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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Helium ist, in großem Maßstab stattfinden oder zum mindesten stattgefunden haben. Bis hierher ist alles ziemlich einfach, und Sie werden sich sicherlich gewundert haben, daß ich Ihnen gerade über ein buchstäblich so weit abliegendes Thema wie diesen Doppelstern etwas erzählen will. Ich tue es aber, weil sich im Laufe der letzten zwei Jahre auf dem dunklen Stern etwas ereignet hat, was uns allen zum Nachdenken und zur Vorsicht Veranlassung geben muß. Das Spektrum, das Sie hier noch sehen, ist im Frühjahr 1962 aufgenommen worden. Das Spektrum, das ich Ihnen jetzt zeige, stammt aus dem August desselben Jahres und wurde an dem Tag aufgenommen, an dem nach den langjährigen früheren Beobachtungen die größte Verdunklung zu erwarten war. Der dunkle Stern steht hier genau vor dem hellen Stern und verdeckt ihn dermaßen, daß nur noch ein Zehntel seines Lichtes zu uns kommt. Die photometrische Messung hat aber gezeigt, daß die Lichtstärke bei dieser Verdunklung nur auf den vierten Teil ihres normalen Wertes herabsank. Das Spektrum, das ich Ihnen jetzt zeige, ist zur selben Zeit aufgenommen und besteht aus den charakteristischen Linien des zerfallenden Bleies und des Heliums. Angedeutet finden sich Linien von Gold und Silber.
    Ich will noch nicht in die Erörterung der Vorgänge eintreten, die sich offenbar zu jener Zeit auf dem dunklen Stern abgespielt haben müssen, sondern Ihnen sofort die weiteren Spektra zeigen. Hier ist dasjenige von der Frühjahrsverdunklung von 1963. Die Lichtschwächung beträgt überhaupt nur noch fünfundzwanzig vom Hundert, und die Linien des zerfallenden Bleies sind unverkennbar. Außerdem ist ein kontinuierliches Spektrum vorhanden, ein Beweis dafür, daß der ganze dunkle Stern ins Glühen geraten ist. Auch die Temperatur dieser Glut ergibt sich mit Sicherheit aus dem Helligkeitsmaximum des kontinuierlichen Spektrums. Sie liegt bei zweitausend Grad. Das nächste Bild zeigt Ihnen die Herbstverdunklung des Jahres 1963, die aber gar keine Verdunklung mehr ist. Ich will daher in Zukunft nur noch von der Opposition des früher dunklen Sternes sprechen. Die Temperatur berechnet sich hier auf siebentausendfünfhundert Grad, das heißt, der ehemals dunkle Stern glüht ebenso stark wie der helle. Hier haben Sie die Spektralaufnahme der Opposition vom Frühjahr 1964. Die Temperatur des aufglühenden Sternes ist auf zwölftausend Grad gestiegen, die Opposition bedeutet jetzt in Wirklichkeit eine Erhellung des ganzen Objektes. Hier das nächste Bild, die Herbstaufnahme von 1964, zeigt eine Temperatursteigerung auf fünfundzwanzigtausend Grad. Außerdem läßt das Spektrum erkennen, daß sich um den glühenden festen Kern des Sternes bereits ein weiter Mantel von glühendem Bleidampf gebildet hat. Hier die Aufnahme vom Frühjahr 1965 zeigt nur noch ein ganz schwaches kontinuierliches Spektrum, ein Zeichen dafür, daß der feste Kern fast völlig verschwunden ist. In der Hauptsache ist nur noch eine Wolke von glühendem Bleidampf übriggeblieben. Hier schließlich sind die neuesten Aufnahmen, die ich erst gegen das Ende der vorigen Woche gemacht habe. Sie beweisen, daß der feste Kern gänzlich verschwunden ist. Nur noch eine glühende Dampfwolke treibt dort im Weltraum. Über ihre Temperatur können wir gar nichts aussagen und müssen abwarten, wie sich die Dinge weiter entwickeln werden.
    Was ist denn nun hier vor sich gegangen? Meine Herren, die Aufnahmen, die ich Ihnen vorführte, zeigen mit zwingender Logik folgendes: Der dunkle Stern muß offenbar zu einem sehr erheblichen Teil aus reinem Blei bestanden haben. Wir können annehmen, daß er vor Milliarden von Jahren aus Uran bestand und daß dieses in der bekannten Weise allmählich in Blei zerfiel. Beim Blei hören die freiwilligen radioaktiven Zersetzungen ja bekanntlich auf, und so mag dieser Stern, ein dunkler, kalter Bleiblock, Millionen von Jahren um seinen hellen Begleiter gekreist haben. Dann aber, und zwar im Sommer des Jahres 1962, ist etwas ganz Merkwürdiges und bis dahin noch niemals Beobachtetes passiert. Aus vorläufig unbekannten Ursachen hat ein weitergehender Atomzerfall des Bleies eingesetzt, und der ganze Stern ist von neuem in Brand geraten. Es hat ein allgemeiner, scheinbar freiwilliger radioaktiver Zerfall der Masse eingesetzt. Riesenhafte Energiemengen sind freigeworden, und Masse im Betrag von Milliarden von Kilogrammen ist dafür verschwunden. Heute ist von jenem Stern nur noch eine Dampfwolke übrig, und nach

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