Ein Ort für die Ewigkeit
gesagt war es ihm eigentlich egal, ob die Presse Hawkin nannte oder nicht. Das einzig Wichtige für ihn war, mit seinen Ermittlungen weiterzukommen.
Endlich räusperte sich der Vorsitzende. »Wir stimmen überein, daß für die Anhörung wegen Verlängerung der Untersuchungshaft der Presse die Nennung des Namens des Angeklagten untersagt wird. Jedoch braucht diese Entscheidung nicht für jede weitere Anhörung vor Eröffnung des Verfahrens und für die beteiligten Untersuchungsrichter verbindlich zu sein.«
Naden verbeugte sich dankend. »Ich bin Ihnen sehr verbunden«, sagte er.
Als der Termin für das Eröffnungsverfahren auf vier Wochen später festgesetzt wurde, sprang Naden wieder auf. »Euer Ehren, ich möchte bitten, die Frage der Kaution in Betracht zu ziehen. Mein Mandant ist ein rechtschaffenes Mitglied seiner Gemeinde, nicht vorbestraft und ohne jeden Makel, was seinen Charakter betrifft. Er betreibt ein großes Anwesen, und es steht außer Frage, daß seine Abwesenheit für seine Pächter eine beträchtliche Härte darstellen würde.«
»Quatsch!« brüllte eine Stimme aus dem hinteren Teil des Saals. George erkannte Brian Carter, dessen Gesicht vor Erregung tiefrot war. »Wir sind besser dran ohne ihn.«
Der vorsitzende Richter schien erstaunt. »Entfernen Sie diesen Mann sofort«, sagte er, empört über einen solchen Mangel an Respekt.
»Ich gehe sowieso«, rief Brian und sprang auf, bevor jemand zu ihm hingehen konnte. Er stürzte wütend hinaus, schlug die Tür hinter sich zu und hinterließ betroffenes Schweigen.
Der Vorsitzende holte tief Luft. »Wenn es weitere Ausbrüche geben sollte, werde ich den Gerichtssaal räumen lassen«, sagte er streng. »Bitte, fahren Sie fort, Mr. Naden.«
»Danke. Wie ich schon sagte, Mr. Hawkins Anwesenheit ist von großer Wichtigkeit für den ungehinderten Betrieb des Scardale-Gutes. Wie Sie gehört haben, wird seine Stieftochter vermißt, und er sieht seinen Platz an der Seite seiner Frau, der er Trost und Beistand leisten will. Er ist kein gewissenloser Straftäter, der von Ort zu Ort zieht. Er hat nicht die Absicht, den Zuständigkeitsbereich des Gerichts zu verlassen. Ich bitte unter diesen außergewöhnlichen Umständen dringend um die Freilassung gegen Kaution.«
Der Inspector stand langsam auf. »Euer Ehren, die Polizei spricht sich gegen eine Freilassung gegen Kaution aus, mit der Begründung, daß der Angeklagte genügend finanzielle Mittel hat und wir ein Fluchtrisiko nicht ausschließen können. Er hat keine tiefen Wurzeln in dieser Gegend, da er erst nach dem Tod seines Onkels vor etwas mehr als einem Jahr hierhergezogen ist. Wir befürchten auch eine eventuelle Beeinflussung von Zeugen. Viele potentielle Zeugen der Anklage sind nicht nur seine Pächter, sondern auch seine Angestellten, und es liegt eine reale Gefahr der Einschüchterung vor. Aus der Sicht der Polizei geht es um eine äußerst schwere Straftat, und es ist wahrscheinlich, daß sich in der nahen Zukunft weitere schwerwiegende Vorwürfe gegen den Beschuldigten ergeben werden.«
George war erleichtert, als er sah, daß die Richterin entschieden und zustimmend zu jedem Argument des Inspectors nickte. Falls die anderen unentschieden wären, dachte er, würde ihre Überzeugung ausreichen, sie umzustimmen. Als sie sich zurückzogen, um ihre Entscheidung zu besprechen, begann wieder eine murmelnde Diskussion auf den Bänken der Presse. Die Abordnung aus Scardale saß beharrlich und schweigend da, ihre Augen schienen Löcher in Philip Hawkins Nacken zu bohren. Hawkin selbst war ins Gespräch mit seinem Anwalt vertieft.
George wünschte, er könnte rauchen.
Innerhalb von ein paar Minuten kamen die Richter wieder an ihren Platz zurück. »Freilassung auf Kaution ist abgelehnt«, sagte der Vorsitzende bestimmt. »Bringen Sie den Gefangenen hinunter.«
Als Hawkin an George vorbeikam, warf er ihm einen Blick voller Gehässigkeit zu. George schien durch ihn hindurchzusehen.
Daily News
, Donnerstag, 6. Februar 1964, S. 2
Mann erscheint vor Gericht
Über einen Mann, dem Vergewaltigung angelastet wird, wurde bei einer Sitzung der Richter des Kreisgerichts High Peak weiterhin Untersuchungshaft verhängt. Der Mann, der aus juristischen Gründen nicht genannt werden darf, wohnt im Dorf Scardale in Derbyshire.
Die Mordanklage
E s war seltsam, dachte George, daß alle Amtsstuben so gleich aussahen. Irgendwie hatte er sich die Büroräume des Oberstaatsanwalts so großartig wie
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