Ein Ort für die Ewigkeit
die langwierige Überprüfung von Hawkins Fotosammlung angehen würde. Es würde nicht an Freiwilligen fehlen.
»Ich habe Sergeant Lucas das Beweismaterial übergeben«, sagte Clough, als er vom Haus herübergerannt kam.
»Danke. Also, ich habe folgendes vor. Sie übernehmen die Verwandten, ich werde mit Ruth Hawkin allein sprechen. Sagen Sie ihnen einfach, wir hätten Beweise gefunden, die darauf hinweisen, daß Hawkin vielleicht etwas mit Alisons Verschwinden zu tun hatte und daß wir ihn heute abend mindestens wegen
eines
schweren Verbrechens belasten werden. Wir überlassen es Ruth, wieviel sie ihnen erzählen will.«
»Sie werden alles ganz genau wissen wollen, besonders Ma Lomas«, warnte Clough.
»Dann können sie ja zur Verhandlung kommen. Ich mache mir nur Sorgen um Ruth Hawkin. Sie ist von jetzt ab meine wichtigste Zeugin, und sie hat das Recht zu entscheiden, wieviel ihre Familie zu diesem Zeitpunkt erfährt«, sagte George abweisend. »Sagen Sie ihnen so wenig wie möglich.« Er straffte die Schultern und warf seine Zigarettenkippe in die Nacht hinaus. Dann wischte er mit der Hand über seine klatschnassen Haare, wobei Clough einen Regen aus winzigen Wassertröpfchen abbekam. »Also gut.« Er holte tief Luft. »Gehen wir.«
Sie gingen durch die Hintertür und kamen über den Flur in die Wärme der rauchigen Küche. Das Hilfsteam aus Ma Lomas und Kathy war durch Ruths Schwester Diane und Janets Mutter, Maureen, erweitert worden. Die Gesichter der fünf Frauen waren angsterfüllt, als sie die grimmigen Mienen der Männer sahen. »Wir haben Neuigkeiten für Sie, Mrs. Hawkin«, sagte George ernst. »Ich möchte mit Ihnen unter vier Augen sprechen, wenn ich darf. Der Rest der Damen – würden Sie bitte mit Sergeant Clough gehen, er wird erklären, was los ist.«
Kathy öffnete den Mund, um Einspruch zu erheben, aber ein zweiter Blick auf Georges Gesicht ließ ihren Protest verstummen. »Wir gehen ins Wohnzimmer«, sagte sie leise.
Ruth schwieg, als sie hintereinander hinausgingen. Ihr Gesicht war so verschlossen wie eine verriegelte Tür, die Kinnmuskeln angespannt vor Anstrengung, das Schweigen zu bewahren. Als George sich ihr gegenüber hinsetzte, wandte sie den Blick nicht ab. Er wartete, bis sich die Tür hinter Clough schloß, dann sagte er: »Es ist nicht leicht, Mrs. Hawkin, Ihnen dies zu sagen. Wir haben Hinweise gefunden, daß Philip Hawkin schwere sexuelle Vergehen an Ihrer Tochter verübt hat. Es besteht kein Zweifel daran, und noch heute wird Anklage gegen ihn erhoben werden.«
Ein Wimmern kam von ihren Lippen, aber ihr Blick hielt ihn weiter fest. Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her und griff automatisch nach seinen Zigaretten. Sie schüttelte den Kopf, als er ihr eine anbot, und so ließ er die Schachtel auf dem Tisch liegen. »Wenn Sie das zu den Beweisstücken, dem Hemd mit den Flecken und der Waffe, die Sie im Nebengebäude gefunden haben, dazunehmen, ist es schwierig, nicht zu der Schlußfolgerung zu kommen, daß er sie sehr wahrscheinlich auch ermordet hat. Es tut mir wirklich sehr, sehr leid, Mrs. Hawkin.«
»Nennen Sie mich nicht so«, zischte sie. »Nennen Sie mich nicht bei seinem Namen.«
»Ich werde es nicht mehr tun«, sagte George. »Und ich werde mein Bestes tun, daß auch sonst niemand von der Polizei Sie so nennt.«
»Sie sind sicher, nicht wahr?« fragte sie mit unbewegten Lippen. »Sie sind tief im Innern sicher, daß sie tot ist?«
George wäre überall lieber gewesen als in Ruth Carters Küche, von ihren Augen zur Wahrheit verpflichtet. »Ja«, sagte er. »Ich kann keinen Grund finden, etwas anderes zu denken, und ein großer Teil der Indizien führt mich zu dieser Schlußfolgerung. Gott weiß, ich will es nicht glauben, aber ich kann nicht anders.«
Ruth fing an, auf ihrem Stuhl vor und zurück zu schaukeln, die Arme vor die Brust und die Hände wie Klauen in die Achselhöhlen gepreßt. Ihr Kopf fiel nach hinten, und sie stieß einen gequälten Schrei aus, den wortlosen Wehruf eines tödlich verwundeten Tieres. Hilflos saß George da, steif wie ein Stück Holz. Irgendwie war ihm klar, daß sie zu berühren das Schlimmste wäre, was er jetzt tun könnte.
Das Klagen hörte auf, ihr Kopf fiel nach vorn, hochrot und mit hängendem Kinn. Ihre Augen glitzerten von ungeweinten Tränen. »Sorgen Sie dafür, daß er gehängt wird«, sagte sie hart und klar.
Er nickte, nahm seine Zigaretten und zündete sich eine an. »Ich werde es versuchen.«
Sie schüttelte
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