Ein Ort für die Ewigkeit
wollen, aber der Zeitfaktor ist wichtig, finde ich. Ich werde Sie spätestens am Freitag anrufen.« Pritchard stand auf und streckte die Hand aus. »Inspector, Sergeant.« Er schüttelte ihnen die Hand. »Es war mir ein Vergnügen. Daumen drücken, ja?«
Daily News
, Montag, 17. Februar 1964, S. 1
Mordanklage im Fall des vermißten Mädchens
Von einem Mitarbeiter unserer Redaktion
Eine neue, sensationelle Wende gab es gestern abend, als dem siebenunddreißigjährigen Philip Hawkin der Mord an seiner Stieftochter, der verschwundenen Schülerin Alison Carter, zur Last gelegt wurde.
Ungewöhnlich ist dies deshalb, weil Alisons Leiche nicht gefunden wurde. Die hübsche Blondine, 13, ist nicht mehr gesehen worden, seit sie am elften Dezember letzten Jahres ihr Zuhause im winzigen Weiler Scardale in Derbyshire nach der Schule zu einem Spaziergang mit ihrem Hund verließ.
Hawkin wird morgen zwecks Verlängerung seiner Untersuchungshaft bis zum Eröffnungsbeschluß vor den Richtern in Buxton erscheinen.
Präzedenzfälle
Dies ist nicht das erste Mal, daß eine Mordanklage erfolgt, obwohl keine Leiche vorliegt. Im Fall von John George Haigh, dem berüchtigten Säurebadmörder, wurden nur ein Gallenstein, einige Knochen und die Zahnprothese des Opfers gefunden.
Aber diese Überreste waren genug, um zu zeigen, daß eine Leiche beseitigt wurde, und Haigh wurde wegen Mordes gehängt.
James Camb, Steward auf einem Luxusschiff, das zwischen Südafrika und England verkehrte, wurde angeklagt, eine Passagierin, die Schauspielerin Gay Gibson, ermordet zu haben. Er behauptete, sie sei an einem Anfall gestorben, während er mit ihr allein in ihrer Kabine war. Er hätte mit panischem Schrecken reagiert und gedacht, man werde ihn beschuldigen, sie getötet zu haben. Deshalb hätte er ihre Leiche durch ein Bullauge geworfen.
Man glaubte ihm diese Geschichte nicht, und er wurde für schuldig befunden.
Ein weiterer Fall ereignete sich auf einer entlegenen Farm in Wales. Ein polnischer Kriegsheld wurde wegen Mordes an seinem Geschäftspartner verurteilt, dessen Leiche er auf der Farm, die ihnen zusammen gehörte, an die Schweine verfüttert hatte.
Der Eröffnungsbeschluß
G eorge wachte am Montag, dem 23. Februar, schon um sechs Uhr auf. Er bemühte sich, Anne nicht zu stören, schlüpfte aus dem Bett und ging leise in Morgenmantel und Pantoffeln hinunter. Er machte eine Kanne Tee und trug sie ins Wohnzimmer. Als er die Vorhänge zurückzog, um zu beobachten, wie die Dunkelheit der Dämmerung wich, sah er erstaunt, daß Tommy Cloughs Wagen draußen stand. Das Glimmen einer Zigarette zeigte, daß sein Sergeant so wach war wie er.
Minuten später saß Clough George gegenüber, eine dampfende Tasse Tee in einer seiner großen Hände. »Ich dachte, Sie würden wahrscheinlich früh auf sein. Ich hoffe, Hawkin schläft genauso schlecht wie wir«, sagte er bitter.
»Bei Annes unruhigem Schlaf und den Sorgen über diesen Eröffnungsbeschluß kann ich mich überhaupt nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal acht Stunden am Stück geschlafen habe«, stimmte George zu.
»Wie geht’s ihr?«
George zuckte die Achseln. »Sie wird leicht müde. Wir haben am Freitag abend im Opera House
The Great Escape
gesehen, und sie ist nach der Hälfte eingeschlafen. Und sie sorgt sich.« Er seufzte. »Ich nehme an, es hilft nicht gerade, daß sie nie weiß, wann ich heimkomme.«
»Nach dem Prozeß wird es lockerer werden«, tröstete ihn Clough.
»Ja, wahrscheinlich. Ich mache mir immer Sorgen, daß er doch ungeschoren davonkommen wird. Ich meine, wir werden bei dem Eröffnungsbeschluß zeigen müssen, was wir haben, damit die Richter zustimmen, ihn an den Bezirksgerichtstagen vor Gericht zu stellen. Dann wird er mindestens zwei Monate Zeit haben, um seine Verteidigung aufzubauen, und er weiß genau, was wir gegen ihn auffahren werden. Es ist nicht wie bei Perry Mason – da könnten wir plötzlich im letzten Moment einen Überraschungsknüller loslassen.«
»Die Anwälte würden die Sache nicht betreiben, wenn sie nicht gute Gewinnchancen sähen«, erinnerte ihn Clough. »Wir haben unseren Teil getan. Jetzt müssen wir es ihnen überlassen«, fügte er hinzu.
George lachte. »Das soll mich trösten? Tommy, ich finde dieses Stadium furchtbar, in dem der Fall jetzt ist. Alles ist mir aus den Händen genommen, und ich kann nicht beeinflussen, was passiert. Ich fühle mich so machtlos. Und wenn Hawkin nicht verurteilt
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