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Ein Noah von heute

Ein Noah von heute

Titel: Ein Noah von heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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viel Zucker wie möglich mit dem Zeigefinger heraus. Danach kippte er sich die Tasse auf die Nase und saß so etwa fünf Minuten, bis das letzte bißchen Zucker ihm in den Mund getropft war.
    Ich hatte Cholmondelys große Box etwas entfernt vom Zelt aufgestellt und zwar so, daß ich das Ende seiner Kette an einem Baumstumpf befestigen konnte. Meiner Meinung nach war er auf diese Weise zu weit entfernt, um lästig zu fallen, jedoch nahe genug, um alle Vorgänge beobachten und lange Gespräche mit mir in seiner «Hu-hu»-Sprache führen zu können.
    Schon am Tage seiner Ankunft rief er Unannehmlichkeiten hervor, kaum daß ich ihn an seinem Baumstumpf angebunden hatte. Außerhalb des Zeltes waren mehrere zahme Äffchen mit langen Schnüren an eingerammten Pfählen angebunden. Es waren ungefähr zehn an der Zahl, für die ich ein Palmblattdach als Schutz vor der Sonne errichtet hatte. Als Cholmondely seine Umgebung besichtigte, bemerkte er diese Affen, die teils Obst verzehrten, teils in der Sonne schliefen, und er beschloß, sich ein bißchen im Kegeln zu üben.
    Ich arbeitete gerade drinnen im Zelt, als ich plötzlich draußen einen fürchterlichen Aufruhr vernahm. Die Affen schrien und kecerten wütend, und ich eilte hinaus, um zu sehen, was eigentlich los war. Cholmondely hatte offenbar einen Stein von der Größe eines Kohlkopfs auf genommen und ihn nach den Äffchen geworfen; zum Glück hatte er alle verfehlt, aber sie gebärdeten sich vor Angst wie toll. Wäre eins von ihnen von einem so großen Stein getroffen worden, so wäre es auf der Stelle tot gewesen.
    Gerade als ich auf dem Schauplatz ankam, hatte Cholmondely einen zweiten Stein ergriffen, den er wie ein Diskuswerfer hin und her schwang, um besser zielen zu können. Er ärgerte sich, daß er beim ersten Schuß sämtliche Affen verfehlt hatte.
    Ich ergriff die nächstbeste Rute und eilte brüllend auf ihn zu. Zu meiner Überraschung ließ Cholmondely den Stein fallen, legte die Arme über den Kopf und wälzte sich schreiend auf dem Boden. In meiner Hast hatte ich einen sehr kleinen Zweig erwischt, der ihm nicht den geringsten Eindruck machte, denn sein Rücken war so breit und so hart wie ein Tisch.
    Mit diesem albernen kleinen Zweig versetzte ich ihm zwei scharfe Hiebe, denen eine ernste Standpauke folgte. Indessen saß er mit sehr schuldbewußter Miene da und zupfte sich Blättchen aus dem Fell.
    Mit meinen Gehilfen zusammen räumte ich alle Felsbrocken und Steine in der Nähe seiner Box weg, schalt ihn nochmals tüchtig aus und kehrte zu meiner Arbeit zurück. Ich hoffte, daß diese Strafpredigt ihre Wirkung tun würde; doch als ich einige Zeit später zum Zelt hinausschaute, sah ich ihn in der Erde wühlen, offenbar auf der Suche nach Munitionsnachschub.
    Nicht lange nach seiner Ankunft im Lager erkrankte Cholmondely zu meinem Entsetzen. Fast zwei Wochen nahm er nichts zu sich; er verweigerte sogar die verlockendsten Früchte und andere Delikatessen, ja, er lehnte auch seine tägliche Teeration ab. Er begnügte sich mit ein paar Schlücken Wasser, und allmählich wurde er immer dünner, er bekam eingesunkene Augen, und ich dachte wirklich, er werde eingehen. Er zeigte überhaupt keine Anteilnahme mehr, sondern hockte den ganzen Tag mit geschlossenen Augen in seiner Box. Es war schädlich für ihn, sich gar nicht zu bewegen, deshalb nahm ich ihn abends nach Sonnenuntergang, wenn es kühl wurde, zu einem Spaziergang mit. Diese Spaziergänge waren ganz kurz, und wir mußten alle paar Meter haltmachen, weil Cholmondely infolge des Nahrungsmangels geschwächt war.
    Eines Abends füllte ich meine Taschen vor dem Spaziergang mit einem bestimmten Gebäck, das er sehr gern gehabt hatte. Wir erstiegen langsam einen kleinen Hügel hinter dem Lager und setzten uns dann, um die Aussicht zu bewundern. Während der Ruhepause nahm ich einen Keks aus meiner Tasche und verzehrte ihn, wobei ich genußvoll schmatzte, aber ich bot Cholmondely nichts an.
    Er sah sehr verwundert aus, denn er wußte, daß ich mein Essen immer mit ihm teilte, wenn wir zusammen draußen waren. Als ich den zweiten Keks aß, schaute er aufmerksam zu, um zu sehen, ob er mir so gut schmeckte wie der erste. Als er mich vergnügt schmatzen sah, steckte er die Hand in meine Tasche, zog einen Keks heraus und beschnüffelte ihn mißtrauisch. Dann aß er ihn zu meiner Freude auf und kramte nach einem zweiten. Da wußte ich, daß es ihm besser ging.
    Am folgenden Morgen trank er eine Tasse süßen Tee und

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