zur Hälfte und packte die andere ein. Derweil kam ein großer, kräftiger Mann, unzweifelhaft Spanier, in die Bar. Unaufgefordert reichte ihm die Frau einen Espresso. Ich beobachtete die beiden, verstand nicht viel von ihrer lebhaft geführten Konversation. Nach meinem zweiten Kaffee packte ich den Reiseführer in den Rucksack und ging zur Theke, um meine Rechnung zu begleichen. Während mir die Frau das Wechselgeld reichte, teilte ich ihr mit, dass mir der Name Manolo schon immer gefallen habe. Sie zeigte auf den Herrn, der neben mir stand, und meinte mit einem Lächeln auf ihren Lippen, dass dieser Mann Manolo sei. Ich reichte ihm die Hand und gab meinen Namen preis. »Mano?«, fragte der Mann verwundert und zeigte auf seine Hand. »Ja, mein Name ist Mano«, erwiderte ich, zahlte und ging. Angelika hatte mir den Spitznamen Mano verabreicht, weil ihr mein richtiger Name Franz Josef nicht gefiel. Hinter dem Ort ging es bergauf. Das Gehen war die reinste Freude. Weder das Gewicht des Rucksacks noch mein eigenes schienen weiter zu existieren. Spaßeshalber richtete ich meinen Blick gen Himmel: »Lieber Gott, du kannst mir zwei Männer auf meine Schultern setzen, die trage ich den Anstieg ebenfalls hoch.« Ich musste an den Namen Manolo denken und fasste einen Entschluss: »Von heute an ist mein Name Manolo. Ja, Manolo heiße ich.« Ich wiederholte »Manolo«. Der Name gefiel mir. So wurde an diesem Tage aus Mano, Manolo.
    Weit und

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