Ein Noah von heute
erhielten, sehr sorgfältig, verzehrte das Fruchtfleisch und warf die Schale weg; der andere hingegen, der seine Banane ebenso sorgsam schälte, fraß die Schale und warf das Fruchtfleisch weg.
Bei den Affen war es besonders wichtig, daß sie jeden Abend Milch erhielten. Ich benutzte Trockenmilch, die ich in einem großen Kanister in heißem Wasser auflöste, dann rührte ich mehrere Kalziumtabletten, ein paar Löffel voll Malz und Lebertran hinein, so daß das Getränk ähnlich wie schwacher Kaffee aussah. Meine meisten Jungtiere nahmen dieses Getränk sofort an und gebärdeten sich geradezu wie toll, wenn sie zur Fütterungszeit die Kannen ankommen sahen. Sie rüttelten kreischend an den Käfigstangen und stampften vor Aufregung mit den Füßen, während ich die Milch ausschenkte. Die ausgewachsenen Affen aber brauchten ziemlich lange Zeit, um sich an diese sonderbare hellbraune Flüssigkeit zu gewöhnen. Aus irgendeinem Grunde zeigten sie großes Mißtrauen dagegen.
Bisweilen gelang es mir, einen neuangekommenen Affen dazu zu bringen, diese Mischung zu trinken, indem ich seinen Käfig umdrehte, so daß er sehen konnte, wie alle andern Affen eifrig ihre Milchnäpfe leerten. Der Neuankömmling wurde dann neugierig und fand das Zeug in seinem Napf doch einer Untersuchung wert. Hatte er erst einmal davon gekostet, so begeisterte er sich sehr bald ebenso dafür wie alle übrigen Affen.
Es kam jedoch vor, daß ich es mit einem besonders eigensinnigen Affen zu tun hatte, der die Milch nicht einmal kosten wollte, auch wenn er alle andern gierig trinken sah. In diesem Fall blieb mir nichts anderes übrig, als ihm eine Tasse voll Milch über Hände und Füße zu gießen. Da Affen außerordentlich saubere Geschöpfe sind, machte er sich sogleich daran, die klebrige Flüssigkeit von seinem Fell wegzulecken, und nachdem er sie auf diese Weise gekostet hatte, trank er die Milch danach gern aus einem Napf.
Bei den meisten Tieren ist die Ernährung verhältnismäßig einfach, wenn man weiß, was sie in der Wildnis fressen. Zum Beispiel kann man Fleischfresser wie Mungos oder Wildkatzen mit Ziegen- oder Kuhfleisch, rohen Eiern und einem gewissen Milchquantum ernähren. Wichtig ist nur bei diesen Tieren, sicherzugehen, daß sie genügend Grobstoffe erhalten. Das freilebende Raubtier verzehrt seine Beute mit Haut, Knochen und allem; wenn ihn diese gewohnten Grobstoffe in der Gefangenschaft vorenthalten werden, wird es bald krank und geht ein. Ich hatte immer einen großen Korb voller Federn und Felle zur Verfügung, und dahinein warf ich die Fleischstücke, so daß sie ganz bedeckt wurden von Federn und Fellteilchen, bevor ich sie den Mungos verfütterte.
Das gleiche Problem ergab sich bei der Ernährung der Raubvögel. Zum Beispiel erbrechen Eulen, die eine Maus gefressen haben, einige Zeit später die Knochen und die Haut in Form eines ovalen Kügelchens, das Gewölle genannt wird. Hält man Eulen in der Gefangenschaft, so muß man sich stets vergewissern, daß sie regelmäßig Gewölle erbrechen, da dies als sicheres Zeichen zu gelten hat, daß der Vogel bei guter Gesundheit ist.
Als ich einmal einige mutterlose kleine Eulen aufzog, konnte ich keine geeigneten Grobstoffe beschaffen, und so war ich gezwungen, Fleischstücke in Watte zu wickeln, bevor ich sie in den stets offenen Schnabel schob. Das war zu meiner eigenen Verwunderung eine ganz gute Lösung; die kleinen Eulen brachten mehrere Wochen ein Gewölle hervor, das nur aus Watte bestand. Ihr Käfig sah aus, als hätten sie sich mit einer Schneeballschlacht vergnügt, denn überall lagen die weißen Kügelchen auf dem Boden.
Am meisten Mühe machen dem Fänger diejenigen Tiere, die in der Freiheit sozusagen streng Diät leben. In Westafrika kommt zum Beispiel der Pangolin vor, das Schuppentier, ein großes Geschöpf mit langer spitzer Nase und langem Greifschwanz, mit dem es an den Ästen der Bäume hängen kann. Sein ganzer Körper ist bedeckt mit übereinanderliegenden Schuppen, so daß es wie ein seltsam geformter Tannenzapfen aussieht. In der Wildnis ernähren sich diese Tiere einzig und allein von Ameisen, die ihren Bau zwischen den Zweigen haben. Während ich die Schuppentiere in Afrika hielt, hatte ich nicht die geringste Mühe, ihnen ihre natürliche Nahrung zu verabreichen; doch leider ist das nicht möglich, wenn sich das Tier in Europa befindet. Deshalb muß man ihm beibringen, sich mit einer Ersatznahrung zu begnügen, die man in dem betreffenden
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