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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Bestandteile eines Verbrechens und die Umstände, unter denen es begangen wurde. Im Fall eines Mordes muß die Anklage nachweisen, daß ein Tod vorgekommen ist, daß die tote Person die Person ist, von der behauptet wird, sie sei getötet worden, und daß der Tod das Resultat einer strafbaren Gewalttat war. Am leichtesten ist es, das zu beweisen, wenn man eine Leiche hat, würden Sie nicht auch meinen?«
    »Es gibt aber frühere Fälle von Verurteilungen wegen Mordes auch ohne Leiche«, sagte George. »Haigh, der Säurebadmörder, und James Camb. Und Michael Onufrejczyk, der Schweinezüchter. Das ist der Fall, bei dem der Lordoberrichter feststellte, die Tatsache des Todes könne durch Indizien bewiesen werden. Wir haben doch sicher genug Indizien, daß es sich lohnt, Klage zu erheben?«
    Pritchard lächelte. »Ich sehe, Sie haben die maßgeblichen Präzedenzfälle studiert. Ich muß sagen, Inspector Bennett, ich finde die Umstände dieses Falls äußerst faszinierend. Man kann nicht leugnen, daß er mit anscheinend sehr gravierenden Problemen aufwartet. Es gibt jedoch, wie Sie richtig bemerken, eine beträchtliche Menge Indizien. Wenn wir also kurz die Beweislage durchsprechen könnten?«
    Zwei Stunden lang überprüften sie jedes Detail, das darauf hinwies, daß Philip Hawkin seine Stieftochter ermordet hatte. Pritchard hinterfragte alles genau und intelligent, forschte immer wieder nach und versuchte, die Schwächen in der Beweiskette aufzudecken. Der Anwalt verriet wenig von seiner persönlichen Einschätzung ihrer Erklärungen, aber er war offenbar fasziniert.
    »Es gibt noch etwas, ein Ergebnis, das nicht in Ihren Unterlagen stand«, schloß Clough. »Wir haben erst gestern am späten Nachmittag den Bericht bekommen. Das Blut an dem Hemd ist von Alisons Blutgruppe, und es stammt von einer Frau, genau wie das andere Blut. Aber am Hemd gibt es auch versengte Stellen und Pulver, was darauf hinweist, daß eine Waffe aus großer Nähe abgefeuert worden ist. Und es steht außer Frage, daß es Hawkins Hemd ist.«
    »Alles Wasser auf Ihre Mühlen, Sergeant. Sogar ohne die neuesten Beweisstücke gibt es für mich wenig Zweifel, daß Hawkin das Mädchen umgebracht hat. Aber die Frage bleibt bestehen, ob wir einen Fall mit genug Tatsachen und Argumenten haben, um die Geschworenen zu überzeugen.« Pritchard fuhr sich mit der Hand durchs Haar und ließ es noch wirrer erscheinen. George verstand, warum er sich dafür entschieden hatte, Anwalt zu werden; mit einer Perücke aus Roßhaar würde er fast normal aussehen. Und obwohl es sich nicht leugnen ließ, daß er der Upper Class entstammte, war sein Akzent nicht so abgehoben, daß es auf die Geschworenen befremdlich wirkte.
    »Wo immer die Leiche ist, es ist ihm gelungen, sie gut zu verstecken. Wir werden sie nicht finden, außer es stolpert jemand durch Zufall darüber. Ich glaube, wir werden nicht viel mehr zusammenbringen als das, was wir schon haben«, sagte George und versuchte, nicht so niedergeschlagen zu klingen, wie er sich immer fühlte, wenn Annes unruhiger Schlaf ihn frühmorgens aufweckte und er wach lag und vor sich hin grübelte.
    Pritchard rutschte auf seinem Stuhl von links nach rechts. »Trotzdem ist es eine faszinierende Aufgabe, nicht wahr? Ich kann mich an keinen Fall erinnern, der mich in letzter Zeit so in Fahrt gebracht hätte. Was für ein Kräftemessen kluger Köpfe! Ich muß leider zugeben, die Arbeit an dem Fall könnte großen Spaß machen.«
    »Würden Sie dann die Anklage vertreten?« fragte Clough.
    »Weil es offensichtlich ein kontroverser Fall sein wird, müßten wir einen Anwalt der Krone nehmen, sowohl für die Anhörung zum Eröffnungsbeschluß als auch für den eigentlichen Prozeß. Aber ich wäre jedenfalls gern sein Mitarbeiter und würde weitgehend dafür verantwortlich sein, den Fall vorzubereiten. Ich muß sagen, ich bin dafür, die Sache zügig voranzutreiben.« Erneut hob er mahnend einen Finger. »Aber das heißt nicht, daß Sie gleich Anklage erheben können. Ich werde dies hier dem Oberstaatsanwalt selbst vorlegen und ihn überzeugen müssen, daß wir uns nicht der Lächerlichkeit aussetzen, wenn wir den Fall weiterverfolgen. Ich bin sicher, Sie wissen, wie sehr unsere Vorgesetzten es verabscheuen, der Lächerlichkeit preisgegeben zu sein«, fügte er mit einem ironischen Lächeln hinzu.
    »Wann bekommen wir Bescheid?« fragte George.
    »Bis Ende der Woche«, antwortete Pritchard bestimmt. »Er wird wochenlang darauf sitzen

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