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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sagte Tommy. »Ich paß schon auf ihn auf.«
    Zögernd stand Anne auf und entfernte sich langsam. Während sie durch den Raum ging, warf sie alle zwei Schritte einen Blick zurück. Tommy setzte sich auf ihren freien Stuhl und beugte sich vor, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Er begann, George leise von seinen Erlebnissen beim Beobachten der Vögel zu erzählen. Nach ungefähr zehn Minuten erschien eine Schwester und überprüfte Georges Körperfunktionen. »Ich weiß nicht, wie Sie es geschafft haben«, sagte sie, »aber Mrs. Bennett schläft zum ersten Mal, seit sie ihren Mann eingeliefert haben. Selbst wenn es nur ein kleines Nickerchen ist, wird es ihr sehr guttun.«
    »Das freut mich.« Tommy wartete, bis die Schwester gegangen war, dann nahm er seine einseitige Unterhaltung wieder auf. »Du wirst dich fragen, was ich hier zu suchen habe«, sagte er. »Es ist eine ziemlich lange Geschichte, und eigentlich sollte ich sie dir nicht erzählen. Also, lassen wir das mal beiseite, was mich hierhergebracht hat, sei dankbar, daß meine häßliche Visage genug war, um deine Anne dazu zu bringen, daß sie sich hingelegt hat.«
    Während er sprach, bemerkte er, wie Georges Augenlider zitterten, dann öffnete er sie plötzlich. Tommy beugte sich vor und nahm seine Hand. »Willkommen, George, da bist du ja wieder«, sagte er leise. Er winkte mit dem freien Arm, um einer Schwester Bescheid zu geben. »Keine Panik, alter Freund, es wird dir bald bessergehen.«
    George runzelte die Stirn, sein Blick war verwirrt. »Anne ist gleich wieder da«, sagte Tommy. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.« Während er sprach, kam die Schwester wieder ans Bett. Tommy sah auf. »Er ist wach.«
    Als die Schwester herantrat, ging Tommy weg. »Ich hole Anne«, versprach er. Er eilte den Korridor entlang und folgte den Schildern zum Zimmer für Familienangehörige. Anne lag fest schlafend auf einem Sofa ausgestreckt. Er mußte sich überwinden, sie aufzuwecken, aber sie würde ihm nie vergeben, wenn er es nicht tat. Tommy legte ihr eine Hand auf die Schulter und schüttelte sie sachte. Anne schlug die Augen auf, war sofort wach und schaute ihn panisch erschrocken an.
    »Ist schon gut«, sagte er. »Er wacht auf, Anne.«
    Sie stand mühsam auf. »Oh, Tommy!« rief sie, legte ihm die Arme um den Hals und drückte ihn an sich. Während sie ihn umarmt hielt, stand er unbeholfen da und wußte nicht, was er mit seinen Händen machen sollte.
    »Ich komme morgen wieder«, sagte er, als sie ihn losließ, und drehte sich um, um zu gehen.
    In der Tür schaute sie zurück. »Danke, Tommy. Du bist unglaublich.«
    Er stand einen Moment da und sah sie an. »Es gibt noch mehr Unglaubliches«, sagte er traurig, verließ die Intensivstation und machte sich auf den Weg.

5
    August 1998
    E s gelang Catherine, fast eineinhalb Stunden bei einem Abendessen zuzubringen, das ihr vollkommen gleichgültig war. Es war trotzdem erst kurz nach halb acht, als sie nach Longnor zurückkam. Aber Tommy wartete schon, er saß auf dem Kalksteinmäuerchen vor dem Haus und sah grau und blaß aus. Catherine fühlte plötzlich Sorge um ihn. Sie vergaß immer wieder, daß er ein alter Mann war, weil er so fit und munter schien. Aber nun war er mehr als einen halben Tag Auto gefahren und hatte wahrscheinlich nicht zu Abend gegessen.
    Er begrüßte sie mit: »Gott sei Dank sind Sie wieder da. Wir müssen uns zusammensetzen und reden.«
    »Wie geht es George?« fragte sie, während sie aufschloß und sie zusammen ins Haus traten. »Einen Drink?«
    »Haben Sie Whisky?«
    »Nur irischen.« Sie deutete zum Sideboard. »Ich hole mir schnell ein Glas Wein.« Sie ging in die Küche und öffnete eine Flasche. Als sie zurückkam, hatte Tommy fünf Zentimeter Bushmills in ein Reklameglas von einer Tankstelle eingeschenkt.
    »Also, wie geht es George?« fragte sie noch einmal und erwartete das Schlimmste.
    »Er ist wieder bei Bewußtsein. Ich war bei ihm, als er die Augen aufschlug.«
    »Sie waren bei ihm? Wie sind Sie denn reingekommen?«
    Tommy seufzte. »Na, was glauben Sie? Ich habe gelogen. Natürlich war er noch nicht soweit, zu sprechen. Aber er schien mich zu erkennen. Ich habe Anne gesagt, ich würde morgen früh wieder kommen. Vielleicht kann ich dann mit ihm sprechen.«
    »Ich glaube, dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, um mit ihm über Scardale und Alison zu reden«, sagte Catherine.
    Tommy sah sie scharf an. Er hatte im Lauf der Jahre nichts von seiner Wirkung auf Menschen

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