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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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dem Revolver in Verbindung. Normale Leute haben keine Schußwaffen, George. Das wissen Sie doch?«
    Bevor George antworten konnte, ging die Tür auf, und der Gerichtsdiener sagte: »Detective Inspector Bennett? Sie sind jetzt an der Reihe.«
    Der Weg zum Zeugenstand kam ihm wie eine der längsten Strecken seines Lebens vor. Er fühlte Blicke auf sich gerichtet, die ihm jeden seiner Schritte bewußtmachten. Als er den Zeugenstand erreichte, drehte er sich nachdrücklich um und starrte in Philip Hawkins gelassenes Gesicht. Er hoffte, Hawkin spüren zu lassen, daß die Vergeltung nahte.
    Stanley wartete, während der Protokollführer den Eid abnahm, dann stand er auf und tupfte leicht über seine feuchten Augen. »Würden Sie für das Protokoll Ihren Namen und Dienstgrad nennen, Inspector?«
    »Ich bin George Bennett, Detective Inspector der Polizei von Derbyshire, stationiert in Buxton.«
    »Ich möchte mit Ihnen zum Anfang dieses Falls zurückkehren, Inspector. Wann hörten Sie zum ersten Mal von Alison Carters Verschwinden?«
    Sofort war George wieder im Büro der Kriminalpolizei an jenem bitterkalten Dezemberabend und hörte von Sergeant Lucas, daß in Scardale ein Mädchen verschwunden sei. Er begann seine Aussage mit der Klarheit eines Mannes, der in die Szenen der Vergangenheit hineinschlüpfen und sie mit der Unmittelbarkeit der Gegenwart beleben kann. Stanley lächelte fast vor Erleichterung, einen so eindrucksvollen Zeugen der Polizei zu haben. Nach seiner Erfahrung war es immer ein Vabanquespiel mit den Polizeibeamten. Manchmal vertraute er ihnen weniger als zwielichtigen Figuren im Zeugenstand. Aber George Bennett sah gut aus und machte einen ordentlichen Eindruck. Er klang so aufrichtig wie ein Filmstar, der einen ehrlichen Polizisten spielt.
    Stanley verschwendete keine Zeit, und bis zum Ende des Vormittags waren der Anfangsteil des Berichts über Alisons Verschwinden, das erste Gespräch mit der Mutter und dem Stiefvater, die ersten Suchaktionen und die Entdeckung des Hundes im Wald abgeschlossen.
    Dann ließ ihn Stanley ausführlich eineinhalb Stunden lang die Ergebnisse der Ermittlung schildern. Das Blut und die Stoffetzen im Wäldchen, das Buch in Hawkins Arbeitszimmer mit den detaillierten Angaben zu den alten Schächten im Felsen, die befleckten Kleidungsstücke und die Kugeln in der Bleimine, das blutige Hemd und der Revolver, die entsetzlichen Fotos und Negative im Safe.
    »Es ist ungewöhnlich, einen Mann des Mordes anzuklagen, wenn es keine Leiche gibt«, sagte Stanley gegen Ende des Nachmittags.
    »Ja, Sir. Aber in diesem Fall hielten wir die Beweislast für so überwältigend, daß man zu keiner anderen Schlußfolgerung kommen konnte.«
    »Und es gibt natürlich andere Fälle, wo Personen des Mordes für schuldig befunden wurden, obwohl die Leiche fehlte. Inspector Bennett, haben Sie bei der Schwere der Vorwürfe noch irgendwelche Zweifel daran, daß es korrekt ist, Mr. Hawkin anzuklagen?«
    »Jeder, der auf den Bildern gesehen hat, was er seiner Stieftochter angetan hat, als sie noch lebte, weiß, daß er ein Mann ist, der vor nichts zurückschreckt. Deshalb – nein, ich habe keinerlei Zweifel.« Es war das erste Mal, daß George seine Gefühle zeigte, und Stanley war zufrieden, zu sehen, daß die Geschworenen von seiner Leidenschaft beeindruckt schienen.
    Er sammelte seine Unterlagen zusammen. »Ich habe keine weiteren Fragen an den Zeugen«, sagte er.
    Er hatte sich noch nie so heftig nach einer Zigarette gesehnt, dachte George, als er darauf wartete, daß Rupert Highsmith aufhören möge, in seinen Unterlagen herumzusuchen, und seine Attacke begann. Stanleys Fragen waren gründlich und bohrend, aber es hatte nichts gegeben, worauf er nicht gut vorbereitet gewesen wäre. Highsmith hatte versucht, dem Richter vorzuschlagen, das Kreuzverhör auf den nächsten Morgen zu vertagen, aber Sampson war nicht in der Stimmung, zu warten.
    Highsmith stand lässig mit dem Rücken an das Geländer gelehnt. »Sie werden nicht vergessen, daß Sie immer noch unter Eid aussagen, Inspector? Nun, sagen Sie dem Gericht, wie alt Sie sind.«
    »Ich bin neunundzwanzig Jahre alt, Sir.«
    »Und wie lange sind Sie Polizeibeamter?«
    »Fast sieben Jahre.«
    »Fast sieben Jahre«, wiederholte Highsmith voller Bewunderung. »Und Sie haben schon die stolzen Höhen eines Detective Inspector erklommen. Bemerkenswert. So haben Sie bestimmt nicht viel Zeit gehabt, Erfahrung mit komplizierten, ernsten Fällen zu

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