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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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schwanger.«
    »Bei manchen Frauen sieht man es nicht so«, gab sie zu bedenken. »Sie sehen nur aus, als hätten sie ein bißchen zugenommen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Catherine, als wir Ruth kennenlernten, war sie eine kräftige Farmersfrau. Bis es zu dem Prozeß kam, sah sie aus, als könnte ein starker Wind sie ohne weiteres von Scardale nach Denderdale pusten. Sie hätte im Juni 1964 keine Tochter zur Welt bringen können.«
    »Wer war es also?« beharrte Catherine. »Ich nehme an, wir schließen eine wilde, leidenschaftliche Affäre mit Dorothy Wainwright aus?«
    »Unmöglich ist es nicht, nehme ich an«, sagte Tommy. »Dorothy wäre damals erst Mitte Dreißig gewesen. Hätte aber Hawkin mit ihr geschlafen, dann hätte ich erwartet, daß er es während des Prozesses als Beweis dafür vorgebracht hätte, ein normaler, stürmischer Mann zu sein und kein mieser Typ, der sich an kleine Mädchen ranmachte. Wir vermuteten immer schon, daß das der einzige Grund war, warum er Ruth heiratete – damit er, wenn es Fragen wegen Alisons Belästigung gab, in der Lage wäre, seine Ehe als Bestätigung dafür zu erwähnen, daß er genau wie jeder andere Durchschnittsmann sei. Jedenfalls gibt es keine Hinweise, daß er die Wainwrights jemals kennengelernt hat. Aber wenn wir bei unserer Theorie über die wahre Identität der Frau bleiben, die sich Janis Wainwright nennt, dann haben wir ein Mädchen im gebärfähigen Alter im Hause der Wainwrights, das nachgewiesenermaßen eine Verbindung zu Hawkin hatte. Eine weibliche Person, von der wir durch Fotos wissen, daß sie von Hawkin vergewaltigt wurde.« Seine Worte fielen bleischwer in die Stille.
    »Alison Carter ist die Mutter von Helen Markiewicz, geborene Wainwright«, sagte Catherine, indem sie Tommys lange Umschreibungen in harte, unzweideutige Tatsachen umformulierte. »Und Philip Hawkin ist ihr Vater.«
    Sie sah Tommy an, und er starrte zurück. Nichts sonst konnte die eindeutigen Tatsachen und die körperliche Ähnlichkeit erklären, die sie entdeckt hatten. Aber es war eine Lösung, die so viele wichtige Fragen aufwarf, daß Catherine nicht einmal wußte, wo sie anfangen sollte.
    Sie holte tief Atem und sagte das, was Tommy ihrer Meinung nach auch dachte. »So wird also George Bennett bald der Schwiegervater der Tochter eines Mannes, für dessen Tod durch den Strang er verantwortlich war und der für die Ermordung ihrer Mutter gehängt wurde. Nur war Helen zu der Zeit, als ihr Vater ihre Mutter ermordet haben sollte, noch nicht geboren.« Wenn man es so gedrängt formulierte, dachte sie, sah König Ödipus dagegen wie eine simple Geschichte vom Land aus.
    »Es scheint so«, sagte Tommy. Er trank sein Glas aus und griff zum Sideboard hinüber nach der Whiskyflasche.
    »Ich weiß, es klingt verrückt … aber es sieht so aus, als hätten Ruth und Alison eine Verschwörung angezettelt, damit Philip verhaftet wurde.«
    Tommy goß sich langsam noch ein ordentliches Glas Bushmills ein. Er nippte daran und sah ihr unter seinen buschigen Brauen hervor direkt in die Augen. Dann ließ er das Glas sinken und sagte. »Das auf alle Fälle, Catherine. Das auf alle Fälle.«
    Sie goß sich Rotwein nach und merkte, daß ihre Hand zitterte. Dies hier war mehr als die beste Story, über die sie je gestolpert war, es war eine Tragödie, deren Auswirkungen über fünfunddreißig Jahre hinweg reichten und Menschen der zweiten Generation, die keine Ahnung davon hatten, daß ihre Vergangenheit mit solch explosivem Zündstoff beladen war, das Leben vergällen konnte. Sie war in einer Situation, die sie mit Schrecken erfüllte und zugleich in Hochstimmung versetzte. Sie glaubte nicht, daß die Information, die sie schon hatte, bei ihr besonders gut aufgehoben war, und war fast froh, daß Tommy da war, um als Bremse gegen ihre verrückten Impulse zu fungieren.
    »Was machen wir jetzt?«
    »Gute Frage«, sagte Tommy.
    »Oh, von denen hab ich genug.«
    »Ich glaube, es bleibt uns nur eine Wahl. Ich meine, wir müssen die ganze Sache ruhen lassen und vergessen. Wir müssen Alison Carter – wenn sie es ist – ihren Frieden lassen, und wir müssen Helen und Paul ohne eine Wolke am Horizont heiraten lassen.«
    »Kommt gar nicht in Frage«, protestierte Catherine. »Ich kann nicht so tun, als sei nichts passiert. Diese neue Situation stellt einen der bedeutendsten Rechtsfälle seit dem Krieg auf den Kopf und nimmt einem wichtigen Präzedenzfall die Gültigkeit.«
    »Verschonen Sie mich mit

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