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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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birgt.«
    »Nolens volens muß er das trotzdem«, kommentierte Pritchard trocken. »Er wird sich mit allen anderen Argumenten schwertun. Wir mögen zwar nur Indizien haben, aber so viele, daß Highsmith eine schlüssige Gegentheorie braucht, um sie zu untergraben. Es wird nicht ausreichen, für jedes Beweisstück nur eine andere Erklärung anzubieten.«
    Die gelassene Sachkenntnis der zwei Anwälte beruhigte George. »Ich hoffe, Sie haben recht.«
    »Wir werden Sie morgen im Zeugenstand sehen«, sagte Pritchard. »Gehen Sie nach Hause zu Ihrer Frau, und schlafen Sie sich richtig aus, George.«
    Er sah sie durch die Seitentür das Gebäude verlassen und ging dann langsam durch den leeren Gerichtssaal. Der Sinn stand ihm überhaupt nicht danach, durch das abendliche Derbyshire mit seinem üppigen Grün zurückzufahren. Er wünschte, er könnte ein ruhiges Pub finden und sich betrinken. Aber zu Hause hatte er eine Frau, die fast im siebten Monat schwanger war, und für sie war es wichtig, ihn stark zu sehen, nicht seine Schwäche. Mit einem Seufzer zog George die Autoschlüssel aus der Tasche und stellte sich der Welt.

Der Prozeß
    2
    G eorge betrat den Zeugenraum am zweiten Tag von Philip Hawkins Prozeß und fand Tommy Clough auf einen Stuhl hingeflegelt, mit einer Flasche Limonade neben sich auf dem Boden, einer Zigarette im Mundwinkel und der
Daily News
auf den Knien. Er grüßte seinen Chef mit einem Nicken und schwenkte die Zeitung in seine Richtung. »Ruth Carter scheint bei den Schakalen einen guten Eindruck gemacht zu haben. Ich hatte geschätzt, sie würden sie zum Sündenbock machen. Sie wissen doch, wie das dann klingt: Die Frau, die eine Bestie heiratete –, verkündete Clough mit belustigtem Pathos.
    »Ich bin überrascht, daß sie sie so leicht haben davonkommen lassen«, gab George zu. »Ich hatte erwartet, daß sie behaupten würden, sie hätte wissen müssen, was für ein Mensch Hawkin war und was er mit Alison tat. Genau wie Sie dachte ich wirklich, sie würden hauptsächlich ihr die Schuld geben. Aber ich nehme an, sie haben selbst gesehen, in welcher Verfassung sie ist. Sie ist keine Frau, die wegschauen oder stillschweigend dulden würde, was der Kerl ihrer Tochter angetan hat.«
    »Ich habe mit Pritchard in seinem feinen Hotel gefrühstückt«, gestand Clough. »Er sagte, sie hätte keine bessere Zeugin sein können, selbst wenn sie monatelang mit ihr dafür geübt hätten. Danach müssen Sie sich anstrengen, George.«
    »Frühstück mit dem Anwalt, Tommy? Sie verkehren jetzt wohl in besseren Kreisen. Übrigens, wo waren Sie denn gestern?«
    Clough richtete sich auf seinem Stuhl auf, faltete die Zeitung zusammen und warf sie zu Boden. »Ich dachte, Sie würden mich überhaupt nicht mehr danach fragen. Ich habe am späten Sonntag abend einen Anruf bekommen. Erinnern Sie sich an Sergeant Stillman?«
    »In St. Albans?« George war plötzlich hellwach und beugte sich gespannt vor wie ein Hund, der an der Leine zieht.
    »Derselbige. Er rief mich an, um mir zu sagen, Mr. und Mrs. Wells seien aus Australien zurück. Zwei Stunden zuvor, um genau zu sein. Also habe ich mich ins Auto gesetzt und bin direkt hinuntergefahren. Um acht Uhr gestern früh habe ich an ihre Haustür geklopft. Sie waren nicht erfreut, mich zu sehen, aber sie wußten offenbar, weswegen ich da war.«
    George nickte ärgerlich und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Hawkins Mutter.«
    »Ja. Wie wir dachten, hatte sie doch eine Adresse von ihnen. Jedenfalls tat ich ganz unschuldig. Ich erklärte, daß die Beschreibung des Webley-Revolvers, der ihm gestohlen wurde, mit einer Waffe übereinstimme, von der bei einem Verbrechen in Derbyshire oben Gebrauch gemacht wurde. Ich trug dick auf und sagte, wir wären beeindruckt gewesen von der Genauigkeit seiner Beschreibung und daß es die Übereinstimmung sehr wahrscheinlich mache.«
    George lächelte. Er konnte sich vorstellen, wie raffiniert Clough Mr. Wells in die Enge getrieben hatte, so daß ihn nur eine Kolonne von Tunnelbauern hätte befreien können. »Als Sie ihm die Fotos zeigten, konnte er natürlich nichts anderes tun, als seine Waffe zu identifizieren?«
    Clough grinste. »Sie haben’s erfaßt. Und dann mußte ich die Wahrheit über Hawkin und den Prozeß in dieser Woche sagen. Wells regte sich furchtbar auf. Er könnte nicht gegen einen Freund und Nachbarn aussagen, wir müßten einen Fehler gemacht haben, bla, bla, bla.«
    George zündete sich eine Zigarette an. »Was

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