Ein Ort für die Ewigkeit
ihm bewußt, daß er den Atem angehalten hatte. Er rieb sich mit den Händen übers Gesicht und spürte mit einer Art Dankbarkeit seine rauhe Haut.
Als das Telefon klingelte, fuhr er auf.
In den gleichen fünf Minuten, da Philip Hawkin die Lebenden verließ, hatte sich Paul George Bennett zu ihnen gesellt.
Tommy Clough und George gingen an jenem Abend nicht mehr zusammen aus.
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TEIL 2
Brookdene, Green Close 14,
Cromford, Derbyshire
10. August 1998
Liebe Catherine,
die Sache, deretwegen ich Ihnen schreibe, ist für uns beide sehr wichtig. Es fällt mir nicht leicht, diesen Brief zu schreiben, um so mehr, als ich Ihnen keine Erklärung für das geben kann, was ich von Ihnen verlange. Ich kann Sie nur um Verzeihung bitten und darum, daß Sie mir weiterhin Vertrauen entgegenbringen, wie Sie es in den vergangenen sechs Monaten getan haben, als wir an dem Projekt »Ein Ort für die Ewigkeit« arbeiteten.
Catherine, Sie müssen die Veröffentlichung dieses Buchs verhindern. Es darf nicht herauskommen. Ich bitte Sie zu tun, was immer nötig ist, um zu verhindern, daß es jemals erscheint. Ich weiß, daß Sie erst kürzlich Ihr fertiges Manuskript beim Verlag abgeliefert haben, so kann man dort mit der Bearbeitung noch nicht sehr weit sein. Aber wie ungelegen es dem Verlag auch kommen mag, Sie müssen klarstellen, daß dieses Buch nie veröffentlicht werden darf.
Ich weiß, daß Ihnen dies unerhört erscheinen muß, besonders da ich Sie darum bitte, ohne zu erklären, warum. Ich kann nur sagen, daß ich neue Informationen erhalten habe, die es untragbar machen, daß dieses Buch als der endgültige Bericht über den Fall Alison Carter stehenbleibt. Ich kann Ihnen nicht sagen, um welche Informationen es geht, weil sie außer mir noch andere Personen betreffen. Ich habe Angst, daß das Buch bei der Veröffentlichung viel Publicity bekommen und dadurch schreckliche Folgen für Unschuldige haben würde. Ich bitte Sie, den Betroffenen diese Konsequenzen zu ersparen, denn sie haben nichts getan, um sie zu verdienen.
Der einzige, der für meine Fehler büßen sollte, bin ich selbst. Ich verstehe, daß der Vorschuß des Verlags zurückgezahlt werden muß, und beabsichtige, den ganzen Betrag, inklusive Ihres Anteils, zurückzuzahlen. Sie verdienen es, für Ihre bereits geleistete Arbeit entschädigt zu werden, und ich werde das Ganze nicht dadurch noch schlimmer machen, daß ich von Ihnen erwarte, das bereits erhaltene Geld zurückzugeben.
Ich weiß, es ist furchtbar, so etwas von einer Autorin zu verlangen, aber ich muß Sie bitten, dieses Buch zu vergessen, diesen Fall zu vergessen und sich von Alison Carters und Philip Hawkins Geschichte abzuwenden. Sie haben die Fähigkeit, die Wahrheit herauszufinden, aber um Ihres inneren Friedens willen dringe ich in Sie, dieses Projekt aufzugeben, wie schmerzlich dies für Sie auch immer sein mag.
Catherine, ich weiß, Sie werden versuchen, mir diese Entscheidung auszureden, aber sie steht fest. Wenn Sie versuchen, mit dem Buch weiterzumachen, werde ich die entsprechenden rechtlichen Schritte unternehmen müssen. Ich würde das sehr ungern tun, weil ich meine, daß im Lauf dieser Arbeit eine Freundschaft zwischen uns entstanden ist, die zu verlieren mir leid täte. Aber Sie können daran sehen, wie ernst mir die Sache mit dem Buch ist, daß ich unsere Freundschaft opfern würde, um zu verhindern, daß es je an die Öffentlichkeit kommt.
Dies alles bedauere ich mehr, als ich sagen kann. Neue Ereignisse haben mein Leben auf den Kopf gestellt, und ich kann kaum noch klar denken. Doch des einen bin ich mir sicher: Sie müssen dafür sorgen, daß unser Buch nie herauskommt.
Mit freundlichem Gruß
Ihr George Bennett
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TEIL 1
1
Februar 1998
S elbst die schwache Wintersonne verlieh dem White Peak eine majestätische Würde. Der kühle blaue Himmel kontrastierte mit dem matten Grün der Felder, die ein wenig vom grauen Schimmer der Trockenmauern angenommen zu haben schienen. Es gab hier mehr Grauschattierungen, als man für möglich gehalten hätte: Das getönte Weiß der Kalksteinfelsen in Streifen und Tupfen, das mit einem ganzen Spektrum von Taubengrau über stumpfes Uniformgrau bis fast Schwarz reichte. Dann die dunkleren Töne der Scheunen und Häuser, die über die Landschaft verstreut lagen; die flachen mattgrauen Schieferdächer mit weißen Rauhreifflecken dort, wo die Sonne nicht hingekommen war, und das schmutzige Grau der
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