Ein Ort für die Ewigkeit
verloren. Catherine fühlte sich wie ein aufgespießter Schmetterling. »Sie meinen, Sie möchten nicht, daß er sich daran erinnert, daß er Ihnen gesagt hat, Sie sollten die ganze Sache absagen.«
»Nein«, protestierte sie. »Ich meine nur, wenn das, was immer in Scardale vorgefallen ist, wirklich seinen Herzinfarkt verursacht hat, dann sollte er nicht darüber sprechen.«
Tommy zuckte die Schultern. »Ich würde sagen, das müssen wir George überlassen. Ich werde ihn nicht dazu drängen, aber wenn er darüber sprechen will, werde ich ihn nicht daran hindern. Es ist besser, er wird es im Gespräch mit mir los, als es unter Verschluß zu halten, wo es vielleicht einen weiteren Infarkt verursacht«, widersprach er eigensinnig. »Und wenn wir schon bei dem Thema sind, ich habe Paul gesehen, als ich wegging. Er hat mich seiner Verlobten vorgestellt. Wir müssen darüber reden«, sagte er bedrückt und trank einen Schluck, der den Whisky auf die Hälfte reduzierte. »Sehen wir uns doch noch einmal diese Urkunden an.«
Catherine fuhr den Computer hoch, während Tommy in dem winzigen Wohnzimmer auf und ab ging. Sobald sie die erste Urkunde auf dem Bildschirm hatte, war er an ihrer Seite. »Zeigen Sie mir Helens Geburtsurkunde noch einmal«, sagte er. Sie ging zur nächsten Seite, und sie hatten die Angaben über Helen vor sich.
»O Gott«, stöhnte er. Er wandte sich ab und ging zum Kamin hinüber, legte den Arm auf den Kaminsims und den Kopf darauf.
Catherine drehte sich auf dem Stuhl zu ihm um. »Tommy, würden Sie mir sagen, was los ist?«
Seine breiten Schultern zuckten, und er wandte ihr wieder das Gesicht zu. Wenn er es ihr nicht sagte, war sie natürlich in der Lage, es sich selbst auszurechnen. So würde er aber wenigstens bestimmen können, was sie wußte und was sie damit anfing. »Sie haben Helen gesehen, nicht wahr?« fragte er matt.
Catherine nickte. »Wir haben uns letztes Jahr in Brüssel kennengelernt.«
»Hat sie Sie nicht an jemand erinnert?«
»Komisch, ich dachte tatsächlich, ich hätte sie schon irgendwo gesehen. Aber jetzt, wo wir wissen, daß sie mit den Scardale-Clans zusammenhängt, glaube ich, was wir sehen, ist eine Art allgemeine Ähnlichkeit mit den Carters.«
Tommy seufzte. »Ja, davon ist auch ein bißchen dabei. Eine Ähnlichkeit mit ihrer Mutter. Aber sie schlägt ihrem Vater nach.«
Sie runzelte die Stirn. »Tommy, jetzt reden Sie aber unverständliches Zeug. Wann sind Sie jemals Samuel und Dorothy Wainwright begegnet?«
Tommy setzte sich schwerfällig in den Sessel. »Ich habe sie beide noch nie im Leben gesehen. Ich spreche nicht von den Wainwrights. Ich spreche von Philip Hawkin.«
»Hawkin?« wiederholte Catherine völlig ratlos.
»Um die Augen herum ist sie Philip Hawkin wie aus dem Gesicht geschnitten. Und sie hat seine Gesichtsfarbe. Ich glaube, aufgrund der Fotos würde man die Ähnlichkeit nicht entdecken, aber wenn man ihn selbst gesehen hat, ist es glasklar.«
»Das kann nicht stimmen«, warf sie ein. »George hätte doch bestimmt die Ähnlichkeit bemerkt?«
»Er hätte nicht unbedingt den Zusammenhang erkannt, bis er die Verbindung zu Scardale direkt vor sich hatte. Außerdem haben Sie doch gesagt, er sei schon vor der Ankunft in Scardale unruhig gewesen.«
»Es könnte trotzdem ein Zufall sein«, erwiderte Catherine eigensinnig. Wenn sie diese Story unter Dach und Fach bringen wollte, mußte sie um jede einzelne Tatsache kämpfen, so daß ihre Taktik bereits stand, noch bevor sie ihren Verleger zu überzeugen begann. Sie konnte ruhig ein wenig von Tommys Erfahrung Gebrauch machen, um ihre Argumente zu entwickeln.
»Sehen Sie sich die Geburtsurkunde an«, sagte er. »Sie heißt Helen Ruth. Ich weiß, Ruth ist nicht gerade ein ungewöhnlicher Name, aber damals war es in dieser Gegend üblich, einem Kind einen Namen aus der Familie als zweiten Vornamen zu geben, gewöhnlich den Namen von einem der Großeltern. Wenn man alles zusammennimmt, was wir hier haben, dann geht die Tatsache, daß Helens zweiter Vorname Ruth ist, über einen Zufall hinaus.«
Catherine zündete sich eine Zigarette an, um die unvermeidliche Frage hinauszuschieben. »Wenn also Philip Hawkin Helens Vater ist … wer war dann ihre Mutter?«
»Also, jedenfalls nicht seine Frau, das steht fest. Ruth Carter bekam im Juni 1964 kein Kind – sie war beim Prozeß gegen ihren Mann anwesend. Wir sahen sie in der Vorbereitungszeit des Prozesses mindestens einmal die Woche, und sie war nicht
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