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Ein Noah von heute

Ein Noah von heute

Titel: Ein Noah von heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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aß siebzehn Kekse. Von dieser Diät lebte er drei Tage lang. Danach kehrte sein Appetit auf einmal zurück; in den nächsten zwei Wochen fraß er doppelt so viel wie früher und kostete mich ein kleines Vermögen an Bananen.
    Zwei Dinge gab es, die Cholmondely nicht liebte, erstens die Afrikaner und zweitens Schlangen. Meiner Vermutung nach muß er als Jungtier von Negern geneckt oder gequält worden sein. Worin der Grund auch bestehen mochte, er kühlte sein Mütchen des öfteren. Er versteckte sich in der Box und wartete, bis irgendein Schwarzer nahe vorbeikam, und dann stürzte er mit gesträubtem Fell hinaus, schwenkte die langen Arme und schrie auf höchst beängstigende Weise. Manch eine dicke Negerin, die zufällig mit einem Obstkorb auf dem Kopf an Cholmondelys Box vorbeikam, ließ erschrocken den Korb fallen, hob ihre Röcke in die Höhe und rannte ums liebe Leben, während Cholmondely frohlockend am Ende seiner Kette tanzte und mit lautem Hu-hu alle seine Zähne in verzücktem Grinsen zeigte.
    Schlangen gegenüber war er natürlich keineswegs so tapfer. Wenn er mich mit einer Schlange sah, regte er sich sehr auf, rang die Hände und stöhnte vor Angst, und wenn das Reptil, nachdem ich es auf den Boden gesetzt hatte, auf ihn zuzukriechen begann, lief er so weit, wie es seine Kette zuließ, schrie laut um Hilfe und bewarf die Schlange mit Holzstückchen und Gras, um ihr Näherkommen zu verhindern.
    Als ich ihn eines Abends wie gewöhnlich in seiner Box einschließen wollte, weigerte er sich zu meiner Überraschung, hineinzugehen. Sein Lager aus Bananenblättern war ordentlich gemacht, und so hielt ich es einfach für Ungezogenheit; aber als ich ihn schalt, nahm er mich bei der Hand, führte mich zu seiner Box und ließ mich dort stehen, während er bis zum Ende seiner Kette zurückwich und mich ängstlich beobachtete. Da wurde mir klar, daß drinnen etwas sein mußte, wovor er sich fürchtete, und tatsächlich fand ich bei vorsichtiger Untersuchung eine kleine Schlange, die sich mitten in seinem Lager zusammengerollt hatte. Nachdem ich sie gefangen hatte, stellte ich fest, daß es eine harmlose Art war; Cholmondely aber kannte den Unterschied natürlich nicht, und er ließ es auf kein Wagnis ankommen.
    Cholmondely lernte so schnell Kunststücke und zeigte sie so gern, daß er nach seiner Ankunft in England recht berühmt wurde und sogar mehrmals vor dem Bildschirm auftrat. Er entzückte die Fernseher, indem er mit einem Hut auf dem Kopf auf einem Stuhl saß, eine Zigarette entgegennahm und sie anzündete, sich ein Glas Bier einschenkte und viele andere Dinge trieb.
    Der Erfolg muß ihm wohl zu Kopf gestiegen sein, denn kurz darauf glückte es ihm, aus dem Zoo zu entweichen. Er wanderte allein durch den Regent’s Park, sehr zum Schrecken aller, denen er begegnete. Als er zur Straße gelangte, stand dort ein Autobus, den er prompt erkletterte, da er sehr gern spazierenfuhr. Die Fahrgäste hingegen wollten mit diesem Autobus lieber nicht fahren, wenn Cholmondely ihn benutzte, und alle drängten gerade verzweifelt hinaus, als einige Wärter aus dem Zoo erschienen und Cholmondely in ihre Obhut nahmen. Er wurde ungnädig zu seinem Käfig zurückgebracht, doch wie ich Cholmondely kenne, muß er die Schelte gern auf sich genommen haben als Entgelt für den Anblick all der Menschen, die sich gleichzeitig aus dem Autobus drängten und in der Tür steckenblieben. Cholmondely hatte ausgesprochenen Sinn für Humor.

Siebentes Kapitel

Schwierigkeiten mit Haarfröschen, Schildkröten und anderen Tieren

    Der Tierfang ist meistens, wenn auch nicht immer, der leichteste Teil meines Berufs. Hat man die Tiere erst einmal gefangen, so besteht die Aufgabe darin, sie in der Gefangenschaft am Leben und bei guter Gesundheit zu erhalten, und das ist nicht immer so einfach. Tiere reagieren auf die Gefangenschaft verschieden, und man kann sogar erleben, daß Exemplare derselben Art ganz verschiedene Anschauungen zu haben scheinen. Manchmal unterscheiden sie sich nur in Kleinigkeiten, manchmal aber sind ihre Reaktionen so ungleich, daß man meinen könnte, sie gehörten zweierlei Gattungen an.
    Einmal kaufte ich einem Jäger zwei junge Drille ab. Drille gehören für Gattung der großen grauen Paviane mit rotem Hinterteil, die man in den meisten Zoologischen Gärten sehen kann. Die beiden kleinen Drille lebten sich recht gut ein, unterschieden sich aber in vielen Gewohnheiten. Zum Beispiel schälte der eine die Bananen, die sie

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