Ein Ort für die Ewigkeit
vorsichtig.
»Für wie lang?«
Stanley war aufgestanden. »Euer Ehren, dies soll ein Kreuzverhör sein. Mein verehrter Kollege scheint auf eine Art Fischzug auszugehen.«
Sampson nickte. »Mr. Highsmith?«
»Euer Ehren, die Anklage stützt sich weitgehend auf Indizien, die zum Teil im Arbeitszimmer meines Mandanten gefunden wurden. Ich glaube, es ist nur vernünftig, wenn mir erlaubt wird, festzustellen, daß andere Personen Gelegenheit hatten, sie dort zurückzulassen.«
»Gut, Mr. Highsmith, Sie dürfen fortfahren«, erlaubte ihm der Richter widerwillig.
»Wie lange waren Sie allein im Arbeitszimmer?«
»Bei einer Gelegenheit eine Minute oder höchstens zwei. Beim zweiten Mal muß ich etwa zehn Minuten da gewesen sein, bevor Mr. Hawkin erschien«, sagte George zögernd.
»Lange genug«, sagte Highsmith anscheinend zu sich selbst, nahm einen anderen Notizblock und blätterte darin herum. »Können Sie uns sagen, was für Hobbys Sie haben, Inspector?« fragte er sanft.
»Hobbys?« fragte George, aus dem Konzept gebracht.
»Ja.«
George sah Stanley einen Augenblick hilfesuchend an, aber der Rechtsanwalt konnte nur die Achsel zucken. »Ich spiele Kricket. Ich gehe Bergwandern. Ich habe keine Zeit für eine Menge Hobbys«, sagte er und klang so verblüfft, wie er wirklich war.
»Eins haben Sie ausgelassen«, sagte Highsmith, jetzt wieder mit eisiger Stimme. »Etwas von besonderer Wichtigkeit für diesen Fall.«
George schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
Highsmith nahm einen dünnen Stoß Fotokopien. »Euer Ehren, ich möchte diese Unterlagen als Beweisstücke der Verteidigung Nummer eins bis fünf verzeichnen lassen. Beweisstück eins ist aus der Schülerzeitschrift der Grammar School in Cavendish für Jungen von 1951. Es ist der Jahresbericht des Fotoklubs der Schule, geschrieben vom Schriftführer George Bennett.« Er gab das oberste Blatt an den Gerichtsdiener weiter. »Die anderen Beweisstücke sind aus einem Mitteilungsblatt des Camera Clubs der Universität Manchester, wo Detective Inspector Bennett sein Studium absolvierte. Sie enthalten Artikel über Fotografie, die von einem George Bennett verfaßt wurden.« Er übergab die Papiere dem Gerichtsdiener.
»Inspector Bennett, leugnen Sie, daß Sie diese Artikel über Fotografie geschrieben haben?«
»Natürlich nicht.«
»Sie sind in der Tat so etwas wie ein Experte in Sachen Fotografie?«
George runzelte die Stirn. Er sah die Falle. Es zu leugnen würde ihn wie einen Lügner dastehen lassen, es zuzugeben konnte die Argumentation der Staatsanwaltschaft für eine Anklage gravierend schädigen. »Die Kenntnisse, die ich hatte, sind längst veraltet«, sagte er vorsichtig. »Außer für Schnappschüsse von der Familie habe ich seit fünf oder sechs Jahren keine Kamera mehr in der Hand gehabt.«
»Aber Sie würden wissen, wo Sie herausfinden könnten, wie man Fotos fälscht«, sagte Highsmith.
George wußte mehr über die Methoden der Anwälte als Ruth Carter. Er war sich klar, daß man eine Frage nicht unbeantwortet lassen darf. »Nicht besser als Sie, Sir.«
»Fotos lassen sich fälschen, nicht wahr?« fragte er.
»Nach meiner Erfahrung längst nicht so sauber wie diese hier«, sagte George.
Highsmith stürzte sich auf den ungewöhnlichen Versprecher. »Nach Ihrer Erfahrung? Sagen Sie dem Gericht hiermit, daß Sie Erfahrung im Fälschen von Fotografien haben?«
George schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Ich sprach von versuchten Fälschungen, die ich gesehen habe, nicht solchen, die ich hergestellt habe.«
»Aber Sie wissen, daß Fotos gefälscht werden können?«
George holte tief Luft. »Wie ich schon sagte, sind meine Kenntnisse der Fotografie völlig veraltet. Alles, was ich über Fotografie weiß, ist wahrscheinlich von Neuerungen in Aufnahmeverfahren und Technik inzwischen überholt.«
»Inspector, bitte beantworten Sie die Frage, wissen Sie oder wissen Sie nicht, daß Fotos gefälscht werden können?« Highsmith klang ungehalten. George wußte, daß Highsmith diesen Ton anschlug, um ihn nicht vertrauenswürdig erscheinen zu lassen, aber er konnte nichts tun, um diesen Eindruck zu verwischen, außer wenn er zugab, ein geschickter Fälscher von Fotos zu sein.
»Ich habe einige theoretische Kenntnisse, ja, aber ich habe nie …«
»Danke«, sagte Highsmith laut und fiel ihm ins Wort. »Eine einfache Antwort genügt immer. Nun, diese Negative, die die Anklage als Beweisstücke vorgelegt
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