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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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stark mit Blut befleckt ist, das nicht von ihm stammt. Es gibt keine gerichtsmedizinischen Hinweise, die der überzeugenden Schlußfolgerung widersprechen, daß Hawkin Alison Carter ermordete.
    Es gibt eine überwältigende Beweislast, die den Fall auf seiten der Anklage stützt, und wir beabsichtigen, dies im Gerichtssaal zu demonstrieren. Mit Euer Ehren Erlaubnis möchte ich meine erste Zeugin rufen?«
    Sampson nickte. »Bitte, Mr. Stanley.«
    »Danke. Ich rufe Mrs. Ruth Carter.«
    Jetzt wurde die Stille im Gerichtssaal durch ein Raunen unterbrochen. Nur die Abordnung der Dörfler aus Scardale bildete mit unbewegten Gesichtern eine einzige Insel des Schweigens. Alle Erwachsenen, die nicht als Zeugen gebraucht wurden, saßen da in ihrem unbequemen Sonntagsstaat, entschlossen, dabeizusein, wenn Alison Gerechtigkeit widerfahren würde, wie sie es wollten.
    Ruth Carter ging durch den Gerichtssaal und hielt den Blick fest geradeaus gerichtet. Sie erlag kein einziges Mal der Versuchung, zu ihrem Mann auf der Anklagebank zu schauen. Sie trug ein einfaches schwarzes Kostüm, dessen düsteres Aussehen nur durch den Kragen ihrer weißen Bluse aufgelockert wurde. Sie hielt eine kleine schwarze Tasche fest in der behandschuhten Hand. Als sie den Zeugenstand erreichte, stellte sie sich bewußt so hin, daß ihr Blick nicht zufällig auf Hawkin treffen konnte. Sie sprach den Schwur ohne Zögern und mit leiser, klarer Stimme. Stanley wischte sich über die Augen und blickte sie ernst an. Er stellte ihr die offiziellen Fragen nach ihrer Identität und Beziehung zum Angeklagten und kam dann gleich zum wichtigsten Teil seiner Befragung. »Erinnern Sie sich an jenen Mittwoch nachmittag, den elften Dezember letzten Jahres?«
    »Ich werde ihn nie vergessen«, sagte sie einfach.
    »Können Sie den Richtern sagen, was an diesem Tag geschah?«
    »Meine Tochter Alison kehrte von der Schule heim und kam zu mir in die Küche, wo ich das Abendessen richtete. Sie ging gleich wieder hinaus, um mit dem Hund spazierenzugehen. Sie tat das gewöhnlich, wenn das Wetter nicht zu schlecht war. Nach dem ganzen Tag im Klassenzimmer ging sie gern ins Freie. Die letzten Worte, die sie zu mir sagte, waren: ›Bis gleich, Mam.‹ Ich habe sie seit diesem Tag nicht mehr gesehen. Sie ist nie zurückgekommen.« Ruth schaute zur Richterbank auf. »Mein Leben ist seitdem die Hölle auf Erden.«
    Stanley ging mit ihr behutsam die Ereignisse jenes Abends durch: ihre verzweifelte Suche im Dorf, als sie an jeder Tür nachfragte, ihr aufgeregter Anruf bei der Polizei und deren Ankunft im Gutshaus. »Wie war die Einstellung Ihres Mannes zu Alisons Verschwinden?«
    Die Linien um ihren Mund wurden härter. »Er nahm es sehr leicht. Er sagte immer wieder, sie hätte es absichtlich getan, um uns angst zu machen, damit wir, wenn sie nach Haus käme, so froh sein würden, daß wir ihr jeden Willen lassen würden.«
    »War er dafür, die Polizei anzurufen?«
    »Nein, er war dagegen. Er sagte, es sei nicht nötig, denn in Scardale, wo sie jeden Zentimeter des Geländes und alle, die da wohnten, kenne, könnte ihr nichts passieren.« Ihre Stimme zitterte, und sie nahm ein kleines weißes Taschentuch aus ihrer schwarzen Handtasche. Stanley wartete, bis sie sich die Augen abgetupft und die Nase geputzt hatte.
    »Ärgerte sich Ihr Mann über die Liebe, die Sie Ihrer Tochter entgegenbrachten?« fragte Stanley. »Im allgemeinen, meine ich.«
    »Ich glaube nicht. Ich fand, daß er sie verwöhnte. Er schenkte ihr dauernd Sachen. Er kaufte ihr einen teuren Plattenspieler, und jede Woche ging er nach Buxton und besorgte ihr Platten. Für die Einrichtung ihres Zimmers gab er ein Vermögen aus – mehr, als er je für unser Schlafzimmer aufwendete. Er sagte immer, er wolle das ausgleichen, was sie vorher vermißt hatte, und ich war dumm genug, ihm zu glauben.«
    Stanley ließ ihre Worte wirken. »Wie sehen Sie das jetzt?« fragte er.
    »Ich glaube, er hat sich dadurch ihr Stillschweigen erkauft. Ich hätte mehr darauf achten sollen, wie sie sich ihm gegenüber verhielt.«
    »Und wie verhielt sie sich?«
    Ruth seufzte und schaute auf ihre Füße hinunter. »Sie mochte ihn nie. Sie wollte nicht in einem Zimmer mit ihm allein sein – wenn ich jetzt darüber nachdenke. Zu Hause war sie launisch, was sie vorher nie gewesen war, obwohl alle sagten, sie sei genauso wie immer, wenn sie von mir und ihm weg war. Ich habe es damals darauf zurückgeführt, daß sie dachte, niemand könne ihren

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