Ein Ort für die Ewigkeit
antwortete dann mit leiser, gepreßter Stimme: »Er wurde gestohlen. Bei einem Einbruch. Vor etwas mehr als zwei Jahren. Wir waren in Urlaub gefahren.«
»Keine angenehme Rückkehr für Sie und Ihre Frau. Haben Sie viel verloren?« fragte Stanley voller Mitgefühl.
Wells schüttelte den Kopf. »Eine silberne Reiseuhr, eine goldene Uhr und den Revolver. Sie sind nicht weiter gegangen als bis ins Wohnzimmer. Die goldene Uhr war in derselben Schublade wie der Revolver.«
»Sie haben der Polizei eine sehr gute Beschreibung des Revolvers gegeben. Können Sie sich erinnern, was ihn außer der Seriennummer kennzeichnete?«
Wells räusperte sich und strich seinen Schnurrbart glatt. Seine Augen schielten zu Hawkin hin, dessen düstere Miene noch finsterer geworden war. »An der unteren Ecke des Griffs war eine angeschlagene Stelle«, sagte er so hastig, daß die Worte sich überstürzten.
Stanley wandte sich an den zweiten Gerichtsdiener. »Würden Sie bitte Mr. Wells das Beweisstück vierzehn zeigen?«
Der Gerichtsdiener nahm den Revolver vom Tisch mit den Beweisstücken und trug ihn durch den Saal zu Wells. Er drehte ihn um, so daß der Zeuge beide Seiten des kreuz und quer mit Linien überzogenen Griffstücks sehen konnte. »Nehmen Sie sich Zeit«, sagte Stanley leise.
Wells sah wieder zur Zuschauergalerie hinauf. Clough bemerkte, daß sich Mrs. Hawkins Gesicht verzog, als sie die schwerwiegende Erkenntnis plötzlich traf. »Es ist mein Revolver«, sagte er mit dumpfer, tonloser Stimme.
»Sie sind sicher?«
Wells seufzte. »Ja.«
Stanley lächelte. »Danke, daß Sie heute hierhergekommen sind, Mr. Wells. Wenn Sie jetzt da bleiben würden, wo Sie sind, hat vielleicht mein verehrter Kollege Mr. Highsmith noch Fragen an Sie.«
Das würde interessant werden, dachte Clough. Es gab fast keine Fragen, die Highsmith stellen konnte, die seinen Klienten nicht noch tiefer in den Schlamassel geraten lassen würden. Hawkin, der während der letzten paar Fragen und Antworten verzweifelt etwas gekritzelt hatte, gab seinem Anwalt einen Zettel. Er warf einen kurzen Blick darauf und reichte ihn dem Mitarbeiter Highsmiths weiter, der ihn dann vor Highsmith selbst hinlegte.
Highsmith stand jetzt auf, die kantigen Linien seines Gesichts wurden von einem Lächeln gemildert. Er sah kurz auf das Zettelchen, dann begann er Wells noch freundlicher zu befragen, als Stanley es getan hatte. »Als der Einbruch in Ihrem Haus geschah, waren Sie im Urlaub, nicht wahr?«
»Ja«, sagte Wells müde.
»Hatten Sie irgendeinem Nachbarn einen Schlüssel gegeben?«
Wells hob den Kopf, ein Funke Hoffnung schimmerte in seinen Augen. »Mrs. Hawkin hatte immer einen Schlüssel. Für Notfälle.«
»Mrs. Hawkin hatte immer einen Schlüssel«, wiederholte Highsmith, und seine Blicke schweiften über die Geschworenen hinweg, um sicher zu sein, daß sie verstanden hatten, was er meinte. »Hat die Polizei nach dem Einbruch Fingerabdrücke genommen?«
»Sie versuchten es, aber wer immer eingebrochen hatte, trug Handschuhe, sagten sie.«
»Hat man Ihnen gegenüber je eine Theorie entwickelt, wer verantwortlich sein könnte?«
»Nein.«
»War jemals die Rede davon, daß sie Mr. Hawkin im Verdacht hatten?«
Noch während Wells »Nein« antwortete, war Stanley aufgesprungen.
»Euer Ehren«, protestierte er. »Mein verehrter Kollege beeinflußt nicht nur den Zeugen, sondern läßt ihn Aussagen machen, die auf Hörensagen beruhen.«
Sampson nickte. »Meine Damen und Herren Geschworenen, betrachten Sie die letzte Frage und die Antwort darauf als unerheblich. Mr. Highsmith?«
»Danke, Euer Ehren. Mr. Wells, hatten Sie jemals den Verdacht, daß Mr. Hawkin in Ihr Haus eingebrochen haben könnte?«
Wells schüttelte den Kopf. »Niemals. Warum sollte ich? Wir waren seine Freunde.«
»Danke, Mr. Wells. Ich habe keine weiteren Fragen.«
Daher weht also der Wind, dachte Clough, als er sich leise aus dem Gerichtssaal verzog. Er schlüpfte vor dem Gerichtsdiener in eines der Zeugenzimmer. George sprang auf, sein Gesichtsausdruck eine einzige Frage.
»Die Verteidigung hat die Identifizierung des Revolvers nicht hinterfragt. Ich glaube, ihre Strategie wird sein, daß Hawkin den Revolver in einer Kneipe gekauft hat und nicht wußte, daß es der war, der Wells gestohlen wurde.«
George seufzte. »Und ich habe den Revolver gefunden und ihn benutzt, um ihn verdächtig zu machen. Es ändert also nichts.«
»Doch«, sagte Clough ernst. »Es bringt Hawkin mit
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