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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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bißchen Glück hätten, Tommy. Er steht mit dem Rücken zur Wand. Wenn Ruth Hawkin etwas für uns hat, dann könnte es jetzt soweit sein.«
    Sie rannten den Weg zum Gutshaus entlang. Bevor sie klopfen konnten, ging die Küchentür weit auf, und Ma Lomas begrüßte sie. »Wir haben wieder Ihre Arbeit für Sie getan«, sagte sie.
    Ruth Hawkin saß am Tischende, ihr Gesicht war von Tränen und Make-up verschmiert, die Augen rot und geschwollen. Kathy saß neben ihr. Sie hatte die von der Arbeit geröteten Hände so verkrampft gefaltet, daß die Knöchel weiß hervortraten. Auf dem Tisch vor ihnen lag ein zerknittertes Bündel karierten Wollstoffs. Es war schmutzig, aber bedrohlicher schienen die großen rostroten Flecken, die auffallend nach getrocknetem Blut aussahen.
    »Sie haben etwas gefunden«, sagte George, ging durch den Raum und setzte sich Kathy gegenüber.
    Ruth holte zitternd Luft und nickte. »Es ist ein Hemd. Und ein … und ein …« Ihre Stimme versagte, und sie verstummte.
    George holte einen Kuli heraus, hob damit das Bündel auf und zog die Falten auseinander. Es war tatsächlich ein Hemd aus feinem Wollstoff. Der Name des Herstellers stand auf dem Schildchen am Kragen. Er hatte Philip Hawkin sehr oft ähnliche Hemden tragen sehen. In der Mitte des Stoffstücks lag ein Revolver. George wußte nicht viel über Waffen, aber er hätte ein Jahresgehalt darauf wetten können, daß dies hier ein .38-er Webley-Revolver war. »Wo haben Sie das gefunden, Mrs. Hawkin?«
    Kathy sah ihn scharf an. »Haben Sie Philip Hawkin noch auf der Wache?«
    »Mr. Hawkin ist noch dort, um uns bei unserer Ermittlung zu helfen«, sagte Clough entschieden vom unteren Ende des Tisches her, wo er mit offenem Notizbuch saß. »Er wird uns hier nicht überraschen.«
    Kathy drückte Ruths Hände noch fester. »Es ist schon gut, Ruth. Du kannst es ihm sagen.«
    »Ich warte gewöhnlich, bis er mal einen ganzen Tag weggeht, wenn ich die Dunkelkammer putzen will. Er kann es nicht leiden, wenn ich ihm im Weg bin, deshalb warte ich immer, bis ich weiß, daß er ein paar Stunden weg sein wird«, platzte sie jetzt heraus. »Ich weiß nicht, wie ich dazu gekommen bin, es herauszuziehen … Ich dachte, ich könnte endlich mal gründlich saubermachen; ich bin ja schon fast verrückt geworden, weil ich nichts zu tun hatte …«
    George gab ihr eine Zigarette und schaffte es, sie anzuzünden, obwohl ihre Hand heftig zitterte. Er wünschte, er könnte die richtigen Worte finden, wußte aber, es war sinnlos, Ruth Hawkin zu sagen, alles werde gut werden. Nichts würde für diese Frau je wieder gut werden. Er konnte nur still dasitzen und zusehen, wie sie tiefe Lungenzüge machte, bis ihr hämmerndes Herz ruhig genug wurde, daß sie weitererzählen konnte.
    Als sie weitersprach, war es fast wie im Traum. »Der Tisch, an dem er arbeitet, ist eigentlich ein alter Küchentisch mit Schubladen. Ich habe ihn von der Wand weggezogen. Es war eine Heidenarbeit, er ist wirklich schwer. Aber ich wollte dahinter mal richtig saubermachen. Ich sah diesen Stoff aus dem Loch heraushängen, wo sonst eine der Schubladen war. Ich fragte mich, was es sein könnte, und zog es heraus.«
    »Sie hat geschrien wie ein abgestochenes Schwein«, warf Ma Lomas ein. »Ich habe sie bis drüben über die Felder gehört.«
    George atmete tief ein. »Es könnte eine harmlose Erklärung dafür geben, Mrs. Hawkin.«
    »O ja?« bemerkte Ma spöttisch. »Dann lassen Sie uns die mal hören. Nehmen Sie’s mit, und lassen Sie das Blut untersuchen, Junge. Sehen Sie doch mal, wo das Blut ist, Sie blöder Klotz. Es ist alles vorn, genau dort, wo man es erwarten würde. Und die Waffe? Wie unschuldig kann eine Pistole sein? Untersuchen Sie mal die Waffe. Ich wette, die Kugel, die Sie in der Mine gefunden haben, stammt daher.« Sie schüttelte empört den Kopf. »Ich dachte, Ihre Leute hätten das ganze Haus durchsucht?«
    »Ich glaube, mich zu erinnern, daß Mr. Hawkin in bezug auf seine Dunkelkammer sehr eigen war«, sagte George.
    »Das wäre um so mehr ein Grund gewesen, ganz besonders rücksichtslos in jeder Ritze nachzusehen«, sagte Kathy grimmig. »Nehmen Sie ihn jetzt also fest?«
    »Haben Sie eine Tüte für das Hemd und den Revolver?« fragte George.
    Ruth warf Kathy stumm einen auffordernden Blick zu. Sie sprang auf, wühlte im Schrank unter dem Spülbecken und brachte eine große braune Papiertüte zum Vorschein. George nahm das Hemd mit der Spitze des Kulis auf und stopfte

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