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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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unserer Kenntnis der Zerfallserscheinungen müssen wir annehmen, daß auch dieser Dampf sich in Wohlgefallen auflösen wird. Ich, meine Herren, befürchte sogar, daß dieser radioaktive Dampf noch den hellen Stern anstecken wird, daß auch dieses Gestirn dem Weltenbrand zum Opfer fallen wird.
    Nun, meine Herren, was lehrt uns dieser Vorgang? Er zeigt uns, daß sich mit diesen Zerfallserscheinungen nicht spaßen läßt. Er zeigt uns, daß wir bei unvorsichtigem Gebaren wohl auch eines Tages den Atombrand auf unserer Erde entzünden könnten und daß unser Erdball ebenfalls im Lauf weniger Jahre aufglühen und wegdampfen könnte. Von irgendeinem unserer zahlreichen Maschinenhäuser, die mit größeren Mengen zerfallender Masse arbeiten, könnte ein solcher Brand unvermutet seinen Ausgang nehmen, und ich wüßte nicht, wie wir ihn löschen sollten. In wenigen Stunden wäre das Maschinenhaus dann ein Glutmeer. Nach ein paar Tagen würde eine Fläche von mehreren Quadratmeilen in hellster Weißglut stehen. In dieser Zeit müßte der Brand auch bereits die feste Erdkruste nach unten hin durchbrochen haben, und Ausbrüche des flüssigen Erdinneren dürften die Katastrophe beschleunigen und vergrößern. Im Laufe weniger Monate wäre die Menschheit und überhaupt jedes lebendige Wesen auf der Erde dem Feuertod geweiht. Nach der kurzen, für astronomische Vorgänge fabelhaft kurzen Zeit von kaum zehn Jahren würde nur noch eine Dampfwolke auf dem Kreis der früheren Erdbahn als letzte Spur der ganzen Erde übrig sein. Das, meine Herren, ist die riesengroße Gefahr, die uns und unseren Planeten bedroht, wenn wir bei der weiteren Ausnutzung unserer neuen Energiequellen nicht mit der größten Vorsicht verfahren. Seitdem die Menschheit sich des Feuers bediente, hat es auch Brände und Feuersbrünste gegeben. Seitdem wir den Massezerfall als Energiequelle ausnutzen, ist die neue Gefahr aufgetreten, daß dieser Zerfall unseren Planeten ergreift. Solange wir aber noch an ihn gebunden sind, solange wir noch nicht imstande sind, nach anderen schöneren Sternen auszuwandern, müssen wir eine solche Katastrophe unter allen Umständen vermeiden, denn ein derartiger Brand wäre, wie gesagt, unlöschbar. Sie auf diese Gefahr aufmerksam zu machen, war der Zweck meines Vortrages. Wir wollen die neue Energiequelle zum Nutzen der Menschheit weiter verwenden, aber bei ihrem Gebrauch die größte Vorsicht walten lassen.«

Dreißig Jahre später
    Erschienen im Neuen Universum , Band 51, 1930
1
    Ein schöner Herbsttag des Jahres 1940. In der Berliner Gartenbauausstellung drängten sich die Besucher um einen gewaltigen Kürbis, der mit reichlich zwei Meter im Durchmesser wie ein goldiger Riesenglobus breit und massig in den Strahlen der Abendsonne glänzte. Nur eine kleine Tafel war davor: »Gezüchtet von Professor Olearius«.
    Ausrufe und abgerissene Sätze schwirrten im Publikum hin und her.
    »Alle Wetter, der Mann kann was! Von dem möchte ich mal Mohrrüben und Kartoffeln sehen«, rief ein jüngerer Herr.
    »Kartoffeln? Na, Sie wissen doch, Doktor, daß der Durchmesser der Kartoffeln im umgekehrten Verhältnis zum Quadrat von der Intelligenz des Ökonomen steht«, erwiderte ihm sein Begleiter, dem man den praktischen Landwirt schon von weitem ansah.
    »Ach was, machen Sie mir den Professor Olearius nicht schlecht! Was Sie da übrigens von der Intelligenz behaupten, das gilt bloß für euch Landwirte, die ihr über Kali und Thomasphosphatmehl immer noch nicht hinausgekommen seid. Mit dem neuen mitogenetischen Verfahren von Olearius ist das aber etwas ganz anderes. Da steckt wirklich Gehirnschmalz dahinter.«
    Der andere schüttelte den Kopf. »Mag sein, lieber Doktor. Aber was im Laboratorium geht, wenn man einen Professor dabei hat, das geht noch längst nicht auf freiem Feld in Wind und Wetter.«
    Der Doktor zog seine Brieftasche heraus und entnahm ihr zwei Karten.
    »Professor Olearius hält heute abend vor einem kleinen geladenen Kreis einen Vortrag über seine Entdeckungen. Ich hatte das Glück, zwei Karten zu bekommen. Wollen Sie mitgehen, Herr Domänenrat? Es wird sehr interessant werden.«
    Der andere überlegte einen Augenblick. »Eigentlich hätte ich eine wichtige Verabredung …«
    »Keine Ausflüchte, Verehrtester! Die Vorführung ›Von der Erde zum Mars‹ können Sie sich auch morgen abend noch ansehen.«
    »Also gut, ich werde mitkommen. Aber daß ich daraufhin künftig meine Kartoffeln nach dem Verfahren Olearius züchte,

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